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Sachrang & Schleching Die neuen bayerischen Bergsteigerdörfer

Am kommenden Freitag werden Schleching und Sachrang auf der Priener Hütte am Geigelstein zu Bayerns Bergsteigerdörfern Nummer zwei und drei. Es ist die logische Fortsetzung eines Wegs, der schon in den 1970er Jahren begonnen hat.

Von: Georg Bayerle

Stand: 15.07.2017 | Archiv

Alpine Porträts von Sachrang und Schleching | Bild: BR; Georg Bayerle

Damals wurde von Naturschützern hart gegen eine weitere Erschließung des Geigelsteins, der beide Orte verbindet, gekämpft. Vor 26 Jahren wurde der gesamte Berg zum Naturschutzgebiet. Als „Bergsteigerdörfer“ schließen sich die beiden Orte im Chiemgau dem Kreis von besonderen Alpenorten an, die ihr gewachsenes Dorfbild bewahrt haben, weiterhin bewahren und den naturnahen Tourismus entwickeln.

Seit einem Vierteljahrhundert bewährt

Der Geigelstein ist ein Berg besonders alter Almen, die mit der Landschaft verwachsen sind - mit steingemauerten Wegen und Hütten, gedrungen, wulstig. Jahrhunderte lasten auf den Mauern. Eine solche Hütte aus der Zeit um 1700 steht auf der Haidenholzalm über Schleching. Es ist die ruhige, naturbelassene Seite des Geigelsteins.

Die Haidenholzalm unter dem Weitlahner

Heute sind alle einer Meinung. Doch bevor am 1.Juni 1991 das Naturschutzgebiet am Geigelstein eingerichtet wurde, prallten die Meinungen aufeinander, erinnert sich Josef Loferer, Almbauer und Bürgermeister von Schleching. Der 1800-Einwohner Ort träumte von einem Skigebiet. Im Nachhinein ist Schleching ein Beispiel dafür geworden, dass es Entwicklung auch ohne technische Erschließung und Naturzerstörungen gibt. Das Bergdorf mit seinem mehrfach ausgezeichneten Ortsbild steht für eine gewachsene Kulturlandschaft und für Entschleunigung statt schnellem Konsum. Aus vielen Einzelteilen, besonderen Orten und besonderen Personen setzt sich das Mosaik zusammen. Ein solcher Mosaikstein ist auch der Weiler Mitterleiten über Sachrang, wo die Bergbäuerin Monika Pfaffinger lebt. Die insgesamt drei Höfe mit kleiner Landwirtschaft und einer Mutterkuhherde sind schwierig zu bewirtschaften. Trotzdem lässt sich davon leben – ein Beweis, dass es auch anders geht als nach der herrschenden ökonomischen Logik.

Neuer Permakultur-Garten an alter Hofstelle

Neben dem natürlichen Reichtum wollen die Akteure rund um den Blumenberg des Chiemgaus, den Geigelstein, auch das sanfte Tourismusangebot weiter entwickeln, auch Bergführer Rainer Müller vom Campingplatz unter der Zellerwand. Wie viele hofft auch er darauf, dass irgendwann die Ringlinie rund um den Geigelstein kommt, von Sachrang über Walchsee, Kössen und Grassau. Das würde bergsteigerisch mehr bringen und viel mehr Überschreitungen möglich machen, wenn man nicht immer per pedes zum Ausgangspunkt der Tour zurückkehren muss. Für dieses umweltfreundliche Verkehrsprojekt gibt es schon positive Signale aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium. Als Bergsteigerdörfer werden Schleching und Sachrang ihren Weg weiter gehen – einen Weg, der jetzt schon mit Initiativen wie dem Ökomodell Achtental oder dem Bergbauernmodell Sachrang beispielhaft ist.

Karte: Sachrang & Schleching

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Karte: Sachrang & Schleching


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