Farbenprächtiger Bergsommer im Berwanger Tal Blumentour auf den Hönig
Im kurzen Bergsommer blühen sie farbenprächtig auf den Bergwiesen – die Bergblumen. Der Höhepunkt der Blüte ist oft schnell vorbei, doch an manchen Blumenbergen hält sie noch an, zum Beispiel am gut 2000 Meter hohen Hönig im Berwanger Tal im Außerfern. Ein feines Ziel für alle Freunde alpinbotanischer Vielfalt.
Schon unten am westlichen Ortsausgang von Berwang sind wir durch ein Farbenmeer blühender Wiesen gelaufen, wie man es kaum mehr findet. Obwohl nur 700 Höhenmeter, die auf ziemlich direkter Linie den Berghang hinaufführen, ist der Hönig für Regina Poberschnigg, die Leiterin der Bergrettung Ehrwald, genau deswegen ein lohnendes Ziel: Nirgendwo sonst im weiten Umkreis gibt es eine derartige Blumenvielfalt, und der Ausblick am Gipfel ist auch besonders eindrucksvoll.
Der 2034 Meter hohe Hönig ist einer der nackten Grasberge mit steilen Flanken, die zwischen Berwang und Lermoos entstanden sind, weil hier das Heu für 1000 Last- und Kutschpferde geerntet wurde, die für den Pferdewechsel an der Fernpass-Straße bereitstanden. Heute freut sich ein Gamsrudel über das satte Gras am Berghang. Im oberen Teil ragen massive Eisengatter in die Luft: Sie dienen dem Lawinenschutz. Der Pfad, den wir benutzen, wurde im Zuge der Bauarbeiten angelegt. Er führt so steil den Hang hinauf, dass einige Wanderer die Hände zu Hilfe nehmen. Zuletzt geht es durch die hintereinander gestaffelten Lawinengitter hindurch, schweißtreibend und „gach“.
Knapp zwei Stunden dauert der Aufstieg, am besten mit einem Pflanzen-Bestimmungsbuch in der Hand. Vor allem oben am Gipfel breitet sich jetzt ein weites Blumenmeer aus: Waldhyazinthe, Sommerwurz, Kugelorchis, Knabenkraut, Küchenschelle, Pippau aller Art. Orange, Gelb, Pink, Rot, Weiß und Blau leuchtet es von überallher. Man kann die Tour durch das Blumenmeer am breiten Gratrücken auch verlängern oder sogar weiter steigen in die ersten großen Lechtaler Berge, empfiehlt Regina Poberschnigg - zum Roten Stein oder zur Gartnerwand, Richtung Loreakopf oder zur Anhalter Hütte. Von hier aus öffnen sich die Wege in die wilden Lechtaler Alpen, deren große Gipfel am Horizont zu sehen sind und die ebenfalls ein wunderbares Blütenreich sind.
Zufällig steht einer der besten Kenner der Lechtaler Berge auf dem Gipfel des Hönig: Christian Ihrenberger ist der Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung im Bezirk und heute beruflich da: Er prüft die für fünf Millionen Euro aufgebauten meterhohen Lawinengatter. Sie sollen die Häuser unterhalb der steilen Grasflanken in Berwang schützen.
Unser Abstieg führt dann durch das nächste Blumenmeer auf der anderen Bergseite nach Brand und von dort noch zwei Kilometer ans „Ende der Welt“, in den Weiler Mitteregg. Die Straße endet direkt vor der Terrasse am Gasthaus Wechner. Anita Haritzer-Wechner tischt nicht viele, aber umso feinere Gerichte auf, die aus der bodenständigen Lechtaler Küche kommen. Die ganze Familie bewirtschaftet auch die Bergwiesen, die zum großen Teil von Hand gemäht werden müssen. Mit ihrer Arbeit am Berg tragen sie dazu bei, dass der Hönig im Bergsommer so einzigartig aufblüht.