Frühlingswanderung auf dem Keschtnweg Blütenkerzen statt Igel am Ritten in Südtirol
Vom Brixener Talkessel bis Bozen führt der Keschtnweg in Südtirol - ein Themenweg auf der Spur der Edelkastanie, die die Südtiroler Keschtn nennen. Los geht der Weg am Augustiner Chorherrenstift Neustift bei Brixen und dann entlang der Hänge des Eisacktals nach Süden bis zum Rittner Hochplateau und weiter über Schloss Runkelstein nach Bozen. Immer auf der Höhenline, auf der die Kastanienbäume wachsen, die den Südtirolern über Jahrhunderte als Grundnahrungsmittel dienten.
Blumenwiese an Blumenwiese - nach viel Regen blüht und sprießt es nur so. Das ist ein Bilderbuchfrühling hoch über dem Eisacktal, sattes Grün auf dem Keschtnweg, auf dem Kastanienweg Richtung Bozen. Mehr als 80 Kilometer lang ist der Fernwanderweg. Jetzt im Mai werden hier auch die Kastanien, die im Gegensatz zu anderen Bäumen spät austreiben, langsam grün.
Der Weg verläuft auf etwa 800 Metern Höhe, also genau auf der Höhe, auf der die Kastanien wachsen. Neben den Höfen stehen die Bäume oder als Allee am Hang. Und auch im Wald gibt es wilde Kastanienbäume. Früher haben die Keschtn den Südtirolern als Grundnahrungsmittel gedient. Ähnlich wie gekochte Kartoffeln. Die Keschtn sind eine jahrhundertealte Kultur. Heute gelten sie als Südtiroler Spezialität und werden im Herbst gerne geröstet gegessen.
Beliebt ist der Keschtweg vor allem im Herbst, wenn die Kastanien reif und die Blätter bunt sind. Warum aber nicht einmal im Frühling hier wandern? Wer antizyklisch unterwegs ist, findet Einsamkeit - mitten in Südtirol, das doch als Touristenmagnet gilt. Zumindest der Abschnitt zwischen Lengstein und Klobenstein ist heute nicht überlaufen. Ein paar Schafe und zwei Touristen aus Schwaben sind die einzigen, die heute an diesem Sonnentag auf dem Keschtnweg unterwegs sind.
Fünf bis sechs Tage braucht man von Brixen bis Bozen, wenn man den ganzen Weg macht. Insgesamt kommen bei dem ständigen Auf und Ab auf dem Keschtnweg etwa 4.000 Höhenmeter zusammen. Auch schon ein paar Stunden lohnen sich; eine Etappe immer mit Blick auf den Schlern, den markanten Berg auf der anderen Seite des Eisacktals.
Wo keine Leute unterwegs sind, da sind auch keine Wirtshäuser. Den ganzen Tag kommen wir an keiner Einkehr vorbei. Drum rasten wir auf einer Almwiese und machen dort Picknick. Beim Dolomitenblick sitzen wir sozusagen in der ersten Reihe. Und nichts stört die Ruhe – bis auf die beiden bereits erwähnten schwäbischen Wanderer, die uns entgegenkommen.
Tipp
Übrigens, der öffentliche Bus fährt stündlich von Bozen nach Klobenstein und Lengstein und ist für Touristen kostenfrei. Ein Auto braucht es in Südtirol zum Wandern nicht - und so muss man auch nicht zum Ausgangspunkt zurücklaufen.