Radio und Fernsehen im Internet
Auch wenn die klassischen Empfangswege für TV und Radio (Satellit, Kabel und Terrestrik) noch überwiegen, nutzen immer mehr Menschen die Programmangebote über das Internet in Form von Streaming. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Infrastruktur für den Transport großer Datenmengen im Internet wird immer besser: Über Glasfasernetze, sehr schnelle VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) oder LTE/4G- und zunehmend 5G-Mobilfunknetze können Audio und Video in immer besserer Qualität in Echtzeit übertragen und empfangen werden.
Nachhaltigkeit: Klassisch versus Streaming
Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass es nachhaltiger ist, für die Wiedergabe eines lineares TV-Programms einen klassischen Empfangsweg (Satellit, Kabel, Terrestrik) zu nutzen statt dasselbe Programm live zu streamen und und dadurch individuellen "Traffic" im Netz zu erzeugen. Denn die Auslieferung dieses Streams erfordert den kontinuierlichen Transport der Audio/Video-Daten an einen einzelnen Empfänger.
Klassische Empfangswege beliefern dagegen eine Vielzahl von Anschlüssen nach dem Rundfunk-Prinzip: Ein Sender überträgt den Inhalt gleichzeitig an viele Empfänger. So überträgt zum Beispiel ein TV-Satellit die Programme parallel an alle SAT-Schüsseln, die sich in seiner Ausleuchtzone befinden.
Ohne Zweifel sind Mediatheken und Audiotheken eine große Errungenschaft und Bereicherung. Ohne Internet-Verbreitung gäbe es sie nicht in dieser Form. Hier wählt sich jeder aus einem großen Programmangebot etwas anderes aus und zu einer beliebigen Zeit - unabhängig vom Sendezeitpunkt. Daher handelt es sich um ein "nicht lineares" bzw. ein "on demand" - Angebot.
Beide Formen der Verbreitung und Nutzung hat seine Berechtigung. Empfehlenswert ist daher eine Kombination: Lineare TV- oder Radioprogramme holt man sich bevorzugt klassisch ins Haus, für die Mediatheken oder Streaming-Dienste nutzt man den Internet-Anschluss.
Eigene Plattformen: Audiothek und Mediathek
Die öffentlich-rechtlichen Programmangebote sind - wie die BR-Programme - als Livestream und in der Mediathek im Internet ohne Extrakosten über die eigenen Seiten direkt abrufbar. In der ARD Mediathek und in der ARD Audiothek, die alle Sendungen der Landesrundfunkanstalten sowie der Gemeinschaftprogramme bündeln, lassen sich aktuelle Beiträge und viele Sendungen noch einmal ansehen, nachhören oder bei "online first" Angeboten auch vorab nutzen.
Erster BR Livestream startet 1996
Schon 1996 brachte der BR den Livestream von B5 aktuell (heute "BR24") als erstes eigenes Radioprogramm ins Internet. Nach und nach wurde das Angebot auf weitere Radioprogramme ausgebaut. War anfangs die Zahl der gleichzeitigen Nutzer technisch noch stark limitiert und die Nutzungsdauer zeitweise auf eine halbe Stunde beschränkt, ist ein durchgängiger Empfang schon seit längerem selbstverständlich. Nach dem Radio folgte das ungleich datenintensivere Fernsehen: Mit dem Ausbau der Internet-Infrastruktur konnte das Angebot auch auf die Livestreams von Das Erste, BR Fernsehen, ARD alpha sowie auf spezielle Eventlivestreams ausgedehnt werden. Dabei replizieren und verteilen CDN-Provider (Content Delivery Networks) die Audio- und Videodatenströme über ihre Netzwerke weltweit.
Aus rechtlichen Gründen ist es nicht möglich, das gesamte Programm eins zu eins im Internet zu übernehmen. Manche Filme sind deshalb nur während der regulären Sendezeit im linearen Programm verfügbar, in Einzelfällen auch gar nicht (z.B. bestimmte Fußball-Events). Für das Angebot gibt es außerdem Einschränkungen bezüglich der internationalen Verwendung. Vor allem Sportsendungen und Spielfilme sind rechtlich häufig auf Deutschland beschränkt und daher geogeblockt. Dann erscheint ein entsprechender Hinweis auf dem Bildschirm.
Bei unseren Radioprogrammen gibt es dagegen (fast ausnahmslos) kein Geoblocking - sie sind weltweit zu hören.
Plattformen bündeln verschiedene Sender
Im Livestream-Segment bündeln Streaming-Plattformen wie Zattoo oder Waipu.tv eine Menge deutscher TV-Sender: Diese verlangen teilweise eine „technische Zugangsgebühr“, wie sie vom Kabelfernsehen bekannt ist. Mit dabei sind auch die öffentlich-rechtlichen Programme, die dort ohne zusätzliches Abo verfügbar sind. Im Fachjargon nennt sich diese Art von Übertragung OTT (Over the top). Der OTT-Provider sorgt lediglich für den Transport über die Infrastruktur eines anderen Providers (Internetprovider). Hat der Kunde den Wunsch nach HD-Qualität, einer größeren Auswahl an deutschen Privatsendern sowie zusätzlichen Aufnahmemöglichkeiten ist bei dem Provider ein Abo ab ca. 10 €/Monat notwendig. Radioplayer.de und andere Radio-Plattformen bilden ein kostenloses Pendant im Hörfunkbereich.
Internet versus IPTV
Beim Empfang über das Internet ist zwischen dem offenen Internet, also dem World Wide Web und dem IPTV-Angebot (Internet Protocol Television) eines Telekommunikationsanbieters zu unterscheiden. In beiden Fällen kommt für die Übertragung das Internet-Protokoll (IP) zum Einsatz.
Der Unterschied liegt bei der Servicequalität, den Angebotsinhalten und den Kosten.
IPTV-Anbieter wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder andere regionale Telekommunikationsunternehmen bieten ihren Kunden im Unterschied dazu ein "gemanagtes" Netz mit höherer Servicequalität, ebenfalls mit HD-Programmen, mit Mediatheken und weiteren Zusatzangeboten für einen Abo-Preis, der ebenfalls in der Größenordnung ab 10 €/Monat zusätzlich zum Internet/Telefon-Anschluss beim gleichen Anbieter liegt. Die Kundschaft kann bei den Tarifen aus verschiedenen TV-Paketen und Optionen auswählen.
Diverses Equipment verwendbar
Livestreams und Mediatheken lassen sich zuhause per Smart-TV oder internetfähigem Receiver bzw. Zusatz-Stick als Nachrüstung zum Fernseher nutzen. Selbstverständlich sind sie auch per Computer und portabel via Laptop, Smartphone oder Tablet nutzbar.
Trotz aller verschiedenen Möglichkeiten überwiegt bei der Nutzung der ARD Mediathek der Fernseher als Empfangsgerät deutlich: 55 Prozent nutzen ihren Smart-TV für die Mediatheks-Abrufe, gefolgt von Laptop/PC (Web) mit 26 Prozent und Smartphone/Tablet mit 19 Prozent (ARD Messungen von 2022).