Digitalradio / DAB+ Fragen und Antworten
Was bietet Digitalradio? Welche Zusatzangebote gibt es? Wie stelle ich den Empfang um? Was muss ich beachten? Hier finden Sie eine Auswahl der häufigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Die analoge Verbreitung von Radio stößt an ihre Grenzen und ist somit ein Auslaufmodell. Beim Hörfunk ist die UKW-Terrestrik technisch und programmlich ausgereizt, alle Frequenzen sind vergeben. Für neue Angebote und technische Innovationen ist kein Platz mehr. Radio-Anbieter setzen daher zunehmend auf die digitale Verbreitung mit all ihren Vorteilen auch beim Hörfunk.
Unter der Abkürzung DAB versteht man "Digital Audio Broadcasting" - die digitale Verbreitung von Audiosignalen über Antenne. Der Zusatz "plus" oder „+“ steht bei DAB+ für die Übertragung mit einer effizienten Audiocodierung HE-AAC V2, die zudem Platz lässt für programmbegleitende Zusatzinformationen wie Verkehrsdaten, Wetterkarten, Titel und Interpret, Albumcover oder die aktuellen Nachrichtenschlagzeilen.
- ein sehr vielfältiges Programmangebot und exklusive neue Angebote
- störungs- und rauschfreie Empfangsqualität
- multimedial aufbereitete Zusatzdienste wie z. B. sehr genaue Verkehrsinformationen, Wetterkarten, aktuelle Nachrichten etc.
- CD-ähnliche Tonqualität
DAB+ bietet erheblich mehr Radioprogramme: In Bayern sind auf DAB+ die gesamte bayerische "UKW-Landschaft" plus viele neue Digitalprogramme empfangbar, darunter BR Schlager, BR Heimat und Puls vom BR.
Welche Programme in einem Bundesland terrestrisch ausgestrahlt werden dürfen, unterliegt den föderalen rundfunkrechtlichen Gesetzen. So sind die Programme des BR in Bayern sowie im Grenzgebiet zu den Nachbarbundesländern zu hören.
Eine Ausnahme ist Berlin: dort sind neben den Programmen des rbb auch Programme anderer Bundesländer (darunter BR Heimat und BR Klassik) via DAB+ empfangbar.
Ja. Neben den aus UKW bekannten Programmen finden Sie eine Vielzahl vollkommen neuer Programme im Angebot. Einige davon können Sie auch deutschlandweit hören.
Mit DAB+ können nicht nur das eigentliche Audiosignal eines Radioprogramms, sondern auch Texte und Bilder sowie interaktive Elemente über Antenne übertragen werden. Radioveranstalter bieten hier ergänzende Zusatzdienste an. Diese enthalten entweder vertiefende programmbezogene Informationen oder stellen ganz eigenständige Datenkanäle dar.
Programmbegleitende Zusatzdienste bieten einen echten Mehrwert beim Radiohören. Zu unseren Programmen werden zum Beispiel Musiktitel und Interpret oder Name der Sendung und des Moderators angezeigt. Zu den Informationssendungen gibt es Nachrichten-Schlagzeilen auf dem Text-Display. Die Wiedergabe dieser textbasierten Informationen (Dynamic Label) ist standardmäßig bei DAB+ Geräten vorgesehen.
Außerdem überträgt der BR auch Grafiken und Bilder, z.B. CD-Cover oder Moderatorenfotos programmbegleitend für Geräte mit Farbdisplays.
Neben den TMC-Informationen für die Verkehrslage werden als weiterer Datendienst auch TPEG-Verkehrsinformationen kontinuierlich mitgesendet. Spezielle Navigationsgeräte werten diese deutlich präziseren Informationen für ihre Routenführung aus.
Für Hybridgeräte, die DAB+ und Internetempfang ermöglichen, können die Zusatzdaten auch via Internet zugespielt werden. Hier spielt RadioDNS (DNS=Domain Name System) eine zentrale Rolle, denn mit dieser Technik ist eine Verknüpfung von Radio- und Internet-Inhalten möglich: So können zu einem Radioprogramm begleitende Texte, Bilder, Logos oder auch Download-Markierungen über das Internet geladen werden.
RadioDNS leitet aus den Empfangsparametern des Radioprogramms einen Hostnamen ab. Über die Internetverbindung und mit Hilfe des Hostnamen kann das Gerät beim Sender abfragen, welche passenden Zusatzdienste zum gerade laufenden DAB+ Programm zur Verfügung stehen. Der BR bietet eine Slideshow mit RadioVIS sowie einen RadioEPG an.
DAB+ ist für den Empfang im Auto bestens geeignet. Auf der Fahrt kommen zum Beispiel detaillierte Verkehrsinformationen in Form von Zusatzdiensten besonders zur Geltung.
Informationen über entsprechende Autoradios gibt es direkt beim Fahrzeughersteller, im Fachhandel oder bei dabplus.de.
