Kühler Zuflucht zwischen Riesen-Saal und Barbarossa-Dom 100 Jahre Teufelshöhle bei Pottenstein
Wenn es im Sommer über 30 Grad im Schatten hat, dann bietet sich ein Ausflug in die kühle Unterwelt an. Die Teufelshöhle bei Pottenstein in der Fränkischen Schweiz hat konstant neun Grad und ist einen Besuch wert. Vor 100 Jahren wurde die gut zweieinhalb Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhle erschlossen.
Ins Innere der Teufelshöhle kommt man nur mit einer Führung. Höhlenführer Wolfgang Tischer kennt sein Reich in- und auswendig. Die Teufelshöhle ist die größte Höhle der Fränkischen Schweiz und mit einem rund einen Kilometer langen Wegenetz erschlossen, das bis auf 70 Meter unter die Erde hinabführt. Sie ist grundsätzlich einfach zu begehen, man muss nicht klettern oder kriechen, aber insgesamt 400 Stufen aufgrund des Höhenunterschiedes bewältigen. Dafür ist das Klima hier sehr gesund: permanent 90 Prozent Luftfeuchtigkeit bei gleichbleibenden frischen neun Grad, egal wie heiß es draußen ist.
Ein kleiner Kurs in Chemie ist auch gleich noch dabei, wenn es die Stufen hinuntergeht und dann in einer Nische der erste große Tropfstein steht. Wolfgang Tischer kennt die Feinheiten: „Das Regenwasser sickert durchs Erdreich und nimmt dabei Kohlendioxid auf von der Wurzelatmung der Pflanzen. Wasser und Kohlendioxid verbinden sich zu Kohlensäure, dieses Gemisch löst Kalk aus dem Dolomitgestein. Der kalkgesättigte Tropfen tritt in die Höhlenluft ein, Kohlendioxid entweicht, das Kalzit fällt aus. Dadurch entsteht Tropfen für Tropfen der Tropfstein.“ In der Teufelshöhle dauert es 13 Jahre, bis der Tropfen einen Millimeter wächst.
Genau 100 Jahre ist es her, dass Forscher Hans Brand mit Zustimmung der Stadt Pottenstein anfing, die Höhle zu erschließen. Die Einheimischen ahnten schon lange, auch mit etwas Gruseln, dass hier etwas Besonderes unter der Erde lag. Sie glaubten, dass das so genannte Teufelsloch der Eingang zur Unterwelt war. Die Höhle sollte von Anfang an eine Schauhöhle werden. Geröll und Gestein wurden per Hand und mit kleinen Grubenwagen, die am Eingang noch zu sehen sind, herausgeschafft. Hans Brand fand einen Hohlraum nach dem anderen, mit Sprengungen und Grabungen kam der Trupp von etwa 40 Männern am Ende in die riesigen Räume mit beeindruckenden Tropfsteinen. Die rötlichen Färbungen kommen vom Eisenoxid. Die grünlichen Färbungen nennt man Lampenflora - sie ist durch das vom Menschen eingebrachte Licht entstanden.
Mehr als 150.000 Besucher steigen jedes Jahr hinunter und bewundern die mit farbigen Lichtern und manchmal auch Sound bespielten Räume. Der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer möchte jedoch nicht zu viel Zirkus in der Höhle haben, denn sie ist auch ein Rückzugsort für Fledermäuse. Der größte Raum der Höhle heißt Riesensaal, hier befinden auch die beiden größten Tropfsteine. Sie heißen „Riese Goliath“ und „Baum“ und sollen rund 340.000 Jahre alt sein. Bis zur Decke sind es rund 13 Meter, über dem Saal liegen noch 40 Meter Dolomitgestein. Fast neun Jahre dauerte es damals, bis die gesamte Höhle für Besucher gut zugänglich gemacht worden war.
Noch ein kleiner Tipp: Vom Ausgang der Höhle führt eine kleine Wanderung durch schattigen Wald zum Schöngrundsee und zu einer kleinen Gaststätte.