Auszeichnung für Abschlussreportage Volontierende gewinnen Quandt-Medienpreis
Die Ausbildungsredaktion des BR wagte mit dem 30. Volontärsjahrgang ein Experiment: Zum ersten Mal sollte eine Abschlussreportage für die Wirtschaftssendung "mehr/wert" entstehen. Nun haben vier Volontärinnen und Volontäre mit ihrem Film "Heute chic, morgen Ramsch — Wie Corona die Modebranche trifft" den Herbert Quandt-Medienpreis gewonnen.
März 2020, die heiße Phase im 30. Volontärsjahrgang beginnt: Innerhalb von wenigen Wochen sollen gleich mehrere umfangreiche TV-Reportagen entstehen, quasi als krönender Abschluss von zwei Jahren Volontariat.
Doch Corona macht allen zwölf Volontärinnen und Volontären einen Strich durch die Rechnung, lang recherchierte Themen und Geschichten sind hinfällig oder schlichtweg nicht mehr umsetzbar.
Corona-Chronik mittelständischer Textil-Unternehmen
Schnell muss eine neue Idee her: Ein Unternehmen durch die Krise begleiten — mit allen Höhen, Tiefen und Ungewissheiten — und dabei besondere Einblicke in einen schon lang überstrapazierten Markt gewinnen: die Modebranche.
Das Team der Volos
Anna Feininger, Johannes Hofmann, Anna-Elena Knerich und Maximilian Sippenauer porträtierten mehrere Textil-Unternehmen an verschiedenen Stellen der Verwertungskette, um herauszufinden, wie schnell das System aus dem Gleichgewicht gerät.
Sie begleiten einen Münchner Modeunternehmer über mehrere Wochen, fahren nach Tschechien, wo sie auf volle Lagerhallen mit neuer, aber vom Markt nicht benötigte Kleidung stoßen, und spüren in Nordrhein-Westfalen und Nürnberg den Geschäftsmodellen der Zweit- und Drittvermarkter nach.
Ein Jahr später wurde die Reportage nun mit dem Quandt-Medien-Preis ausgezeichnet.
Das war der Jury einen Preis wert
Die Jury begründet ihre Auszeichnung damit, dass die Reportage eine bewegende Nahaufnahme mittelständischer Unternehmen bietet, hinter die Kulissen der Modewelt blickt und dabei Probleme beleuchtet, ohne anzuklagen — in einer wohl einmaligen Phase der deutschen Wirtschaft.
Pilot-Projekt zwischen Ausbildungs- und Wirtschaftsredaktion
"Mich freut es besonders, dass wieder einmal ein Ausbildungsprojekt einen so renommierten Preis gewonnen hat. Das zeigt, dass unsere Volontierenden einerseits ein gutes journalistisches Gespür entwickelt haben für die richtigen Geschichten in schwierigen Zeiten; und andererseits dank unserer Trainerinnen und Trainer – und in diesem Fall allen voran Wolfgang Günther – das nötige Know-how vermittelt bekommen haben, um Filme zu produzieren, die preiswürdig sind."
Clemens Finzer, Leitung Abt. Ausbildung
"Mit der Reportage 'Heute chic, morgen Ramsch' über die durch die Corona-Pandemie ausgelösten existenziellen Sorgen und Nöte in der Modebranche ist es den Autorinnen Anna Feininger, Johannes Hofmann, Anna-Elena Knerich und Maximilian Sippenauer hervorragend gelungen, hinter die Kulissen eines weit verzweigten internationalen Business' zu schauen und damit den Zuschauerinnen und Zuschauern Einblick in eine ökonomische Parallelwelt mit den ihr eigenen Strukturen und Gesetzen zu geben. Durch die Methode der sequentiellen Dramaturgie gelingt es ihnen dann, die verschiedenen Schicksale wunderbar zu verknüpfen und den Spannungsbogen bis zur letzten Sekunde zu halten."
Dieter Lehner, Redakteur Wirtschaft und Soziales