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VDJR Columbus Radiopreis 2022 Zwei BR-Beiträge ausgezeichnet

Zwei Autoren wurden jetzt für ganz besondere Beiträge mit dem Columbus Radiopreis in Silber ausgezeichnet. Leonie Thim berichtete über von das vor zu starker Abwanderung bewahrte Schweizer Tal Valposchiavo. Johannes Marchl hat eine Architektin aus Bulgarien getroffen, die sich für ein Denkmal aus kommunistischer Zeit einsetzt.

Von: Ingrid Wolf, PB Politik und Wirtschaft und Katja Paysen-Petersen, PB Aktuelles

Stand: 09.03.2023 | Archiv

Die Preisträger Johannes Marchl und Leonie Thim mit ihrer Columbus-Urkunde | Bild: Michael Karl

Die Schweiz ist ein Land der Einwanderung. In fast allen Kantonen steigen die Einwohnerzahlen, außer in Graubünden, dem südöstlichen Kanton mit Grenze zu Italien. Besonders das Tal Valposchiavo kämpfte jahrzehntelang mit Abwanderung, drohte zu überaltern und am Ende "auszusterben". Das wollten die Menschen vor Ort nicht hinnehmen und haben deshalb im Jahr 2015 die Regionalmarke "100 Prozent Valposchiavo" gegründet. Damit vermarkten sie ihre regionalen Produkte. Anders als viele anderen Regionalmarken punktet "100 Prozent Valposchiavo" zusätzlich mit fast ausschließlich biologischer Produktion.

Die Idee hinter dem Siegel war, mehr Touristen anzulocken, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen sowie Kulturveranstaltungen zurück ins Tal zu holen, um auch die Lebensqualität der Einheimischen zu steigern. Ob das Konzept aufgegangen ist, darüber berichtet Leonie Thim im Auftrag der Redaktion Landwirtschaft und Umwelt in ihrer Radioreportage für das Notizbuch auf Bayern 2.

Treffen mit den Erfindern des Siegels

Der Obstbauer Niccoló Paganini zeigt der Reporterin Leonie Thim seine Bäume.

Für ihre Reportage hat sie diejenigen getroffen, die das Siegel erfunden haben. Den Touristikleiter des Tals, einen Landwirt, der seinen Absatz dank der Marke steigern und immer neue Anbauarten testen konnte sowie eine junge Frau, die nach ihrem Studium in Zürich zurückkehrte in ihr Tal, um wieder dort zu leben. Ein lokaler Gastwirt und Hotelier konnte sein Traditionsunternehmen auch dank des Siegels modernisieren und selbst die Schweizer Touristen genießen die kulinarischen und landschaftlichen Reize des Tals, das südlich des 4.000 Meter hohen Bernina-Massivs liegt - zwischen dem ewigen Gletschereis im Norden und dem fast mediterranen Klima im Süden kurz vor der italienischen Grenze.

Columbus Radiopreis für Reportage "Valposchiavo: Ein Schweizer Tal erfindet sich neu"

Der Verband Deutscher Reisejournalisten hat Leonie Thim für ihre Reportage mit dem Columbus Radiopreis in Silber ausgezeichnet.

"Die Autorin hat eine dichte Reportage geschaffen. Ihre vielen Akteure machen klar, wie erfolgreich das Angebot geworden ist, von Bio-Beeren, über Bier, Kräutertee bis zum Buchweizen für die regionale Spezialität Pizzoccheri. Die Urlauber kommen wegen der Ruhe und dies sogar noch umweltfreundlich mit der Rhätischen Bahn. Und wie die Einheimischen sagen: Es gibt wieder Leben im Tal.

Dies, so Leonie Thim, dank der Menschen die sich engagieren und Konzepte entwickeln. Regionale Nachhaltigkeit kann funktionieren, wenn alle mitmachen. Dieser Beitrag beweist es."

Aus der Begründung der Jury

Glückwunsch!

Die Redaktion Landwirtschaft und Umwelt ist stolz auf "ihre" Preisträgerin und gratuliert herzlich. Redaktionsleiterin Eva Lell sagt: "Leonie Thim zeigt in ihrem Feature, welche Chancen Landwirtschaft und Tourismus im Alpenraum bieten können, wenn sie die Natur schützen und nicht nur benützen. Mit ihrem Feature ist es der Autorin darüber hinaus gelungen, Bilder im Kopf zu malen und Sehnsucht zu wecken, dieses Tal kennenzulernen."

