Der fränkische Lutherweg Auf der Etappe über den Heidenberg bei Schwabach
Es gibt Wanderwege, die begeistern durch ihre faszinierende Natur, durch besondere Schwierigkeiten, durch bizarre Felsen oder seltene Pflanzen. Und dann gibt es Wege, die eher zu einer inneren Schau einladen, dazu, seinen Gedanken nachzuhängen, zu sinnieren und dabei einfach nur vor sich hin zu wandern. Das können alte Pilgerpfade sein oder neuere – wie zum Beispiel der Lutherwegin Mittelfranken.
Wo früher beschwerliche Handelsstraßen verliefen, beginnt heute in Schwabach ein Stück des fränkischen Lutherweges. Michael Kummer hat den Lutherweg im Auftrag der evangelischen Landeskirche mitentwickelt. Der Beauftragte der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft für Bayern hat in sich intensiv mit der Geschichte befasst und erklärt, das Martin Luther mit großer Sicherheit vier Mal in Schwabach war - einmal 1510, als er im Auftrag seines Konvents nach Rom pilgerte. Damals verliefen hier große Handelsstraßen, die Via Imperi teilt sich in Schwabach, ein Teil führt dann weiter nach Nördlingen, ein Teil nach Augsburg. Bis nach Augsburg soll der Lutherweg zukünftig führen, spätestens zum Jubiläum der Confessio Augustana in sieben Jahren können dann Wanderer die historischen Spuren erkunden.
Der Lutherweg rund um Schwabach und Roth verläuft im Nürnberger Becken und durch den Fränkischen Jura. Die höchste Erhebung ist der Heidenberg mit 460 Metern. Viel Sandstein prägt die Landschaft, das Gelände ist von Sandachsen durchzogen. Der Weg bietet weite Blicke über wogende Weizenfelder genauso wie stille Passagen durch den Wald. Karpfenweiher glitzern in der Sonne, Seerosen zeigen ihre ersten Blüten. Der Weg verläuft auf einigen bereits vorhandenen Wanderwegen wie beispielsweise dem Jakobsweg, und so kommt man kurz vor Kammerstein auch zu einer kleinen Kapelle mitten im Wald. Sie ist ungewöhnlich gebaut, aus einzelnen Balken bestehend, zwischen denen der Wind durchpfeift. Dadurch entsteht ein Gefühl von Offenheit und Weite. Der Chorraum ist geprägt von Fenstern aus blauem Glas. Wenn die Sonne tief steht und sich das Licht in ihnen bricht, erzeugt das einen wunderbaren Lichteffekt.
Der neue Lutherweg ist einfach zu wandern, meist geht es flach dahin. Schotterwege wechseln sich mit Waldpfaden ab. Man kann die Gedanken schweifen lassen, ohne sich dabei zu verlaufen. Historisch interessierte Wanderer können sich mit Martin Luther befassen, Pilger religiöse Impulse suchen. Der Weg erinnert aber auch an Tragödien, die sich im Namen der Konfessionen in dieser Gegend abgespielt haben. In Kammerstein erinnert neben der Markgrafenkirche hoch über dem Ort ein Denkmal an die österreichischen Exulanten, die aufgrund ihrer evangelischen Konfession nach der Reformation aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich hier niedergelassen haben. Kammerstein war damals durch den 30-jährigen Krieg entvölkert und die neuen Bewohner überaus willkommen. Die bäuerliche Zuwanderung in das vom Krieg verwüstete Franken ist überwiegend ein Phänomen der 1650er und 1660er Jahre. Die Exulanten machten in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens bis zur Hälfte der Bevölkerung aus. Ihre Gesamtzahl wird auf rund 100.000 Personen geschätzt - für die damalige Zeit eine ungemein große Zahl.
Gerade weil sich der Lutherweg hier so unspektakulär vor die Füße legt, mag man sich bei einer Rast auf dem Bänkchen nahe dem Denkmal vergegenwärtigen, was in dieser Gegend so alles passiert ist, seit Luther damals hier vorbeikam und nach ihm die Reformation durchs Land fegte.