Kurd-Laßwitz-Preis für Emma Braslavsky Bestes Deutsches Science-Fiction Hörspiel 2022
Das BR Hörspiel freut sich über den bekanntesten deutschen Science Fiction Preis – und hat derzeit überhaupt Grund zu feiern: Seit Anfang des Jahres erhielten mehrere Hörspiel- Produktionen und -Autorinnen und -Autoren renommierte Preise und Auszeichnungen.
Autorin Emma Braslavsky kann nicht nur spannend unterhalten, ihre literarischen Zukunftsvisionen liefern immer auch hellsichtige Analysen und Kommentare zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Das erkannte Regisseurin Maria Schrader, deren mit dem Bayerischen und Deutschen Filmpreis ausgezeichneter Spielfilm "Ich bin dein Mensch" auf Braslavskys gleichnamiger Kurzgeschichte beruht, und das wiederum erkannte BR-Chefdramaturgin Katarina Agathos, als sie Emma Braslavsky und Regisseur Lorenz Schuster mit der Hörspieladaption von Braslavskys "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten" beauftragte.
Am 19. Mai wurde nun das Hörspiel "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten" in Berlin mit dem bekanntesten deutschsprachigen Science Fiction Preis, dem Kurd-Laßwitz-Preis 2023 ausgezeichnet.
Das Hörspiel
Berlin, in einer nahen Zukunft. Dank boomender Robotik können sich Menschen künstliche Partner und Partnerinnen bestellen. Doch statt dem Glücksfaktor steigen die Selbstmordraten. Die Roboter-Kommissarin Roberta soll Angehörige von Suizidopfern ermitteln, um der Stadt Bestattungskosten zu sparen.
"Zusammen mit Regisseur Lorenz Schuster, der auch für die musikalische und akustische Unterstützung des Hörspiels verantwortlich zeichnet, erzeugt Emma Braslavsky aus vielen Dialogszenen und Robertas Off-Stimme ein Kriminalstück, das durch seine formale Struktur, die düstere Atmosphäre einer dystopisch gefärbten Zukunft, vor allem aber mittels der lakonischen Erzählstimme an Crime Noir erinnert. Gleichzeitig liefern die technischen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, die Beschränkungen der Logik-Algorithmen und die Andersartigkeit der physischen Funktionen von (…) Roberta auch immer wieder feine humorvolle oder skurrile Momente. Vor allem durch den gelungenen Schluss warnt das Hörspiel auch davor, digitale Werkzeuge zu Akteuren zu machen und den Menschen zum unmündigen Bürger."
Aus der Laudatio
Eins, zwei, drei … viele Preise
Für den BR reiht sich der Kurd-Laßwitz-Preis im Jahr 2023 in eine ganze Kette von Auszeichnungen ein, die jede für sich die Einzigartigkeit ganz unterschiedlicher Hörspiele hervorheben, deren künstlerische und gesellschaftliche Relevanz und ihren hohen Unterhaltungswert.
Hörspiel des Monats Januar 2023: "Wes Alltag Antwort gäb" von Gesche Piening
So wurde dem BR bereits im Januar 2023 die renommierte Auszeichnung "Hörspiel des Monats" für Gesche Pienings "Wes Alltag Antwort gäb" verliehen. In den zahlreichen Radiofeatures und Hörspielen, die die Münchner Autorin und Regisseurin bisher für den BR realisiert hat, untersucht sie immer wieder gesellschaftliche Privilegien und Ungleichheiten. Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, bestehend aus Autorin, Journalistin und Podcasterin Yasmine M'Barek, Spoken-Word-Artist und Moderatorin Miedya Mahmod und Horst Wegener, Rapper und Songwriter, begründete ihre Entscheidung u.a. so:
"'Wes Alltag Antwort gäb' bietet als Sendung Zugang zu einem monologischen Gesellschaftsporträt, das eindrücklich und aufwühlend seine Zuhörer bannt. Sie bespricht die Anforderung an das Ich, das im besten Falle stets glänzend und aktiv sein sollte. Der bekannte Drang, sich selbst zu inszenieren und die eigene Geschichte anzupassen, wird von dem nicht unbedingt präsenten Ich des Hörspiels getragen. Fast beklemmend drängt es den Hörenden selbst zu reflektieren und erinnert an den kritischen Blick, den die Gesellschaft auf einen hat, zu denken und das eigene Leben zu hinterfragen. (…) Besonders lobend hervorzuheben sind die musikalischen Untermalungen, die oft im Crescendo enden und den Hörer unabdingbar ans Weiterhören binden. Der lethargische Unterton des Sprechers lässt die reinen Worte in den Vordergrund rücken."
