Quo vadis Kulturwandern im Val de Boí
Die beiden Nationalparks „Aigüestortes i Estany de Sant Maurici“ und „Ordesa y Monte Perdido“ bilden das Herz der Pyrenäen. Das Hochgebirge zwischen Frankreich und Spanien, zwischen Atlantik und Mittelmeer bietet markante Gipfel und imposante Schluchten.
Mehr als 200 Dreitausender überragen grüne Täler, von Gletschern geformt und von Flüssen durchfurcht.
Es macht Freude, auf einsamen Dorfverbindungswegen im Val de Boí zu wandern und die schier unglaubliche Blumenvielfalt zu erleben, dazu die herzliche Gastfreundschaft und neun romanische Dorfkirchen mit einem Schatz aus mittelalterlichen Fresken und Skulpturen, allesamt UNESCO-Weltkulturerbe.
Als Eingehtour zur Kontaktaufnahme mit Natur und Kultur im Val de Boí ist der alte Fußweg über Taüll, Boí und Durro nach Barruera perfekt: Nicht nur weil er vor der Gasthaustür im Bergnest Erill la Vall, 1250 m, beginnt, auch wegen der Balkon-Effekte, die sich beim Aufstieg im Wald, bei der Überschreitung eines Jochs und im Abstieg über Almgrund immer wieder ergeben. Die Zwischenziele lassen Kunstkenner mit der Zunge schnalzen. In den abgeschiedenen Tälern der Pyrenäen hat die Romanik einen Hort und Rückzugsort. Eine Kirche ist schöner als die andere.
In Taüll gibt es neben Santa Clemente mit Christus Pankreator auch noch Santa Maria mit dem Fresko „Anbetung der Könige“. Anna Maria Dahm aus Köln lebt und arbeitet als Wanderführerin in den Pyrenäen und ist eine kundige Führerin. Natcho Carreras hat den Schlüssel für den Turm. Von oben ist die Wanderroute erkennbar.
Wir wandern weiter in Richtung Durro, wo der Blick in die Kirche La Natividad mit der „Kreuzabnahme Christi“ Pflicht ist. Romanik vom Feinsten, wie in den Seitentälern des Engadins, und Naturromantik: Alpenmohn, Rhododendron, Königskerzen. Der Wanderweg führt am rauschenden Bach entlang, Eidechsen huschen über heiße Steine, Lichtnelken wiegen sich im Wind, Kuhglockengeläut wie im Allgäu ist zu hören.
Verwunschene, verwachsene Pfade führen ins Gasthaus „Casa Joachim“, wo man sich ein pyrenäisch-spanisches Mittagessen schmecken lassen kann: Salami, Schinken, Käse und geröstetes Brot, auf das dick Knoblauch und Tomaten gerieben werden. Dazu gibt es Rotwein aus der Purrò-Karaffe der Hirten. Jose Cazorla ist Skilehrer in Boí Taüll. Seine Leidenschaft gehört den Bienen und dem Berghonig. Er schwärmt von der wunderbaren Holunderblüte im Val de Boí und vom Ginster, der später im Sommer folgt.
1000 Seen gibt es in den Pyrenäen, davon gut 300 im zwischen 1600 und 3000 Metern hoch gelegenen Nationalpark Aiguestortes i Estani. Nationalparkführer Josep Maria Rispa berichtet im Infozentrum von Boí von der starken Population des Bartgeiers und vom Naturwunder Schwarzkiefer. Der an das raue Bergklima bestens angepasste Baum klammert sich bis in eine Höhe von 2800 Meter zäh an die Felsen und trotzt Wind, Eis und Schnee.
Der Kreis schließt sich und die Wanderung von Dorf zu Dorf geht zu Ende. Der sechsstöckige wuchtige Turm von Santa Eulalia in Erill la Val wirkt wie ein Wegweiser zum UNESCO-Weltkulturerbe aus neun romanischen Dorfkirchen im Val de Boí.
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Karte: Vall de Boí