Dichtkunst am Dillberg Weg der Poesie
Das Draußen sein inspiriert den Menschen von jeher zum Dichten. Umgekehrt lassen sich Verse und Gedichte auch besonders erleben. Zu einer literarischen Wanderung lädt der „Weg der Poesie“ am Dillberg an der Grenze zwischen Mittelfranken und Oberpfalz ein.
Natur und Poesie passen gut zueinander. Denn viele Dichterinnen und Dichter widmen sich den vielfältigen Naturereignissen und ihre Zeilen wirken draußen im Freien besonders intensiv. Im vergangenen Jahr standen die Gedichte auf dem Dillberger „Weg der Poesie“ unter dem Motto Frieden, in diesem Jahr dreht sich alles um das Klima. Los geht´s an der ersten Station mit dem Gedicht „Prima Wetter“ von Erich Kästner, der heuer seinen 125. Geburtstag gefeiert hätte. Der Schriftsteller Hermann Hesse ist mit dem melancholischen Gedicht „Nebel“ vertreten und natürlich dürfen ein paar Zeilen von Johann Wolfgang von Goethe nicht fehlen:
„Auch das ist Kunst,
ist Gottes Gabe,
aus ein paar sonnenhellen Tagen,
sich so viel Licht ins Herz zu tragen,
dass, wenn der Sommer längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.“
Diese Worte passen hervorragend zu der Wanderung auf dem „Weg der Poesie“ am Dillberg, weil er auf dem Plateau des Berges überwiegend über freies Feld mit viel Licht und einem weiten Himmel führt. So kann man beim Wandern auf der rund fünf Kilometer langen Strecke frische Energie tanken für dunklere Tage. Es gibt Raum, um den Gedanken freien Lauf zu lassen. Dazu passt auch eine Klangstation mit dem Satz des griechischen Philosophen Aristoteles: „Musik gibt unserem Herzen eine Seele und verleiht unseren Gedanken Flügel.“
Der „Weg der Poesie“ regt die Sinne an und so sind an der Station mit dem Namen „Bunte Welt“ viele verschieden farbige Vierecke aufgehängt, durch die man die Umgebung in unterschiedlichen Farben betrachten kann, auch in rosarot. „Die Welt um uns ist so bunt und lebendig wie wir sie machen“ – steht darunter. Das kann Susi Maier nur bestätigen. Zusammen mit Angelika Herrmann, der Kulturbeauftragten und zweiten Bürgermeisterin des Marktes Postbauer-Heng, sucht sie jedes Jahr neue Gedichte für den Rundweg aus. Gemeinsam entwickeln sie Themen und Ideen, veranstalten Wanderungen mit Rezitationen und mehr. Daran beteiligt sich Bernd Aumüller mit der Bucher Dorfgemeinschaft vom Fuße des Dillbergs, indem sie unterwegs für die besondere Speisen und Getränke sorgen.
Angelika Herrmann hat den „Weg der Poesie“ vor fünfzehn Jahren mitinitiiert und inzwischen hat er zwölf Stationen: „Das war der erste Gedanke, dass Poesie und Natur eine wunderbare Kombination sind. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass es einen unglaublich großen Schatz an Naturpoesie gibt“, sagt die Kulturbeauftragte. Seit Jahren erlebt sie, dass die Poesie im wahrsten Sinne des Wortes bewegt, denn sie lockt die Menschen zum Wandern auf den Dillberg und sie bewegt die Gemüter. Früher gab es eine Art Gipfelbuch, in das die Wandernden oft geschrieben haben, wie gut ihnen die Anregungen der Dichtungen getan haben. Dass sie ihren Gedanken beim Wandern nachhängen konnten und die Seele baumeln ließen.
Es kommen Besucherinnen und Besucher von weiter her, aber auch viele Einheimische, die die Natur und den Ausblick schätzen. Nordostwärts blickt man auf das schöne Tal der oberen Schwarzach in der Oberpfalz und nach Südwesten fallen der Stauferberg und der Buchberg ins Auge. Sie sind Zeugenberge wie der 595 Meter hohe Dillberg, die allesamt von einem warmen, flachen Meer vor 195 Millionen Jahren zeugen. Die Schönheit der Natur soll bewahrt werden und deshalb geht es in diesem Jahr auf dem „Weg der Poesie“ nicht nur um das Klima, sondern auch um Klimaschutz. Auf einer Texttafel ist zu lesen, wie man zur Klima-Heldin oder -Held werden kann:
„Da gehört dazu Fahrrad fahren, da gehört dazu Strom sparen und weniger Fleisch essen. Plastik vermeiden, ohne Flugzeug in den Urlaub, Teilen, Leihen oder Verschenken und die Energie aus Sonne, Wind und Wasser.“
Dazu passt auch eine klimafreundliche Anreise mit der S-Bahn bis Oberferrieden. Von dort geht es rund 250 Höhenmeter hinauf auf den Dillberg, dann über den „Weg der Poesie“ und hinunter zum Markt Postbauer-Heng. Beide Orte gehören zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Diese Wanderung hat eine Länge von rund 11 Kilometern. Für alle, die nur den rund 5 km langen „Weg der Poesie“ gehen möchten, vielleicht auch mit Kindern oder Kinderwagen, ist der Start direkt oben am Wanderparkplatz auf dem Dillberg-Plateau zu empfehlen. Nicht nur am Welttag der Poesie am 21. März, sondern zu jeder Jahreszeit ein Genuss.