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Besuch bei Urwelt-Vegetariern im Chitwan-Nationalpark Panzernashorn-Safari in Nepal

Nepal kennen die meisten als Königreich im Himalaya, doch das Land reicht im Süden hinab bis ins tropische Tiefland des indischen Subkontinents. Der Narayani oder Gandaki River tritt hier aus dem Gebirge und mäandriert in einem weiten, sumpfigen Flussbett.

Von: Georg Bayerle

Stand: 07.05.2022

Besuch bei Urwelt-Vegetariern im Chitwan-Nationalpark | Bild: BR; Georg Bayerle

Seine Quellen liegen in den Gletschern auf über 6000 Metern am Fuß der Achttausender, an Dhaulagiri und Manaslu. Aus dem Lebensraum der Yaks fließt dieser Fluss hinunter in den Lebensraum einer anderen einzigartigen Tierart: dem Panzernashorn. Es gibt noch ungefähr 2500 Exemplare des „Rhinoceros Unicornis“, rund 600 davon leben im Chitwan-Nationalpark im Süden Nepals.

Posieren vor dem Reitelefant

Meine Idee, zu Fuß in den Busch aufzubrechen, um eines der seltenen Panzernashörner aufzuspüren, kann offensichtlich nur einem Touristen einfallen. Viel zu gefährlich, machen mir die Leute der kleinen Lodge am Rande des Chitwan-Nationalparks klar: Panzernashörner haben ein ausgeprägtes Territorialverhalten. Also klettere ich über eine klapprige Gangway in den hölzernen Sitzrahmen auf dem Rücken eines Elefanten - und los geht’s. Der Mahut, der Elefantenführer, hockt barfuß auf dem Nacken und leitet das Tier mit leisen Rufen und dem Druck der nackten Füße mitten in den Busch hinein.

Aufbruch in den Busch

Zweige schnalzen ins Gesicht, das einfache Sitzgestell schwankt in über drei Metern Höhe über dem morastigen Grund. Jetzt bleibt keine Wahl, als dem Tier und dem Mahut zu vertrauen. Aber niemand kennt sich hier besser mit der Natur und den Tieren aus als die Einheimischen der Tharu-Kultur, die sich selbst als „Menschen des Waldes“ bezeichnen. Schon am Abend zuvor hat mir Sushma Mahato, eine Angestellte in der einfachen Lodge, von der Gefährlichkeit der Panzernashörner erzählt. Immer wieder kommen die Nashörner aus dem Wald heraus und suchen die Reisfelder heim.

Mutter und Kind verschwinden im Busch

Mit ihren Kolleginnen in der von der Dorfgemeinschaft betriebenen, kleinen Lodge mit einer Handvoll einfachen, strohgedeckten Hütten, führt Sushma Mahato abends für die wenigen Gäste auch die traditionellen Tänze auf, zum Beispiel den Steckentanz, bei dem die Frauen in rhythmischen Bewegungen zwei Stecken aneinanderschlagen. Der Tanz verkörpert die Tradition der Feldarbeit – und noch heute schlagen die Frauen auf dem Weg zum Feld mit den Stöcken, um die Nashörner abzuhalten. Jetzt, auf dem Rücken des Elefanten im Sumpf des Narayani-Auwalds, frage ich mich, wie ich mich im Fall einer ruckartigen Bewegung des ungewöhnlichen Reittiers auf dem Rücken halten würde, falls ein Nashorn auftaucht. Und dann stoßen wir förmlich mit dem Rüssel drauf: Das ausgewachsene Panzernashorn, das ungefähr zwei Tonnen wiegt, suhlt sich gerade in dem vollkommen von Gesträuch und Buschwerk verdeckten Tümpel, in den der Reit-Elefant hineingestampft ist. Der Elefant bleibt ganz ruhig, offenbar weiß er, dass er der Stärkere ist. Aber auch das Nashorn bewegt sich nur langsam, zehn Meter entfernt, ans andere Ende des Tümpels. Mit seinem plattigen Hautpanzer, dem kantigen Schädel und dem mächtigen, spitzen Horn wirkt der graue Koloss wie eine Erscheinung aus der Urwelt.

Direkter Blickkontakt

Dank des strengen Schutzes wächst der Bestand der Tiere, die bis zu 40 Jahre alt werden können, wieder leicht. Als reine Vegetarier vertilgen die Panzernashörner im ausgewachsenen Zustand jeden Tag rund 150 Kilo Gras, Zweige, Rinde und Früchte. 16 Monate lang hat das Weibchen, das nun als nächstes auftaucht und uns ununterbrochen beobachtet, ihr Kalb ausgetragen. Es schmiegt sich eng an den Körper des Muttertiers. Abrupt endet der Wald am Ufer der weiten Flusslandschaft des Narayani River, der rund 400 Kilometer weiter südwestlich in den Ganges mündet. Vögel fliegen auf, immer wieder raschelt es im Busch. Seit das ehemalige Jagdgebiet 1957 erstmals unter Schutz gestellt wurde, hat sich dieser Wildtier-Hotspot Nepals mit über 700 Tierarten erholt. Nur den „König“ des Chitwan bekommen wir nicht zu Gesicht: den bengalischen Tiger, von dem es hier noch knapp 100 Exemplare gibt.

Sushma Mahato vor ihrem Haus

Nach Ende der Panzernashorn-Safari begleite ich Sushma Mahato noch zu ihrem einfachen, aber gepflegten Haus, das im typischen Tharu-Stil aus Lehmziegeln gebaut und ocker verputzt ist. Im Hof hat sie einen Taubenschlag mit Tieren, die an Gläubige für Riten im Hindu-Tempel verkauft werden. Hier lebt sie mit ihrem Mann, dessen Eltern und zwei Kindern. Die junge Frau arbeitet auch auf dem Feld, aber vor allem in dem kleinen Tharu-Village-Resort, das die Dorfgemeinschaft vor ein paar Jahren aufgebaut hat. Bis dahin gab es, so sagt sie, überhaupt keine praktischen Berufe für uns, die Frauen waren nur Hausfrauen. Jetzt wollen sie zeigen, dass sie ein Hotel betreiben und managen können. Während sie ihre Musikdarbietung vorführen, gibt es schon die Vorspeise: Schnecken aus den Reisfeldern in einer würzigen Soße, wobei die Schnecken hier mitsamt dem Gehäuse gegessen werden. Ich warte lieber auf den Hauptgang und widme mich den Gesängen und Tänzen, die sie immer noch so pflegen, wie sie es von den Vorfahren gelernt haben.

Karte: Der Chitwan-Nationalpark

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Karte: Der Chitwan-Nationalpark


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