Willi-Bleicher-Preis 2020 BR-Produktion ausgezeichnet
Die IG Metall verleiht jedes Jahr den Willi-Bleicher-Preis an Journalistinnen und Journalisten, die mit ihren Beiträgen die Arbeitswelt erlebbar machen. Ausgezeichnet für ihre besondere Leistung wurden heuer Kokutekeleza Musebeni und Malcolm Ohanwe vom BR.
In der bayerischen Hauptstadt München gibt es circa 30 Branchenbuch-Einträge, wenn man im Internet nach sogenannten Afroshops sucht. "Afroshops" werden Haar-, Kosmetik- und teilweise auch Lebensmittelgeschäfte genannt, die sich auf die Bedürfnisse afrikanisch-stämmiger Menschen fokussieren. Dieser speziellen Einzelhandelskultur haben die Zünfunk-Autorin Kokutekeleza Musebeni und der Zündfunk-Autor Malcolm Ohanwe nachgespürt.
Recherche in Afroshops
In dem Zündfunk-Generator "Afroshops - Haare, Haut und Schwarzes Deutsches Unternehmertum" erlebt das Publikum eine Radio-Reise, die auch persönlich wird. Es geht um Hautaufhellungs-Cremes und Selbsthass, über die mangelnden Ausbildungs-Angebote für Friseurinnen und Friseure, wenn es um krauses Haar geht, um die Integration von afrikanischen Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt und um geschützte Räume für von Rassismus betroffenen Menschen. Außerdem konfrontieren die Autorin und der Autor große Drogerie-Konzerne mit diesen Themen.
Portraitiert in dem Hörfunk-Feature werden im Schwerpunkt Salima Munganga, die Besitzerin des ersten Afroshops, den Koku mit erst 15 Jahren gefunden hatte, und Malcolms Vater Oscar Onyekachi Ohanwe, der ebenfalls einen eigenen Friseur- und Kosmetiksalon in München betreibt. In dem Feature lernen wir diverse Betroffene, aber auch Afrohaar-Expertinnen wie Ciania Sophia Hoeder, Enyonam Tetteh-Klu und Esther Donkor sowie die Dermatologin Ephsona Shencoru kennen.
Einblicke in die schwarze Community in Deutschland
"Malcolm Ohanwe und Kokutekeleza Musebeni liefern mit ihrem Podcast wertvolle Einblicke in die schwarze Community in Deutschland. Sie bringen uns damit eine bislang wenig bekannte Seite unseres Landes differenziert, aber zugleich auch anschaulich und unterhaltsam näher. Beiträge wie dieser sind für eine offene, diverse Gesellschaft von unschätzbarem Wert – erst recht in Zeiten erstarkender rechter Gewalt. Und noch etwas macht diesen Beitrag preiswürdig: Er zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Redaktionen in Deutschland endlich diverser werden."
Aus der Begründung der Jury
Für die Redaktion des Beitrags war Julia Fritzsche verantwortlich, während Bernhard Jugel die Produktion übernahm. Der Podcast ist in Begleitung mit einer speziellen Social-Media-Woche auf dem BR-Kanal Workin' Germany einhergegangen, wo die Autorin und der Autor auch noch eine kurze Video-Dokumentation über Münchner Afroshops produziert haben.