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Ellerbachschlucht & Jungfernhöhle Mystische Pfade in der Fränkischen Schweiz

Diese Wanderung vereint alles, was die Fränkische Schweiz typischer Weise zu bieten hat: Eine geschichtlich bedeutende Höhle, fantastisch schöne Felsen mit herrlichem Ausblick, eine schaurige Sage und ein tolles Naturschauspiel in einer magischen Schlucht.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 08.11.2024 18:26 Uhr

Mystische Pfade in der Fränkischen Schweiz | Bild: BR; Ulrike Nikola

Die einzigartige Natur der Fränkischen Schweiz ist voller heiliger Orte und Kultstätten an Felsen und in Höhlen, um die sich zahlreiche Sagen ranken. Eine der prähistorisch und sagenkundlich bedeutendsten Orte der Region ist die Jungfernhöhle bei Tiefenellern im Landkreis Bamberg. Dorthin führt eine reizvolle Wanderung, die auch die malerische Ellerbachschlucht und die markante Felsgruppe des Eulensteins umfasst.

Sinterterrassen in der Ellerbachschlucht

Von Tiefenellern führt die Wanderung am Ellerbach entlang in Richtung Quelle. Schon nach dem ersten Abzweig plätschert das Wasser in Kaskaden herab. Durch die Kalkabscheidungen im Wasser haben sich mehrere Sinterstufen gebildet, über die der Bach ins Tal hüpft. „Der Kalk wird durch das Moos, das man hier überall sieht, festgehalten. Das nennt man dann Kalktuff“, erklärt Bernhard Pabst. Er kennt die Ellerbachschlucht schon sehr lange. Zwischen Felsen und Buchen zaubern der besondere Lichteinfall und das Plätschern auf den Sinterterrassen eine magische Atmosphäre. Nahe am Weg liegt eine kleine Höhle am Anger, die einen Vorgeschmack gibt auf das, was noch kommt. Markante Felsformationen sind zum einen oft mit einer Sage verbunden, zum anderen zeugen sie von einer langen Besiedlungsgeschichte auf der Frankenalb. Höhle wurden in vergangenen Jahrhunderten zur Vorratshaltung genutzt und als Rastplatz.

Blick in die Höhle am Anger

Das prähistorische Highlight dieser Wanderung ist die Jungfernhöhle. Um dorthin zu gelangen, geht es nach dem kleinen Ort Herzogenreuth über eine Hochfläche und dann hinab durch einen wunderschönen Buchenwald. Zwischen den Bäumen liegen moosbewachsene Felsen, mitten drin befindet sich der Eingang zur Jungfernhöhle. Zum Schutz der Fledermäuse, und weil der Höhleneingang steil abfällt, leuchtet Bernhard Pabst nur vorsichtig hinein. „Das ist eine der berühmtesten Fundstätten in Oberfranken aus der Zeit der sogenannten Linearbandkeramiker um 5000 vor Christus, das waren die ersten Siedler auf der Frankenalb. Hier hat man Überreste von 41 Menschen entdeckt, überwiegend von Frauen und Mädchen“.

Gedenktafel für d1e Opfer der Jungfernhöhle

Bis heute gibt dieser Fund viele Rätsel auf: War es vielleicht ein Opferplatz? Oder eher ein Fruchtbarkeitskult, der dort herrschte? Nahrungsgaben für unterirdische Mächte oder gar Kannibalismus? Noch in den 1980er Jahren ging die Wissenschaft von solchen Vermutungen aus. „Die heutige Forschung tendiert eher zu der Erklärung, dass es eine Begräbnisstätte war, an der man die Leichen mit besonders schönen Beigaben beigesetzt hat. Das Interessante ist, dass die Jungfernhöhle auch in der Sage eine große Rolle spielt,“ erklärt Bernhard Pabst. Überliefert ist nämlich, dass man des Öfteren drei Jungfrauen ohne Köpfe auf einem Gefährt über die Hochfläche habe fahren sehen. Aus der Höhle sei dazu lieblicher Gesang erklungen. Der Sage nach sollen die drei Jungfrauen von einem Jäger aus enttäuschter Liebe ermordet worden seien. Er hatte sich in eine von den Jungfrauen verliebt. Doch als sie ihn schroff zurückwies, hat er gleich alle drei umgebracht. Laut Erzählung lebten die drei Jungfrauen in einem Schloss auf dem Eulenstein, einer wunderschöne Felsgruppe, nur zehn Gehminuten entfernt von der Höhle und einer der schönsten Aussichtspunkte in der Region. Von hier blickt man über das Ellerbachtal bis nach Bamberg. Gleichzeitig bietet der Eulenstein auch sehr gute Kletterfelsen und Felsriffe.

Die leichte Rundwanderung mit Start und Ziel in Tiefenellern ist in zweieinhalb Stunden reiner Gehzeit zu machen und weist 260 Höhenmeter auf. Zwischendurch verläuft die Route ohne Markierung und zuletzt über Rotring und den Kammerleinsgraben zurück zum Ausgangspunkt.


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