Aus der Jurybegründung
Hörspiel des Monats Februar 2023: "Liberté" von Maja Das Gupta
Auch im Februar entschied sich die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für eine BR-Produktion: In "Liberté" nähert sich die Münchner Autorin Maja Das Gupta literarisch an des Leben der Kinderbuchautorin, Pianistin und Widerstandskämpferin Noor Inayat Khan an.
"Mit Liberté liefert Maja Das Gupta und der BR eine einzigartige Spionagegeschichte, die zunächst mit historischem Tiefgang und Ambiente glänzt. Das einfühlsame, mitreißende Porträt der indischen Prinzessin sowie britischen Geheimagentin und Künstlerin Noor Inayat Khan, die im Jahre 1944 im KZ Dachau ermordet wurde, bietet einen seltenen Zugang. Trotz der Kürze wird Das Gupta der historischen Tiefe und der Notwendigkeit, es zu erzählen gerecht. Die NS-Zeit als Thriller und mit Fokus auf die Außenperspektive hat die Jury überzeugt."
Aus der Jurybegründung
Hörspiel des Monats März 2023: "Pimp your life - per Knopf im Ohr zum Besten aller Leben" von Tina Klopp
Im März entschied sich die Hörspiel-Des-Monats-Jury zum dritten Mal in Folge für eine BR-Produktion. Nach zwei Einzelhörspielen zeichnete sie die außergewöhnliche Hörspiel-Serie "Pimp your life" der Kölner Autorin und Künstlerin Tina Klopp aus.
"Bei der sechsteiligen 'Doku-Fiction' überzeugte die Reise der Protagonistin Tina Klopp durch die unterschiedlichsten Lebensbereiche mit Hilfe unterschiedlicher Coaches. Sie hält den Zuhörenden immer wieder den Spiegel des eigenen Handelns vor. Dabei verblüfft, wie berechenbar wir als Individuen sind und wie sehr man, mit gezielter Manipulation anderer, seine eigenen (individuellen) Ziele durchsetzen kann. Während man Folge für Folge dem Weg der Hauptprotagonistin Tina Klopp folgt, bietet das Hörspiel viel Raum und Projektionsfläche, das eigene Handeln, aber auch das eigene Umfeld, in Frage zu stellen."
Aus der Jurybegründung
Preis der deutschen Schallplattenkritik: "Herr Achterbusch, wie heißen Sie?" von Herbert Achternbusch und Andreas Ammer
Mit seiner Hommage und O-Ton Collage "Herr Achternbusch, wie heißen Sie?" landete Andreas Ammer im März 2023 in der Kategorie Wortkunst auf der Longlist 2/23 des Preises der deutschen Schallplattenkritik, der vierteljährlich die besten und interessantesten Neuveröffentlichungen der vorangegangenen drei Monate auszeichnet.
HR-2 Hörbuchbestenliste 5 /2023: "Unruhiger Garten der Seele" von Alexander Kluge
Direkt nach ihrem Erscheinen im Mai landete die Hörbuchveröffentlichung von Alexander Kluges "Unruhiger Garten der Seele" auf der Bestenliste des Hessischen Rundfunks: "Da Regisseur Karl Bruckmaier und Alexander Kluge dank diverser Produktionen ein eingespieltes akustisches Team sind, haben sie jetzt Kluges mittlerweile 91-jähriges irdisches Dasein einfach in eine freidrehende Stunde gepackt.", kommentiert Feuilletonist Alexander Camman: "Ein ziemlich genial verrücktes Leben in ziemlich genial verrückter Abmischung – hier will man nicht weglaufen, sondern wünscht sich eine endlose Fortsetzung."
Hörspiel/Dokumentation und Medienkunst gratuliert allen an den ausgezeichneten Hörspielen Beteiligten und freut sich mit ihnen auf die weitere Produktion künstlerisch anspruchsvoller und unterhaltsamer Hörspiele.