Back Country Tour auf dem Kungsleden Einsame Wildnis in Schweden
Der Kungsleden ist im Sommer ein beliebter Weitwanderweg in Schweden und auch im Winter ist er für Back Country Skitouren markiert. Doch in der kalten Jahreszeit geht´s dort viel einsamer zu, da nur wenige Menschen auf den zugefrorenen Seen und verschneiten Fjälls unterwegs sind.

Mit einer kleinen Gruppe starte ich in Grövelsjön am südlichen Kungsleden. Sechs Tage führt uns die Back Country Skitour von Hütte zu Hütte. Anfangs ruckelt der mit rund 40 Kilo Proviant und Rucksack beladene Schlitten hinter mir her wie ein störrischer Esel und von vorne bläst der Wind mit 70, 80 km/h eisig in unsere Gesichter. Mit einer dreifachen Schicht Hosen und Jacken sind wir dick vermummt auf Back Country Skiern unterwegs. Sie sind etwas breiter als die üblichen Langlaufski und bei steilen Anstiegen oder eisigen Passagen kann man Felle aufziehen. Doch unterwegs finden wir auch immer wieder feinen Pulverschnee.
Einfaches Leben in Selbstversorgerhütten
Die erste Etappe führt uns zum zugefrorenen Hävlingen See und den gleichnamigen Hütten am Ufer. Dort begrüßt uns Kina mit einem schwedischen „Välkomna“. Als Stugvard, also Hüttenwart, erklärt sie uns alles Wichtige, beispielsweise wo wir Wasser am Eisloch im See holen können. Denn in den Selbstversorgerhütten gibt es in der Regel weder Strom noch fließend Wasser. Zu den sich täglich wiederholenden Ritualen gehören also Wasser holen, Holz hacken, Ofen anschüren und Teewasser aufsetzen. Dieses einfache Leben und die Reduktion auf das Wesentliche gefallen auch Hüttenwart Jan in der Rogenstugan, wo wir am dritten Tag übernachten. In der Weite der Landschaft könne er seinen Gedanken freien Lauf lassen, schwärmt er.
Einsame Berggipfel ragen aus dem weißen Nichts
Auch mein Blick schweift unterwegs immer wieder in die Ferne und nur einzelne Berggipfel wie der Storvätteshågna im Långfjället-Massiv ragen aus dem weißen Nichts auf. Dazwischen gleiten wir über zugefrorene Sümpfe und durch lichte Kiefern- und Birkenwäldchen, die fast ein bisschen verwunschen wirken. Die menschenleere Wildnis und Abgeschiedenheit überraschen mich. Sechs Tage begegnen wir so gut wie niemandem. Es ist völlig still, nur der Wind und das Knirschen der Ski auf dem Schnee sind zu hören. Es gibt weder Straßen noch Strommasten oder Orte.
Ein Highlight: über zugefrorene Seen gleiten
Weitwanderin Corinna ist schon im Sommer auf dem Kungsleden unterwegs gewesen und von der Landschaft begeistert: Von den schwedischen Fjälls, also den hügeligen Hochflächen, den Wäldern, Sümpfen und Seen. Dies auch im Winter bei Schnee und Eis zu entdecken, ist für sie ein tolles Erlebnis. „Ich empfand den Rogen See schon im Sommer als beeindruckende Wasserfläche, doch nun im Winter mit Skiern darüber zu gleiten, ist ein echtes Highlight“, sagt sie. Auf den Seen ist der Weg übers Eis mit Stangen markiert, die bis zum 20. April am Kungsleden stehen bleiben. Dann werden sie eingesammelt, weil danach meist Tauwetter einsetzt.
Mehr-Tages-Tour auf dem Kungsleden (Königsweg)
Der Kungsleden (auf deutsch: der Königsweg) bietet viel Abwechslung, ob auf einer Sommerwanderung oder Skitour. Der nördliche Teil ist bergiger, während im südlichen Abschnitt die Fjälls und Feuchtgebiete überwiegen. Unsere Tages-Etappen sind zwischen 12 und 22 km lang und beanspruchen je nach Wetter, Steigungen, Gelände und Schneeverhältnissen unterschiedlich viel Zeit. Sieben Stunden geht die längste Etappe am letzten Tag nach Tänndalen und hat auch einen etwas längeren Anstieg am Berg. Das kostet schon ein bisschen Kraft, vor allem wenn man eine Pulka hochziehen muss. Wobei der Schlitten von Tag zu Tag leichter wird, da der Proviant „schmilzt“. Am Ende der Tour hat sich auch der starke Wind gelegt und die Temperatur bei um die Null Grad fühlt sich gut an. Sogar mit der Pulka, dem störrischen Esel, habe ich mich am Ende der Woche angefreundet.