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Space Night News "Irre, was da los ist"

Am Sonntag, 6. Juni, startete das neue Magazin "Space Night News" in ARD-alpha. Moderiert wird die Sendung von der Astrophysikerin und Philosophin Dr. Sybille Anderl. Im Interview erzählt sie, was das neue Format mit der klassischen Space Night verbindet und für welche News sie sofort eine Sondersendung machen würde.

Von: Michael Peer, Unternehmenskommunikation

Stand: 03.06.2021 | Archiv

Astrophysikerin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Sibylle Anderl | Bild: BR

Über die Sendung

Was gibt es Neues aus dem Universum? Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse der Weltraumforschung auf die Zukunft der Menschheit? Darüber informiert das neue Space-Magazin "Space Night News" in ARD-alpha. Von Sonntag, 6. Juni 2021, an präsentiert die Astrophysikerin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Sibylle Anderl jeden ersten Sonntag im Monat um 19.15 Uhr spannende Neuigkeiten aus unserem Sonnensystem, der Milchstraße oder fernen Galaxien.

BR: Frau Anderl, für Viele ist die klassische Space Night ein eher kontemplatives Angebot mit cooler Musik zum Entspannen. Für die "Space Night News" sollte man den Kopf besser nicht ganz abschalten, richtig?

Dr. Sibylle Anderl: Ja, das stimmt, denn bei den "Space Night News" geht es natürlich um Inhalte: Jeden Monat stellen wir dort die Neuigkeiten aus dem Weltall vor. In der Astrophysik und der Raumfahrt passiert momentan so viel Spannendes, dass es sich sehr lohnt, das aktuell zu verfolgen. Und das Tolle an den Themen ist: Auch wenn der Kopf gefragt ist, gibt es trotzdem, wie in der klassischen Space Night, auch immer sehr schöne Bilder, denn der Kosmos ist einfach unglaublich ästhetisch!

Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer?

Wir wählen jeden Monat die Highlights der aktuellen Forschung aus und erklären deren Hintergründe: Es geht um unser Sonnensystem, aber auch um ferne Sterne und Planetensysteme in unserer Milchstraße, um ferne Galaxien und das Universum im Ganzen. Dazu Neues aus der Raumfahrt, wo derzeit auch so viele neue Missionen und Projekte im Gange sind, wie wahrscheinlich schon lange nicht mehr.

Was wollen Sie mit der Sendung erreichen?

Ziel ist es, die Begeisterung und Faszination am Kosmos zu teilen. Die Astrophysik ist meiner Meinung nach eine der spannendsten wissenschaftlichen Disziplinen, unglaublich vielfältig, fantasieanregend und von der Art, dass sie uns Menschen immer wieder an die Grenzen unserer Vorstellungskraft bringt. Wenn der eine oder die andere Zusehende nach dem Anschauen der "Space Night News" abends nach oben zu den Sternen schaut und sich denkt: "Irre, was da los ist”", oder, noch besser, sich zu ihrem Freund dreht und sagt: "Wusstest Du schon, dass …", dann waren wir erfolgreich.

Ein regelmäßiges Weltall-Nachrichten-Magazin - klingt danach, als hätte die Sendung ein Alleinstellungsmerkmal. Stimmt das? Und wo informieren Sie sich selbst über News aus dem Orbit?

In dieser kompakten Form gibt es das wohl tatsächlich noch nicht. Ich bin Anfang 2017 aus der astrophysikalischen Forschung in den Wissenschaftsjournalismus gewechselt und habe noch ganz gute Verbindungen in die Astrophysik-Community. Von dort bekomme ich immer wieder interessante News. Für meine Arbeit in der Wissenschaftsredaktion der FAZ sichte ich außerdem täglich die neu erschienenen Studien in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften und schaue, was davon besonders wichtig und interessant ist.

In der ersten Folge geht es um den Exoplaneten Gliese 486b. Warum schaffte er es in die Premierensendung?

Exoplanet Gliese 486b hat starke Ähnlichkeiten mit Venus und Erde.