In Deutschland gilt seit 21. Dezember 2020 die Digitalradio-Pflicht: Autohersteller sind nun gesetzlich verpflichtet, dass ein Autoradio in einem Neuwagen (PKW, Busse und Camper*) digitalen terrestrischen Radio-Empfang unterstützt. De Facto ist das: DAB+. (*Nicht unter die gesetzliche Pflicht fallen dagegen Fahrzeugtypen zur Güterbeförderung, wie LKW oder Kleintransporter).
Seit einigen Jahren rüsten immer mehr Hersteller ihre Neuwagen serienmäßig mit DAB+ aus. Doch nicht bei allen gab es Digitalempfang ohne Aufpreis: Beliebte Marken boten DAB+ lediglich als kostenpflichtige Ausstattungsoption an. Für Neuwagen ist dies nun zugunsten der Verbraucher geregelt.
In vielen älteren Fahrzeugen sind noch gewöhnliche UKW-Radios verbaut: Der Handel bietet als Nachrüstlösung DAB+ Adapter ab ca. 60 Euro an. Den Adapter schließt man an das UKW-Radio an und spart sich so den kompletten Austausch. Da DAB+ einen anderen Frequenzbereich wie UKW belegt, benötigt der Adapter eine eigene DAB+ Antenne, die meist als Scheibenklebantenne beiliegt.
Ein DAB+ Adapter sorgt dafür, dass die digital empfangenen Programme für das bestehende UKW-Radio aufbereitet werden. Der Adapter kann mit dem AUX-Eingang eines UKW-Radios über ein standardisiertes 3,5 mm Klinkenkabel verbunden werden.
Fehlt der Eingang kann ein DAB+ Adapter auch wie ein kleiner Sender (FM-Transmitter) betrieben werden: Er wandelt das digitale DAB+ Signal in ein analoges UKW-Signal um, damit das UKW- Radio das Programm wiedergeben kann. Dazu wird das DAB+ Programm im Fahrzeug auf einer freien Frequenz an das UKW-Radio übertragen.
Für ältere Fahrzeuge, die noch über einen DIN-Schacht verfügen, gibt es DAB+ Autoradios in DIN-Norm-Größe. Man kann sie eins zu eins gegen das UKW-Radio austauschen. Geräte dieser Kategorie sind ab 100 Euro im Fachhandel erhältlich. Daneben bieten Spezialfirmen auch die Systemintegration einer DAB+ tauglichen Radioeinheit in Fahrzeuge.
Besonders simpel: Zwei Fliegen kann man mit einer Klappe schlagen, indem man an ein UKW-Autoradio (mit AUX-Eingang) während der Fahrt ein portables DAB+ Radio mit Kopfhörer-Ausgang anschließt. Wird das Auto abgestellt, kann man das Gerät einfach in die Tasche stecken und per Kopfhörer weiter Radio hören.
Video und Audio zum Thema
Nein. Außer den Anschaffungskosten für ein DAB+ Radio fallen keine Zusatzkosten an. Die DAB+ Programme sind unverschlüsselt und kostenlos empfangbar.
Um Digitalradio zu empfangen, benötigen Sie ein DAB+ taugliches Empfangsgerät. In Fachgeschäften und Handelsketten sind Geräte in verschiedenen Preisklassen ab ca. 30 Euro erhältlich. Mit einem rein analogen UKW-Radio kann DAB+ nicht empfangen werden.
Ja, das geht zum Beispiel mit einem DAB+ Adapter für HiFi-Anlagen. Außerdem verfügen die meisten DAB+ Radios selber über einen Audio-Ausgang bzw. Kopfhöreranschluss: Auch damit lässt sich eine Stereoanlage mit einem freien Audio-Eingang erweitern. Viele Hersteller bieten neue Stereoanlagen mit integriertem DAB+ an.
In vielen Ländern der EU, aber auch weltweit, wurde in den letzten Jahren DAB+ eingeführt. Die deutschen Programme sind - außer in den Grenzgebieten - aufgrund der begrenzten Reichweite der Signale in der Regel im Ausland jedoch nicht empfangbar. Eine Ausnahme ist Südtirol: Dort werden die fünf langjährig bekannten BR-Programme sowie BR Heimat übernommen und via DAB+ ausgestrahlt.
DAB+ Programme aus dem Ausland sind in Deutschland in grenznahen Gebieten empfangbar. DAB+ Signale werden von Sendemasten ausgestrahlt, die am Boden errichtet sind. Die Sender haben abhängig vom Standort und der Sendeantenne eine bestimmte Reichweite. Das Sendegebiet insgesamt bestimmt sich nach dem Sendernetz, d.h. über welche und wie viele Sendeanlagen die Programme jeweils verbreitet werden. Nur innerhalb dieses Sendegebiets kann ein DAB+ Programm empfangen werden.
