"Just do something ..." Hans P. Ströer im Gespräch mit Michael Loesl
"... and then see what happens ..."
"Meine Inspiration ist das Bild. Wenn Musik bei uns spontan Gefühle auslöst, erzeugen bei mir umgekehrt Bilder ohne Musik Ideen. Ich sehe meine Aufgabe darin, den Regisseur zu überraschen. Ihn etwas spüren lassen, das er gar nicht erwartet."
Hans P. Ströer
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Der Hauskomponist und Udo Lindenberg-Produzent
Er ist der "Hauskomponist" von Regisseur Heinrich Breloer und seine Filmmusiken zu Todesspiel, Die Manns, Buddenbrooks und Speer und Er sind aufwendig produzierte Orchesterwerke.
Dennoch hat Ströer eine musikalische Geschichte, die im Jazz wurzelt und die Udo Lindenberg überzeugt hat, bei nicht weniger als zwölf Alben auf seine Qualitäten als Produzent zu vertrauen. Man glaubt zunächst kaum, dass ein so ruhiger Typ wie er dem Musikjournalisten und Moderator des Werkstattgesprächs Michael Loesl auf der Bühne des Studio 2 gegenübersaß, ausgerechnet dem Panikrocker bei seinen Platten zur Seite gestanden hat.
Aber je mehr Ströer über seine Zeit mit Lindenberg erzählte, desto klarer wurde, dass Leute wie Lindenberg Leute wie Ströer brauchen, die dem Star die kreative und organisatorische Arbeit erledigen. Dabei kam es in Ströers Fall auch zu einer denkwürdigen Episode mit der greisen Marlene Dietrich, die für Lindenbergs Platte einen Text einsprechen sollte, ihre Wohnung aber längst nicht mehr verließ. Die Diva schob eine besprochene Kassette unter der Tür durch und so gelangte sie auf Kurierpfaden zu Ströer bei Polydor in Hamburg. Marlene Dietrichs letztes Tondokument.
Jazz-Improvisationen
Es blieb auch skurril, als Ströer von seinem ersten Kontakt mit der Filmmusik erzählte: Bei der ersten Spotting Session zur Serie Berlin Break wurde er in unverständlichem Slang mit den detaillierten Vorstellungen des zuständigen amerikanischen Produzenten konfrontiert, nur um am Ende mit dem Satz entlassen zu werden: „Just do something and then see what happens!“
Situationen, die Ströer vor allem durch die Fähigkeit zur Improvisation meistert, die er sich als Jazzmusiker erarbeitet hat und die er beim engen Zeitplan der Filmmusikproduktion, wo Komposition und Improvisation zwangsläufig zusammentreffen, ebenfalls gut gebrauchen kann.
Ton ohne Bild
Bei Moderator Michael Loesl fühlte sich Ströer so wohl, dass er ihm trotz des Altersunterschieds spontan das Du anbot, bevor er sich ebenso spontan an den Flügel setzte, um zu demonstrieren, dass Musik nicht zwangsläufig auch ohne Bild funktioniert.
Die nackten Bilder des Films inspirieren ihn, Emphase ist der Schlüssel zu Ströers Ideen. Auch die Kunst der Diplomatie hält er für lebenswichtig im Dschungel der Auftragskunst, sonst bleibe die Selbstverwirklichung vollends auf der Strecke und man könne sich nicht mehr aus den engen Bahnen der Temptracks befreien, die dem Filmkomponisten die musikalische Route vorschreiben.
Die abschließende Frage Loesls nach der Bedeutung der Musik in Ströers Leben beantwortete der Komponist überraschend offen und leidenschaftlich:
"Musik ist wie eine Mutter. Sie hat mir schon so oft aus den übelsten Situationen herausgeholfen. Sie ist wie ein Kokon, in den ich hineinschlüpfen kann und der mich rettet. Der perfekte Companion."
Hans P. Ströer