Die Frage, ob es irgendwo in fremden Sonnensystemen lebensfreundliche Bedingungen gibt, fasziniert glaube ich jeden. Um sie zu beantworten, muss man aber wissen, ob ein fremder Planet eine Atmosphäre besitzt, und wie diese beschaffen ist. Wenn die Erde beispielsweise keine hätte, wäre es hier minus 18 Grad kalt. Atmosphären zu beobachten ist aber unglaublich schwierig. Dafür werden gerade erst die notwendigen Methoden und Instrumente entwickelt. Gliese 486b ist ein Planet, der sich mit einer Distanz von rund 26 Lichtjahren relativ nah an der Erde befindet und der sehr wahrscheinlich eine Atmosphäre besitzt. Astronomen haben ihn jetzt als einen aussichtsreichen Kandidaten für die ersten Untersuchungen einer fremden Atmosphäre vorgestellt. Das wäre dann der erste Schritt auf der Suche nach einer potentiellen Heimat von fremdem Leben.

Sie beschäftigen sich mit Astrophysik und Philosophie. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Früher war ja beides sozusagen eins: Wenn man sich Gedanken darüber gemacht hat, wie der Kosmos im Ganzen beschaffen ist, dann war man Philosoph. Seit etwa hundert Jahren haben wir genügend Beobachtungsdaten, solche Fragen wissenschaftlich zu beantworten. Aber wenn es um die Interpretation der Antworten geht — also was all das für uns Menschen bedeutet, wie es sein kann, dass wir mit unserem begrenzten Geist den Kosmos verstehen können — dann bewegt man sich auch heute wieder in die Philosophie.

Ein Gedankenspiel: Welche Neuigkeit aus dem All wäre für sie denkbar, so dass Sie im Fall der Fälle gerne mit einer "Space Night Breaking News" auf Sendung gehen würden?

Das Spektakulärste wäre natürlich, wenn ein Radioteleskop eine Nachricht von Aliens empfangen würde, da würde man mit den Breaking News keine Sekunde warten. Etwas realistischer: Wenn Astrophysiker einen klaren Hinweis gefunden hätten, was hinter der Dunklen Materie steckt, die wir bislang noch nicht verstehen, obwohl sie knapp 85 Prozent aller Materie im Universum ausmacht. Aber wir haben in den vergangenen Jahren so viele atemberaubende Entdeckungen erlebt — etwa die der Gravitationswellen oder das erste Bild eines Schwarzen Lochs —, dass da sicher noch einiges mehr zu erwarten ist, für das sich eine Sondersendung lohnen würde.

Zur Person

Sibylle Anderl studierte Physik und Philosophie und wurde im Fach Astrophysik promoviert. Danach forschte sie von 2013 bis 2017 als Postdoc zu Fragen der Sternentstehung und Astrochemie am Institut de Planétologie et d'Astrophysique de Grenoble, wo sie nach wie vor Gastwissenschaftlerin ist. Im Bereich der Wissenschaftsphilosophie arbeitet Sibylle Anderl seit ihrer Doktorarbeit zu Themen der Philosophie der Astrophysik. Ab 2010 war sie als freie Wissenschaftsjournalistin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig, seit 2017 arbeitet sie dort als Redakteurin im Feuilleton, Ressort "Natur und Wissenschaft".

Beim Bildungskanal ARD-alpha ist Sibylle Anderl seit 2018 als Astro-Expertin und Wissenschaftsjournalistin zu sehen. In der Reihe "Anderl trifft Nobelpreisträger" spricht sie zum Beispiel mit Laureatinnen und Laureaten exklusiv über deren Forschungsarbeit. Aktuelle Raumfahrtereignisse wie die Landung des NASA-Rovers Perseverance auf dem Mars im Februar 2021 kommentiert die Astrophysikerin live als Expertin im Studio. Sibylle Anderl kann selbst komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge anschaulich erklären und unterhaltsam vermitteln. Und sie ist davon überzeugt, dass sich Naturwissenschaften und Philosophie viel zu sagen haben.