Jochen Krupinski – ein Allgäuer Urgestein 40 Jahre Wirt auf der Mindelheimer Hütte
40 Jahre ist ein schönes Jubiläum. Aber 40 Jahre auf ein und derselben Alpenvereinshütte – das ist etwas ganz Besonderes. Dieses Jubiläum feiert Jochen Krupinski auf der 2013 Meter hoch gelegenen Mindelheimer Hütte in den Allgäuer Alpen.
Wie ein Hüttenvater
Freunde sagen über den legendären Hüttenwirt, er habe sich noch nicht satt gesehen beim Blick über den Allgäuer Hauptkamm. Der Oberstdorfer Bergführer Ecke Frick kommt seit 25 Jahren mit Gästen auf das Schutzhaus am Fuß der Schafalpenköpfe. „Jochen ist wie ein Hüttenvater zu uns Bergführern“, erzählt der Inhaber einer Bergschule.
Hütte wird zur Heimat
Die meisten Gäste steigen von Mittelberg im Kleinwalsertal auf und nehmen den versicherten Steig über die Kemptner Scharte. Rund dreieinhalb Stunden muss man dafür einplanen. Von Mittelberg geht’s über die Untere Wiesalpe und die Hinterwildenalpe nach oben. Höchster Punkt beim Aufstieg ist die Kemptner Scharte, 2108 Meter hoch. Der Hüttenwirt mit der stattlichen Statur ist nicht zu übersehen. Er ist verwurzelt in diesem Fleckchen Erde. „Wenn man 40 Jahre lang jeden Sommer hier oben verbringt, dann ist das ein Teil der Heimat“, stellt Jochen Krupinski fest. Auch nach vier Jahrzehnten hat er Freude, den Beruf des Hüttenwirts auszufüllen. Er kümmert sich um das leibliche Wohl der Gäste, gibt Informationen oder ein aufmunterndes Wort, wenn die Wanderer geschafft und verschwitzt oben ankommen.
Allgäuer Urgestein
Seit sechs Jahren hat er seine langjährigen Mitarbeiter Luzia Kitzelmann und Rainer Müller ins Führungsteam aufgenommen. „Die Mindelheimer Hütte ist sein Leben“, sagt Rainer über das Hüttenwirtsurgestein, „man kann sich die Hütte ohne Jochen nicht vorstellen“. Und Luzia schätzt an Jochen, dass er sich „für die Gäste, für die Umwelt und für die Mitarbeiter einsetzt“.
Ausbildung zum Lawinenhundeführer
Große Wertschätzung erfährt der Hüttenwirt auch von der Bayerischen Bergwacht. Jahr für Jahr hat Jochen Krupinski die Lawinenhundestaffel der Allgäuer Bergwacht zu einer Übungswoche auf die Mindelheimer Hütte eingeladen. Im späten Frühjahr waren die Lawinenkegel ideal, um Herrchen und Hund zu trainieren. „Der Jochen hat sich die Zeit genommen, selbst Lawinenhundeführer zu werden“, weiß Rudolf Gantner zu berichten, der ehemalige Leiter der Allgäuer Lawinenhundestaffel und Vizechef der Bayerischen Bergwacht.
Gutes Verhältnis
40 Jahre lang mit einem Hüttenwirt zusammenzuarbeiten, zeugt von einem besonderen Vertrauensverhältnis der zuständigen DAV-Sektion Mindelheim. Deren 1. Vorsitzender Gerhard Groos ist voll des Lobes. „Jochen ist mit Leib und Seele Wirt und setzt sich gern zu den Gästen“, erzählt er. Aber noch wichtiger ist für die Sektion, dass der Hüttenwirt Initiativen ergreift und selbst repariert, was nur möglich ist. „Damit geht es der Hütte und der Sektion Mindelheim sehr gut.“
Pionierarbeit in Sachen Photovoltaik
Erst kürzlich hat der Vorsitzende ein Aggregat für die neue Kläranlage zur Materialseilbahn gebracht. Beim Transport verrutschte das Aggregat und fiel in eine Schlucht. Das war kein Drama: „Jochen hat sofort seine Bergführer-Freunde aktiviert, die sich abgeseilt und das Aggregat aus der Tiefe geborgen haben“, erzählt Gerhard Groos. Stolz ist der Sektionsvorsitzende auch darauf, dass auf der Mindelheimer Hütte die erste funktionierende Photovoltaikanlage der Alpen über 2000 Meter Höhe stand. 15 Jahre lang hat der Hüttenwirt mit dem Fraunhofer Institut zusammengearbeitet, um diese bahnbrechende Entwicklung zu ermöglichen. Das Photovoltaik-Modell der Mindelheimer Hütte sei später auf andere große Schutzhäuser übertragen worden.
Von der Höfats bis zum Biberkopf
Bei den Wanderern punktet die Mindelheimer Hütte vor allem wegen ihrer Lage. Die Sicht auf den Allgäuer Hauptkamm ist einmalig, denn eine solche natürliche Aussichtsterrasse findet sich kaum ein zweites Mal. Man blickt auf eine Reihe von Paradegipfeln: von der Höfats über Schneck und Hochvogel bis zur Trettachspitze, der markanten „Felsflamme“, und weiter über die Zacken des Heilbronner Wegs bis zum Hohen Licht und zum Biberkopf. Auch Kletterer finden hüttennahe Ziele von großem Reiz. Und Klettersteiggeher sind mit dem traditionsreichen Mindelheimer Klettersteig gut bedient.
Exzellente Küche
Trotz der vielfältigen bergsteigerischen Möglichkeiten soll es immer wieder Leute geben, die nur wegen des guten Essens zur Hütte aufsteigen. Als an einem schönen Wochenende ein Wanderer eintraf, fragte er den Hüttenwirt: „Händ’r no a Lagr?“ Jochen Krupinski antwortete: „Noi, d’Leit schlofet scho am Bode.“ Der Spätankömmling verzog keine Miene und meinte: „Händ’r no Rindsrouladen?“ Als der Hüttenwirt bejahte, sagte der Allgäuer Bergsteiger lapidar: „Dann isch allz in Ordnung“ und blieb. Alle Nudeln werden auf der Hütte selbst gemacht, die Ochsen kommen vom Allgäuer Biobauern und das Wild aus dem Rappenalptal.
Keine Langeweile
Die südlichste Hütte in Deutschland gilt als eine der umweltfreundlichsten in den Alpen. Da sie an der Via Alpina von Triest nach Monaco liegt, werden auch die internationalen Gäste immer mehr. Das freut den Hüttenwirt, der auch nach 40 Jahren nicht ans Aufhören denkt. Langweilig ist es ihm noch nie geworden, erzählt er. Denn „es gibt immer etwas Neues, der Schatten eines Berges ist anders, die Wolken ändern sich ständig – es ist nie eine Wiederholung, und das ist das Grandiose.“
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Karte: Die Mindelheimer Hütte