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Besuch in einer „brandneuen“ Schatzkammer bei Schwangau Alpine Whisky vom Tegelberg

Das Klima im Gebirge ist extrem. Kälte und Hitze wechseln sich übers Jahr ab. Als Bergsteiger ist einem das manchmal zu viel. Schlägt das Wetter Kapriolen, sind die Bedingungen zu schlecht, bleibt man eben zu Hause, nicht selten fluchend. Es gibt aber einen Mann, der sich nahezu immer über Wetterwechsel freut, denn sie sind gut für seine Produkte – und die lagert Michael Schroll ganz bewusst hoch oben am knapp 1800 Meter hohen Tegelberg bei Schwangau.

Von: Kilian Neuwert

Stand: 09.01.2021 | Archiv

Besuch in einer „brandneuen“ Schatzkammer bei Schwangau | Bild: BR; Kilian Neuwert

Der Tegelberg hoch über Schwangau: Dort sollen die Brände von Michael Schroll reifen.

Unten im Tal, in Schwangau im Ostallgäu, führt Schroll eine Brennerei. Ziel des Ausflugs auf den Tegelberg ist eine Holzhütte, die er liebevoll „Schatzkammer“ nennt. Es ist die Hütte eines vor Jahren abgebauten Lifts unterhalb der heutigen Bergstation. Sie steht auf fast 1700 Metern Höhe wie auf einer kleinen Aussichtskanzel mit Rundumblick über die Ostallgäuer Seenlandschaft. In der Hütte lagern Schrolls Destillate. Die Brände reifen am Berg.

Die Qualität prüft der gebürtige Niederbayer regelmäßig. Dafür geht es meist mit der Bergbahn hinauf.

Die Qualität prüft der gebürtige Niederbayer regelmäßig. Ein bis zwei Mal im Monat kommt der gebürtige Niederbayer hier herauf und kontrolliert die Qualität seiner Brände. Heute stapft Michael Schroll erst über eine Piste, dann durch Schnee, rote Gamaschen über der Jeans, eine Schneeschaufel in der Hand. Nachdem der Zugang freigelegt ist, geht es hinein. Hier lagern Brandy und verschiedene Whiskys, ein Bockbierbrand und auch ein Apfelbrand. In Ruhe reifen die hochprozentigen Schätze vor sich hin..

Michael Schroll schaufelt sich einen Weg zu seiner „Schatzkammer“: Auf rund 1700 Metern Höhe lagert er Brände ein.

In einer Ecke hängt eine Christusfigur an der Wand, das Kreuz fehlt. Diffuses Licht fällt durch die Fenster, links und rechts der Tür stehen Holzfässer. Im Sommer hat sie Michael Schroll rund 900 Meter nach oben gebracht und es sich dabei zunutze gemacht, dass die Temperaturen hier oben viel stärker schwanken als unten im Tal: im Sommer 20 bis 25 Grad, im Winter auch mal minus 20 Grad. So nimmt das Destillat die Geschmacks- und Aromastoffe vom Holz viel intensiver auf. In der Hütte riecht es nach den verschiedenen Bränden, fast als würden ihre Düfte miteinander konkurrieren. Viel Geist sei in der Luft, sagt Michael Schroll und schmunzelt unter seinem Vollbart.

Michael Schroll will sich die klimatischen Besonderheiten der Berge für seine Produkte zunutze machen.

Die Idee, seine Destillate am Berg reifen zu lassen, kam Schroll im Laufe der Zeit. Eigentlich stammt er aus dem Bayerischen Wald und ist Braumeister. Die Liebe verschlug ihn nach Schwangau, wo sein Schwager bereits eine Brauerei führt. Daneben noch eine zu gründen, kam nicht in Frage, erzählt er. Doch der Weg vom Brauer zum Brenner war kurz, schließlich hat man mit der Natur und mit Rohstoffen zu tun. Man hat die alkoholische Gärung und erzeugt ein Produkt, dass eine große Aromen- und Geschmacksvielfalt hat – beim Bier wie beim Destillat. Bis der Reifeprozess seines Whiskys mit klar rauchiger Note abgeschlossen ist, wird Michael Schroll aber noch das ein oder andere Mal zur Kontrolle nach oben auf den Tegelberg müssen.


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