DAB+ und UKW werden in Deutschland noch mehrere Jahre parallel verfügbar sein. In der Regel besitzt jedes DAB+ Radio auch ein zusätzliches UKW-Empfangsteil. Als erstes Bundesland hat Schleswig-Holstein beschlossen, die parallele Verbreitung von UKW schrittweise bis 2031 auslaufen zu lassen. In Bayern gibt es noch keinen vergleichbaren Abschaltbeschluss.
Norwegen hat UKW bereits abgeschaltet und ist 2017 als erstes europäisches Land ganz auf DAB+ umgestiegen. Die Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR) wird ihre UKW-Verbreitung zum Jahresende 2024 nun beenden und bis Ende 2026 soll UKW in der Schweiz ganz eingestellt sein.
Prinzipiell lässt sich das terrestrische DAB+ Signal in Kabelnetzen weiterverbreiten - so wie früher auch das UKW-Signal am klassischen Kabelanschluss empfangbar war. Zum Beispiel sind für Kunden des Netzbetreiber MNET derzeit 35 DAB+ Programme in München, Augsburg und Nürnberg/Erlangen mit einem DAB+ Radio (mit Antenneneingang) empfangbar.
Bei DAB+ ist der Energieverbrauch pro Programm deutlich geringer als bei UKW. Bei der Ausstrahlung eines einzelnen Programms lassen sich 70-90 Prozent Energie einsparen. Zudem verbrauchen neue Radiogeräte heute rund 40 Prozent weniger Strom als ältere Modelle. Der Energieverbrauch wird dabei im Wesentlichen vom Netzteil und den Leistungsendstufen bestimmt. Inzwischen haben Hersteller auch den Stromverbrauch im Standby-Modus deutlich verringert.
Für Radioprogramme, die viele Menschen gleichzeitig hören wollen und die buchstäblich in der Luft liegen, ist der terrestrische Rundfunk über Antenne die nachhaltigste Methode für den Empfang: Das Radio greift auf das Programmangebot zu, das drahtlos on air ist.
Andere Möglichkeiten, wie Kabelradio oder Radio via Satellit, die zudem ein eingeschaltetes Fernsehgerät voraussetzen, brauchen in der Gesamtbilanz deutlich mehr Energie.
Radio hören über das Internet wiederum erfordert die individuelle Auslieferung an ein einzelnes Geräts: Dabei erhöhen Verbindungen zum Internet und die dahinterliegenden technischen Prozesse nicht nur den Traffic, sondern auch den Energiebedarf. Das ist speziell für ein vorhandenes Angebot, dass man genauso gut aus der Luft beziehen könnte, weniger nachhaltig.
Radio im DAB-Standard ging in Deutschland Ende der 1990er Jahre schrittweise in den Regelbetrieb. Ab 2011 wurde die Audiocodierung der Programme hierzulande auf das effizientere Verfahren HE-AAC V2 umgestellt. Das eigentliche Übertragungssystem selbst blieb dabei unverändert. Zur Unterscheidung wurde als neue Marke "DAB+" bzw. "DABplus"eingeführt. In Deutschland wird nur noch DAB+ ausgesendet.
Weiterführende Infos zu Privatanbietern:
Der bayerische Sendernetzbetreiber Bayern Digital Radio stellt Einzelheiten zur Versorgungssituation privater Programmveranstalter über DAB+ im Freistaat bereit:
Das liegt an den unterschiedlichen Übertragungsverfahren. Das digitale DAB+ Signal durchläuft mehr Stationen (Signalverarbeitungsprozesse) auf dem Weg vom Studio zum Sendemast als das analoge UKW-Signal:
Der erste Schritt – die Umrechnung in einen digitalen Datenstrom (Audiocodierung im Format HE-AAC V2) – hat bereits eine erste Verzögerung zur Folge. Weitere technische Zwischenschritte folgen, die alle jeweils einen kleinen Zeitverlust mit sich bringen.
Bevor ein Radioprogramm über die Sendeantenne übertragen wird, wird es außerdem noch mit anderen Radioprogrammen in ein einziges digitales Signal (Ensemble) zusammengefasst ("gemultiplext") und über einen gemeinsamen Kanal (z.B. 11 D) übertragen. Als Folge muss das Empfangsgerät das gewünschten Programm wieder aus dem DAB+ Ensemble filtern. Das kostet ebenfalls Zeit. Am Ende summieren sich diese kleinen Verzögerungen auf zwei bis drei Sekunden gegenüber dem UKW-Signal.
Bei UKW entfällt u.a. dieser Multiplex-Prozess, da jedes Radioprogramm für sich auf einer eigenen Trägerfrequenz (z.B. 98,5 MHz) aufmoduliert wird. Im UKW-Radio wird das Audiosignal dann direkt von dieser Trägerfrequenz wieder demoduliert.