Markgrafen & Wald-Einkehr Der Qualitätswanderweg „Markgrafenrunde“ im Fichtelgebirge
Sie müssen gut ausgeschildert sein und Sehenswürdigkeiten enthalten - die sogenannten Qualitätswanderwege. Im Fichtelgebirge gibt es seit letztem Jahr einen neuen Weg dieser Kategorie: die „Markgrafenrunde“. Auf gut zehn Kilometern wandert man dort im Wald und auf den Spuren von Markgräfin Wilhelmine & Co.
Ochsenkopf, Schneeberg oder Kösseine kennen viele im Fichtelgebirge. Doch abseits der „Hotspots“ gibt es auch weniger bekannte hübsche Flecken, zum Beispiel rund um Wülfersreuth bei Bischofsgrün. Dort hat der Fichtelgebirgsverein die „Markgrafenrunde“ neu angelegt. Der Rundwanderweg startet am Parkplatz „Kellerhaus“ in Wülfersreuth. Eine große Tafel zeigt den Verlauf und liefert alle wichtigen Infos: Über Schweinsbach und den dortigen Waldgasthof geht es nach Eichig und zurück nach Wülfersreuth. Zweieinhalb bis drei Stunden sollte man für die 10,5 Kilometer lange Wanderrunde mit ungefähr 220 Höhenmetern im Auf- und Abstieg einplanen. Der Weg eignet sich für Familien mit Kindern und auch für ältere Menschen.
„Wir sind überwiegend auf schönen Waldwegen unterwegs. Das ist eine gemütliche Tageswanderung mit entsprechender Einkehr“, sagt Rainer Schreier, der Haupt-Vorsitzende des Fichtelgebirgsvereins und Vorsitzende der Ortsgruppe Bischofsgrün.
Für die Zertifizierung als Qualitäts-Wanderweg galt es einige Voraussetzungen erfüllen: Der Weg muss gut ausgeschildert und „naturnah“ sein. Man muss ihn auch ohne Karte oder Wander-App laufen können und er soll Sehenswürdigkeiten, Ausblicke und Einkehr-Möglichkeiten bieten. Viel Arbeit also für die Vereinsmitglieder: Rund 180 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken in diesem Weg. Das Wege-Team hat erst ein Konzept erstellt, dann die Schilder anfertigen lassen und aufgestellt. „Weil es ein Rundweg ist, muss der Weg aus beiden Richtungen zu laufen sein. Die Schilder sind in Sichtrichtung angebracht“, sagt Karl Maisel aus dem Wege-Team. Insgesamt sind 4.500 Euro Materialkosten angefallen.
Die neue „Markgrafenrunde“ geht zurück auf den historischen Markgrafenweg, der die Residenzstadt Bayreuth im 18. Jahrhundert mit dem Jagd- und Sommerschloss in Kaiserhammer im Egertal verbunden hat. Der kleine Ort Wülfersreuth, um den der Weg herumführt, war damals eine Verpflegungsstation für die Adeligen. Damals sind die Markgrafen mit einem großen Tross mit mehreren Kutschen und Pferden gereist. Die bekannteste Vertreterin dürfte Markgräfin Wilhelmine sein, die Frau von Markgraf Friedrich und Schwester des berühmten Preußenkönigs Friedrich des Großen. „Wilhelmine hat einen großen Einfluss auf Bayreuth ausgeübt. Für sie wurde das abgebrannte Alte Schloss wiederaufgebaut und das Neue Schloss errichtet. Für die Hochzeit ihrer Tochter ist das berühmte Opernhaus gebaut worden“, erklärt Adrian Rossner. Er ist Experte für fränkische Landesgeschichte und stellvertretender Vorsitzender im Fichtelgebirgsverein.
Der Wanderweg führt auch vorbei am sogenannten Wolfsgarten, einer historischen Wolfsfanganlage, die typisch für das Fichtelgebirge ist. „Damals wurde ein Köder in mehreren Metern Tiefe in einer Grube versenkt, ein Rinderkopf zum Beispiel. Die Grube wurde mit Ästen abgedeckt, und wenn der Wolf zu seiner Beute wollte, ist er hineingefallen“, so Rainer Schreier. Die Jäger der Markgrafen haben die Wölfe dann direkt getötet oder lebend nach Bayreuth gebracht. In der Eremitage wurden die Tiere dann zu „Lustzwecken“ gejagt. Auf Schildern finden die Wanderer QR-Codes, die sie mit ihrem Smartphone scannen können. In Videos bekommen sie Infos zur Funktionsweise der Anlage, zu den archäologischen Grabungen und zur Wolfsproblematik in der heutigen Zeit.
Einkehren können die Wanderer im Waldgasthof Schweinsbach. Auf der Karte stehen vor allem regionale Gerichte aus eigener Jagd und Schlachtung. Wirtin Marion Bauer sorgt mit Hirschragout, Schweinebraten, gebratener Göttinger, vegetarischem Gemüseschnitzel und vielem mehr für das leibliche Wohl der Wanderer. Am Ende der Wanderung verlässt man den Wald und hat bei gutem Wetter eine grandiose Aussicht auf den Schneeberg und den Ochsenkopf auf der einen Seite und auf den Frankenwald und den Thüringer Wald auf der anderen Seite.