Papageientaucher und Star Wars vor der irischen Küste Stufensteigen auf Skellig Michael
Auf der Insel Skellig Michael vor der irischen Küste geht es 670 Stufen steil empor. Dieser „Michaels Felsen“ hat nicht nur eine großartige Kolonie mit rund 8000 Papageientauchern zu bieten, sondern ist auch UNESCO-Welterbe und ein Star-Wars-Drehort.
Früh am Morgen starten wir mit einem Boot im kleinen Hafen von Portmagee. Der Himmel ist grau und die Luft noch frisch. Skipper Jamie und Bootsbegleiter Leo sind schon munter und erzählen den zwölf Frauen und Männern an Bord, dass wir an diesem Tag die Ersten auf Skellig Michael sein werden. Schon seit 1996 ist die Anzahl der Besucher zum Schutz der Insel reglementiert: Erlaubt sind maximal 15 Boote mit je 12 Passagieren pro Tag.
Erwartungsvoll sitzen wir an Bord und schauen übers Wasser. Während der Überfahrt tauchen zwei Wale auf – faszinierend! Nach einer halben Stunde erblicken wir im Morgendunst die Umrisse des dunklen Felskegels, der sich über 230 Meter teils senkrecht aus dem Meer erhebt: Skellig Michael. Neben mir sitzt Sinead und sie zappelt schon vor lauter Ungeduld. Schon seit langem will sie die hübschen Papageientaucher aus nächster Nähe sehen. Während sich die einen vor allem für die Tiere und die Natur interessieren, kommen die anderen, um die gut erhaltene Klosteranlage aus dem 7. Jahrhundert zu besichtigen, die ein UNESCO-Welterbe ist. Darüber hinaus zieht Skellig Michael auch Krieg-der-Sterne-Fans an, denn in der berühmten Science-Fiction-Saga „Star Wars“ verbringt Luke Skywalker die letzten Jahre seines Lebens auf dieser einsamen Insel.
Sobald wir Skellig Michael betreten, sehen wir auf jedem Felsvorsprung, in den schroffen Wänden und über uns in der Luft überall die Papageientaucher. Es ist überraschend still auf der Insel, an manchen Stellen aber kann man der leisen Unterhaltung der Tiere lauschen und das Schreien der Möwen weiter oben hören. Mit ihren gebogenen, orangefarbenen Schnäbeln und tapsigen Schritten an Land wirken die Papageientaucher liebenswert. Im Wasser hingegen jagen sie blitzschnell kleinen Fischen hinterher und können bis zu 20 Meter tief tauchen. Die meiste Zeit leben sie auf und im Wasser und kommen nur wegen des Nachwuchses an Land. Wenn sich die Tiere im Frühjahr vor der Insel versammeln, suchen sie nach den Partnerinnen und Partnern des Vorjahres, um gemeinsam denselben Nistplatz zu beziehen. Das Weibchen legt ein Ei, das Küken wird dann von beiden Elterntieren gemeinsam großgezogen. Mitte August fliegen die Papageientaucher wieder von Skellig Michael weg Richtung Kanada und Neufundland.
Um die Papageientaucher aus nächster Nähe zu betrachten, ist die Wanderung auf Skellig Michael ideal, auch wenn der Weg über 670 Stufen hinaufführt. Kondition und vor allem Trittsicherheit sollte man auf jeden Fall für den fordernden Aufstieg mitbringen. Denn die Stufen sind teils sehr hoch, feucht und rutschig und zudem uneben. Doch die Mühe lohnt sich auch wegen des herrlichen Ausblicks. Vor den letzten Höhenmetern zum Kloster gelangen wir auf ein Plateau. „Das hier ist der Christus-Sattel, eine Einsiedelei, wohin sich die Mönche zurückzogen, als die Wikinger auf der Insel einfielen. Es war ihre letzte Verteidigung“, erzählt Leo, der nach der Bootsfahrt mit hoch zum Gipfel steigt. Dieser zwischen schroffen Felswänden liegende Ort hat eine ganz besondere Magie. Das hat auch die Star-Wars-Filmemacher vor ein paar Jahren angezogen. In den Schlussszenen des siebten Teils ist Luke Skywalker genau an diesem Platz zu sehen. Seitdem kommen immer mal wieder Fans aus der ganzen Welt hierher, teilweise kostümiert als Joda oder Luke Skywalker. „Doch der große Rummel hat sich mittlerweile gelegt“, sagt Aimen, der uns oben in der ehemaligen Klosteranlage zur Führung trifft, und er fügt hinzu, dass auch die Star-Wars-Fans begeistert seien von den Papageientauchern und dem UNESCO-Welterbe.
Im Mittelpunkt steht das Kloster aus dem 7. Jahrhundert, das die Mönche in Trockenbauweise ohne Mörtel aus dem Gestein der Insel bauten. Zu sehen sind unter anderem noch einige Mönchszellen, eine kleine Kapelle, ein Kreuz und die Befestigung. Das Kloster ist so gut erhalten, weil es so schwer zugänglich hoch oben auf dieser Felsinsel liegt, so dass in den vergangenen Jahrhunderten niemand die Steine abtragen konnte, um sie selber für den Hausbau zu verwenden. Rund 500 Jahre lebten die Mönche dort am Rande der damals bekannten Welt mitten im Atlantik, wahrscheinlich um Gott möglichst nahe zu sein. Es war ein karges Leben zwischen Arbeiten und Beten, entbehrungsreich, aber an einem ganz besonderen Ort mit einer nicht nur bei Wind atemberaubenden Naturkulisse.
Skellig Michael ist bei weitem nicht der einzige „traumhaft schöne Ort“ in Irland. Wenn Sie nun auch Lust auf die „Grüne Insel“ im Atlantik bekommen haben – mit dem Bayern-2-Rucksackradio geht es vom 20. bis zum 27. Juli in den rauen Nordwesten Irlands. Zum Genusswandern! Zum Beispiel in den Glenveagh National Park, auf den Mount Errigal und zu den Klippen von Slieve League – das sind die höchsten Klippen Europas! Aber auch das UNESCO-Weltkulturerbe Giant’s Causeway steht auf dem Programm, ebenso ein Besuch der Insel Arranmore im wilden Donegal. Alle genauen Informationen gibt es unter www.brreisen.de/reisen/irland-mit-genuss-erwandern