Genusswanderung im Süden der Iberischen Halbinsel Im Schinkenhimmel von Trevelez in der Sierra Nevada
Wie wäre es mit einer Genuss-Wanderung auf der Südseite der Sierra Nevada? Wobei das mit dem Genuss ganz wörtlich gemeint ist - und eine „Schweinerei“ dazu. Wir begeben uns in den gebirgigen Süden der Iberischen Halbinsel, ins Hinterland von Granada, in die Sierra Nevada. Unser Ziel sind die Barrancos und Terrassenfelder der Alpujarras.
Im Schatten des Mulhacén, mit 3481 Metern der höchste Berg der Iberischen Halbinsel, lässt es sich durch die „pueblos blancos“, die viel gerühmten „Weißen Dörfer“ bis ganz hinauf in den Schinkenhimmel von Treveléz wandern. Auf 1473 Metern Höhe reift in riesigen Kellern der berühmte luftgetrocknete „jamon serrano“, der Serrano-Schinken, das Allerbeste von den bekannt schmackhaften und vornehmlich mit Eicheln gefütterten Schwarzen Schweinen Andalusiens.
An der Südflanke der Sierra Nevada erzählen Terrassenfelder und ein Netz von Bewässerungskanälen von den Jahrhunderten der Maurenherrschaft in Andalusien. In Pampaneira, auf 1058 Meter Höhe, beginnt unsere Tour. Natxo Carreras ist zum einen ein erfahrener staatlich geprüfter Bergführer und zum anderen Bauingenieur. Er hat in Deutschland gearbeitet. Spaniens Gebirge kennt der Katalane wie seine Hosentasche. Den Weg heute hat er selbst erkundet. Pampaneira ist ein Treppenlabyrinth. Man muss fit sein, wenn man hier wohnt. Ganz hinten im Tal erhebt der Mulhacén sein vereistes Haupt. Auf einem schmalen Dorfverbindungsweg erreichen wir am Bach entlang in 45 Minuten Bubión. Dann geht es in Serpentinen hinauf zum Joch.
Vom Poqueira-Tal wandern wir durch eine bemerkenswerte Schlucht – durch den berühmten „Barranco de la Sangre“, die Blut-Schlucht: Hier soll sich der Legende nach eine blutige Schlacht zwischen Mauren und Christen zugetragen haben. Die Alpujarras waren in den Zeiten der Reconquista das letzte Rückzugsgebiet der Mauren vor der endgültigen Vertreibung aus Spanien. Das Blut soll im Barranco in Bächen geflossen sein - und sogar aufwärts dem Himmel zu …
Anna Maria Dahm, Journalistin aus Köln, und ihr Lebensgefährte Natxo Carreras sind ein Paar, auch was ihr kleines Unternehmen „Luna-Trails“ angeht. Jede der Kultur-Wander-Reisen in Spanien führen die beiden selbst. Unterwegs ist immer Zeit, auf Flora und Fauna einzugehen, aber auch auf die Besonderheiten der Architektur. Die Schieferdächer der Häuser in den Alpujarras sind mit „launa“ bedeckt, mit schwarzer vulkanischer Erde, die das Regenwasser aufnimmt.
Nach einer guten Stunde ist das Joch erreicht. Wir treten aus dem Tunnel duftender Macchia und blicken bis zum Mittelmeer. Tief unten liegen Bubión und Pampaneira. Über unseren Köpfen kreisen die Geier. Wir empfinden das nicht als Drohung, schauen voraus und nehmen noch einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Dann setzt sich Natxo wieder in Bewegung. Vamos! Zwei Stunden noch. Die Wegränder sind wie bemalte Tapeten: Glockenblumen, blühende Disteln, duftende Zistrosen in allen Farben. Dass es nach einer Stunde die Möglichkeit gibt, in einem Biergarten ein Radler zu trinken, das hier „Clara“ heißt, freut uns.
Es gehört zum Prinzip Alpujarras, dass nach einem Abstieg ein Aufstieg kommt. Ein Hund bellt, wir ziehen weiter, zapfen Quellwasser aus einem der typischen, granitenen Stufenbrunnen und erreichen hungrig Trevélez. Die gute Bergluft hat es zur Hochburg des „jamon serrano“ gemacht - zum Schinken-Paradies. Charakteristisch für den Serrano-Schinken ist sein mageres, kaum fettmarmoriertes Fleisch mit mild-aromatischer Note. Bis zu 18 Monaten lagern die Schinken in den riesigen Reifekellern. Wir besichtigen zuerst das Museum und werden dann von einer jungen Dame durch die weitläufigen Trockenkeller geführt, wo Tausende von Schinken verlockend von der Decke hängen. Probieren dürfen wir auch.
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Karte: Trevelez