Programmhinweis

Radioreportage – Valposchiavo: Ein Schweizer Tal erfindet sich neu
Autorin: Leonie Thim
Redaktion: Ingrid Wolf, Landwirtschaft und Umwelt

radioReisen aus Bulgarien: Buzludzha-Denkmal auf 1.400 Metern Höhe

Johannes Marchl vor dem Buzludzha-Denkmal

Wussten Sie, dass auf einem einsamen Gipfel im Balkangebirge Bulgariens ein überdimensionales Ufo steht? Nein!? Dann hören Sie doch mal rein in Johannes Marchls Beitrag zu "Buzludzha" aus den "radioReisen". Kleiner Downer für alle Alien-Freunde: Das riesige Beton-Gebilde da oben auf 1.400 Metern Höhe ist natürlich kein echtes Ufo. Aber es sieht wirklich so aus wie der Rumpf des Raumschiff Enterprise, nur ohne Antriebsdüsen. Und: Es stammt aus einer für viele von uns fremden Welt.

Das "Ufo", das Johannes Marchl da genauer betrachtet hat, ist eines der größten und eindrucksvollsten Monumente, die der Sozialismus in Osteuropa hinterlassen hat. Ein Parteidenkmal, einst glorreich gefeiert, genutzt für Ehrungen und auswärtige Gäste.

Vom glorreichen Denkmal zum Lost Place

Buzludzha-Denkmal: verkommen zum Lost Place.

Heute ist das glorreiche Denkmal von einst eine Ruine, zerstört durch kapitalistische Vandalen, durch Wind, Wetter, Regen und Schnee. Aber auch durch Lost-Place-Touristen, die hier Partys gefeiert, Raves veranstaltet, Graffitis hinterlassen haben. Das Denkmal droht zu verfallen – aber es gibt Menschen, die es retten wollen.

Betreten und Arbeiten: nur mit Schutzkleidung erlaubt.

Eine Forschercrew aus acht Ländern arbeitet daran, den Ist-Zustand zu erhalten, sodass Besucher*innen bald sein Inneres besichtigen können. Und damit auch die Mosaike, die sich kreisrund am Hauptraum entlangziehen und die Geschichte der kommunistischen Partei darstellen. Das Ziel der Forscher: nicht Verherrlichen, sondern Erinnern, Mahnen. Stichwort: Dissonant Heritage. Ein unbequemes Erbe. Noch müssen die Touristen draußen bleiben.

Glückwunsch!

Johannes Marchl durfte aber rein, mit Schutzkleidung, Helm, Mikrofon – und seinem alten Schulfreund, einem Professor für Restauration. Eine spannende, skurrile, aufschlussreiche Reise. Wir freuen uns sehr, dass Johannes damit den Columbus Radiopreis 2022 in Silber erhalten – und unsere Sendung einmal mehr bereichert hat!

"Ein brutal auf einem bulgarischen Berg stehendes, siebzig Meter hohes Denkmal für die kommunistische Partei in das Zentrum eines Reiseberichts zu setzen, bedarf eines gewissen Muts. Sieben Jahre gebaut, knapp neun Jahre als Versammlungszentrum genutzt, 1989 dem Verfall überlassen.

Lost Place in Perfektion. Als Vorbereitung für den Besuch ist diese Reportage gewissermaßen Pflicht. Und wer nicht fährt wird akustisch in den Bann gezogen und sprachlich auch noch gut unterhalten. Perfekt!"

Aus der Begründung der Jury

"Das Thema Reisen steht bei unserem Publikum hoch im Kurs und trifft beim Bayern 2-Markenkern 'Entdeckerfreude' mitten ins Schwarze. Immer öfter setzen wir dabei auf Orte und Regionen in Europa - besonders unter dem Aspekt Nachhaltigkeit -, die gut mit der Bahn zu erreichen sind. Wie gut, dass der Bayerische Rundfunk als einer von wenigen Anbietern in der ARD, diesem Themenfeld eine eigene wöchentliche Sendereihe widmet.

Und erneut zeigt sich, dass Bayern 2 mit den radioReisen auch in Sachen Qualitätsjournalismus punktet. Dabei profitiert die Redaktion immer wieder vom besonderen Engagement freier Autorinnen und Autoren, die, wenn sie privat unterwegs sind, gerne ihr Mikrofon und ihr Aufnahmegerät für uns zücken.

Ein herzliches Dankeschön und Glückwunsch an Johannes Marchl und Leonie Thim!"

Ulrike Ebenbeck, Leiterin Hörspiel/Dokumentation/Medienkunst

Programmhinweis

Bayern 2 radioReisen – Bulgarien: Buzludzha-Denkmal auf 1.400 Metern Höhe
Autor: Johannes Marchl
Redaktion: Katja Paysen-Petersen, radioReisen

 


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