Simmshütte & Lechtaler Wetterspitze Paradegipfel und ein neues junges Hüttenteam
Die knapp 2.900 Meter hohe Lechtaler Wetterspitze zählt zu den Paradegipfeln der Nördlichen Kalkalpen. Wer hinaufsteigt, der erlebt nicht nur eine besondere Tour auf das Dach der Nordalpen, sondern auch eine besondere „Crew“ auf der Simmshütte, dem Stützpunkt für diese Tour.
Lebhaft werkeln drei junge Leute morgens in der schmalen Küche der Simms-Hütte, während sie das Frühstück ausgeben. Jannik, Mirjam und Tist sind gerade einmal Anfang 20. Tist spült, Mirjam richtet die Frühstücksteller her, Jannik brüht den Kräutertee. Der Augsburger übernimmt die Simms-Hütte nun von Charly Wehrle, der nach Stationen auf der Oberreintalhütte und der Reintalangerhütte eine wahre Hüttenwirtslegende geworden ist. Auf der Simmshütte verbringt er nun die letzten Wochen seiner aktiven Laufbahn.
In den vergangenen Jahren hat er das junge Team um sich versammelt, das die Hütte weiterführen wird. Tist stammt aus der Nähe von Antwerpen in Belgien und kam schon als Kind mit der Familie zum Urlaub ins Lechtal, wo Belgier traditionell zu den häufigen Gästen zählen. Weil der heute 22-Jährige jedes Mal traurig war, wenn es wieder heimging, hat er eine Mail an Charly Wehrle geschrieben und seinen Traumplatz gefunden.
Auf die Lechtaler Wetterspitze
Seit ein paar Jahren ist Tist nun jeden Sommer auf der Simmshütte und tourt am freien Tag der Woche auf die umliegenden Gipfel. Seinen ganz persönlichen Durchbruch hat er gleich am berühmten Hausberg geschafft, der Lechtaler Wetterspitze: Bei den Kraxeleinlagen auf dem letzten Stück zum Gipfel hat er erfolgreich seine Höhenangst besiegt. Und jedes Mal, wenn er wieder oben steht, staunt er über die Aussicht, die an klaren Tagen zwar nicht nach Antwerpen, aber bis weit hinaus ins Flachland reicht. Wer auf dem knapp 2.900 Meter hohen Gipfel steht, hat einen der schönsten 360-Grad-Blicke der Nordalpen - und von all den anderen Bergen erkennt man wiederum diesen einzigartigen Turm aus hellgrauem Kalk.
Steinböcke und Glockenblumen
Von der Simmshütte quert der Aufstieg steile Grasflanken, dann folgt ein 600-Höhenmeter Aufstieg durch die Schuttwüste zum Fallenbacher Joch. Das letzte Stück ist dann eine unschwierige Kletterei im Kalk. Oft treibt sich ein Steinbockrudel in Wegnähe herum. Für einen Biologen wie den jungen Tist ist die scheinbar wüste Gegend sowieso ein Paradies. Den ganzen Sommer über sucht er nach seltenen Pflanzen, die er von der Kugelorchis bis zum Einblatt säuberlich für sich auflistet. So streift er an den freien Tagen über die nahen Berge, unter denen die Feuerspitze noch ein zweites, geologisch besonders abenteuerliches Tourenziel ist.
Der besondere Charakter der Simmshütte
Weil die Simmshütte an keinem der bekannten Höhenwege liegt und weil Charly Wehrle ihre Atmosphäre gepflegt hat, hat sie mit ihren 50 Plätzen den ursprünglichen und stimmungsvoll-einfachen Charakter behalten, den Mirjam ganz besonders schätzt: eine Hütte, in der neben der Arbeit auch Zeit bleibt und in der sie bis zum Abend alle Gäste mit Namen kennt. Auch die junge Oberschwäbin ist trittsicher unterwegs und hat ihren Traumberg in der bizarren Szenerie des Nachbarbergkamms gefunden: die Grießtaler Spitze. Der Weg auf die andere Talseite ist nach den Unwettern dieses Jahres aber derzeit gesperrt.
Tagesbeginn mit der Tradition der Morgenweise
Auch Jannik, der dritte im Bunde des jungen Hüttenteams, hat die Wetterspitze und die umliegenden Gipfel längst erkundet. Als Nachfolger von Charly Wehrle führt der 22-Jährige eine besonders schöne Tradition fort: Um sechs Uhr morgens holt er die Gäste mit einer irischen Weise auf seiner Konzertgitarre sanft aus den Träumen und hinein in den neuen Tag, so wie es Charly Wehrle einst vom Fischer Franz übernommen hatte. Den herzlichen und nahbaren Stil hat er ihnen vorgelebt, und Gäste sind hier oben wirklich Freunde, bis sie dann zu ihren Zielen aufbrechen. Für viele ist es die Lechtaler Wetterspitze, diese elegante Schönheit in hellgrauem Kalkgewand, hoch aufragend über der Simmshütte.