Wandern auf den Spuren der Résistance Unterwegs auf dem Küstenweg GR34 in der Bretagne
Der Weitwanderweg GR34 ist rund 2000 Kilometerlang und führt entlang der bretonischen Küste. Vom Mont-Saint-Michel kann man zum Beispiel auf dem Küstenweg bis nach St. Nazaire wandern. Aber auch die Tagesetappe von Guimaec bis Plougasnou zählt zu den schönsten Abschnitten des GR34 und bietet zudem einen interessanten zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Philippe Hertault begleitet uns auf und erzählt von der deutschen Besatzung. „Parcours Plougansou, coomune médaillée de la résistance“ heisst der Wegabschnitt der seit kurzem über die Besatzungszeit und die Bewegung der Résistance informiert.
Der Pfad führt durch dichten Farn, Disteln, Wachholder und Heidekraut, passiert kleine Buchten und ist trotz der wenigen Höhenmeter anstrengend, da es stets bergauf und bergab geht, begleitet vom Meeresrauschen. Auch der 70 Jahre alte Bretone Philippe Hertault ist von der wilden und ursprünglichen Landschaft immer wieder fasziniert.
Die Wanderung beginnt in Guimaec. Nach etwa vier Kilometern erreichen wir auf dem Küstenwanderweg Beg-en-Fry. Hier kam am 26. Februar 1944 in Begleitung von zwei Engländern der 27-jährige Francois Mitterrand aus England an, um nun auf französischem Boden die Résistance weiter zu koordinieren. Die Gemeinde Plougasnou – zu ihr gehört der Küstenwanderweg auf diesem Abschnitt - wurde deshalb von Générale de Gaulle 1947 mit der Medaille der Résistance ausgezeichnet.
Viele Frauen und Männer aus Plougasnou und den umliegenden Dörfern wehrten sich damals gegen die Nazi-Besatzung, so auch Jean-Marie Le Gac, der am 18. Juni 1940 mit seinem Sohn Jean und weiteren Widerstandkämpfern aufbrach, um auf dem kleinen Segelschiff „La Yolande“ nach England zu gelangen. Nach drei Tagen und drei Nächten auf See kam das Segelschiff auf der anderen Seite des Ärmelkanals in Plymouth an.
Auf dem Segelschiff wurden noch viele weitere Widerstandskämpfer nach England gefahren, die in der Bewegung „Forces francaise libres“ unter de Gaulle mit den Verbündeten gegen die Nazis und das Vichy-Regime kämpften. Die Widerstandskämpfer waren auch nachts mit kleinen Ruderbooten unterwegs und ruderten zu englischen U-Booten, die auf sie warteten – eine sehr gefährliche Aktion, betont Philippe Hertault, und erinnert sich an die Erzählungen seines Vaters. Viele deutsche Soldaten waren hier stationiert, weil man Angst vor einer Landung der Alliierten hatte und mit dem Atlantikwall auch hier die Küste befestigt und kontrolliert wurde. Auf dem Küstenabschnitt bei Plougasnou waren rund 400 deutsche Soldaten aus Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine abkommandiert. Ab 1940 gab es auch eine Grenzaufsichtsstelle.
Immer wieder wandern wir auf dem GR34 an Bunkern und anderen Zeugnissen der Nazi-Besatzung vorbei. Philippe Hertault erinnert sich, wie er sich als Kind in den Bunkern versteckt, gespielt und Freunde getroffen hat. Heute sind die meisten Bunker eingewachsen und von Farn und Efeu verdeckt. Unser Tagesziel ist Plougasnou. In der kleinen Gemeinde kann man gut einkehren und zum Beispiel köstliche Artischocken mit Vinaigrette genießen. Am Dorfplatz gibt es zudem ausführliche Informationen zur Widerstandsbewegung „Le chemin de la mémoire“. So wird auch zukünftigen Generationen der Zugang zur Geschichte ermöglicht.
Weitere Informationen gibt es unter www.mairie-plougasnou.fr