Alte Orte des alpinen Memento Mori Der Bergsteiger-Friedhof in Johnsbach
Mit der Erstbesteigung des Matterhorns 1865 beginnt auch die Geschichte dramatischer Todesfälle beim Bergsteigen, als im Abstieg vier Männer der Seilschaft um den Engländer Edward Whymper abstürzen. Gerade dort, wo die Gipfel besonders anziehend wirken, gibt es in den Orten im Tal wie in Zermatt oft ganze „Abteilungen“ auf den Friedhöfen, die den Bergtoten vorbehalten sind. Der wohl älteste und einer der umfangreichsten Bergsteigerfriedhöfe befindet sich in Johnsbach, dem kleinen Dorf im Gesäuse in der Steiermark.
Es ist ein Ort des Gedenkens, aber auch ein Ort, an dem sehr natürlich und menschlich mit der tragischen Seite des Bergsteigens umgegangen wird.
Ein kurzer Weg führt in Johnsbach vom Dorfkern zu dem an einen Berghang gebauten Friedhof mit der großen weißen Kirche samt Pfarrhaus, umgeben von steilen Felswänden. Ludwig Wolf, der Kölblwirt und ehemalige Bürgermeister, hat den Friedhof immer in besonderen Ehren gehalten. Rund 500 Tote sind hier registriert, die meisten sind männlich, denn der Alpinismus war lange Zeit Männersache.
43 Gräber gibt es noch aus der alten Zeit. Stefan Siedler ist einer der Bergretter und gehört zu denen, die sich auch um die Gräber kümmern. Dass der Tod zum Leben gehört, hat der junge Bergretter schon oft aus nächster Nähe erfahren. Auf dem Johnsbacher Bergsteiger-Friedhof ruhen auch zwei Freunde von ihm, und so bewegen ihn stets zwiespältige Gefühle, wenn er hierherkommt. – es sind die schönen und die tragischen Erinnerungen zugleich. Auf diese Weise bleiben die Bergtoten aber nach dem Tod noch ein bisschen anwesend unter den Lebenden, auch deshalb werden die Gräber gepflegt.
Man respektiert den Tod. Jeder kennt eine Geschichte zu den Begrabenen und so lange man über sie spricht, bleiben sie im Bewusstsein. Es sind Geschichten, wie sie der alte Schober Hans kennt und denen man anhört, dass sie auch nach langer Zeit noch voller Kraft stecken und weiterwirken, zum Beispiel, wenn er von Bergrettungen mit Hilfe eines schlichten Hanfseils erzählt. Die Einheimischen kommen regelmäßig hierher, und das zeigt, wie groß der Zusammenhalt der lediglich 145 Einwohner in diesem abgelegenen Bergsteigerdorf.
Es ist vor allem den Menschen vor Ort zu verdanken, dass dieses zwar traurige, aber eben auch wichtige Kapitel im Leben hier seinen Platz hat.
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Karte: Johnsbach im Gesäuse