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Hausnotruf Was bringen Notrufsysteme für Senioren?

So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben: Das wünscht sich vermutlich jeder Mensch. Der Hausnotruf ist eine probate Möglichkeit, bis ins hohe Alter unabhängig zu bleiben und trotzdem die Sicherheit zu haben, dass im Notfall schnell Hilfe zur Stelle ist. Etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland nutzen diesen Dienst bereits, Tendenz steigend.

Von: Antje Maly-Samiralow

Stand: 22.07.2024

Ältere und geistig behinderte Frau hält ihren Hausnotrufknopf in der Hand, um im Notfall Hilfe zu rufen Hauspflegedienst, Notruf | Bild: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Was ist ein Hausnotruf

Der Hausnotruf ist ein elektronisches Meldesystem, welches mit einer Notrufzentrale verbunden ist. Nutzer tragen einen Notrufknopf am Körper, entweder als Armband oder an einer Halskette. Im Notfall – etwa bei Schwindel, einem Sturz oder anderweitigen problematischen Situationen – drücken sie den Notfallknopf. Daraufhin wird ein Signal an die nächstgelegene Hausnotrufzentrale gesendet und von geschulten Mitarbeitern registriert. Korrespondierend erscheinen auf dem Bildschirm die Daten der Person, die den Notruf ausgelöst hat. Neben persönlichen Daten wie Name, Alter und Adresse sind auch Informationen hinterlegt, die den Gesundheitszustand schnell erfassbar machen. Desweiteren sind die wichtigsten Bezugspersonen vermerkt, die im Notfall verständigt werden sollen. In der Regel sind das die Kinder, aber auch Nachbarn oder gute Freunde, die in der Nähe leben.

Das System baut eine Gesprächsverbindung zwischen der Hausnotrufzentrale und dem hilfesuchenden Menschen auf. Aus dem Gespräch können die Mitarbeiter der Hausnotrufzentralen entnehmen, welche Notsituation vorliegt und welche Form der Hilfe im konkreten Fall nötig ist. Sie entscheiden je nach Notfallsituation, ob eine Bezugsperson verständigt wird, der Pflegedienst (sofern der Anrufer eine entsprechende Betreuung in Anspruch nimmt), der Rettungsdienst oder einen Notarzt.

„Um die 11.000 Notrufe gehen täglich in den deutschen Hausnotrufzentralen ein“, sagt Till Nagelschmidt, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Hausnotruf e.V.. In vielen Fällen handelt es sich um leichtes Unwohlsein oder Schwindelanfälle. Manchmal können die Anrufer nicht allein aufstehen, weil ihnen die Kraft fehlt. Dann reicht es aus, wenn die Nachbarin oder eine andere Bezugsperson nach dem Rechten sieht und hilft.

 Verschiedene Hausnotrufpakete

Das Basispaket wird von allen in Deutschland vertretenen Anbietern zu einem Preis von 25,50 Euro angeboten.

"Die grundsätzliche Dienstleistung des Hausnotrufs in Deutschland ist bei allen Anbietern identisch. Das ist das Basispaket, was jeder Dienstleister anbieten muss. Dieses inkludiert die Bereitstellung des Gerätes, des Funkhandsenders, der Einweisung und auch des technischen Supports."

Till Nagelschmidt, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Hausnotruf e.V.

Ab Pflegegrad 1 übernehmen die Pflegekassen die Kosten des Basispaketes in Höhe von 25,50 Euro. Wer einen Hausnotruf benötigt und keine Pflegeeinstufung hat, kann sich beraten lassen. Diese Beratungen werden beispielsweise von den Pflegestützpunkten der Landkreise erbracht oder von Sozialverbänden wie dem Vdk.

Katharina Garhammer berät Pflegebedürftige im Landkreis Regen.

"Viele Menschen wissen nicht, dass sie aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen einen Anspruch auf einen Pflegegrad haben und die Kosten für das Basispaket dann von der zuständigen Pflegekasse übernommen wird. Es sind aber nicht nur die Basiskosten des Hausnotrufs, die von den Pflegekassen erstattet werden. Das geht bis hin zu Zuschüssen für den Umbau des Badezimmers, wenn man die bisherige Dusche oder die Badewanne nicht mehr benutzen kann, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Wir beraten die Hilfesuchenden, klären sie auf und helfen ihnen auch bei der Beantragung eines Pflegegrades."

Katharina Garhammer Pflegeberaterin, Sozialverband VdK Bayern e.V.

Wer keine Bezugspersonen im direkten Umfeld hat, die in kürzester Zeit vor Ort sein können, kann den Schlüssel zur Wohnung oder zum Haus in einem Stützpunkt des Hausnotrufanbieters hinterlegen. Die großen Wohlfahrtsverbände wie die Caritas, das Rote Kreuz oder der Arbeiter-Samariter-Bund unterhalten auch in abgelegeneren Gegenden Stützpunkte. Geht der Notruf in der Hausnotrufzentrale ein, können die Mitarbeiter des nächstgelegenen Stützpunktes verständigt werden, die den sogenannten Hintergrunddienst absichern.

Das bedeutet, dass im Fall einer Seniorin, die nicht selbständig aufstehen kann oder die hingefallen ist, der diensthabende Mitarbeiter mit dem Schlüssel zur Adresse der Seniorin fährt, aufsperrt, ihr hilft und ggfs. so lange bei ihr bleibt, bis sie sich wieder sicher fühlt.

Liegt ein medizinischer Notfall vor, schildert die Seniorin beispielsweise am Telefon Symptome einer drohenden Ohnmacht, Atemprobleme oder anderweitige medizinisch relevante Symptome, würde der diensthabende Mitarbeiter ebenfalls zur Adresse der Seniorin fahren und die Tür öffnen, damit der Notarzt oder die Rettungssanitäter Zugang zur Wohnung haben.

Die Kosten für die Schlüsselverwahrung sowie den Hintergrunddienst differieren je nach Anbieter und liegen in etwa bei 50 Euro inkl. Basispaket.

Die preislichen Unterschiede beziehen sich auch auf weitere Zusatzleistungen, die über das Basispaket hinausgehen. In NRW kostet der mobile Hausnotruf, der sowohl zuhause als auch deutschlandweit nutzbar ist, 38,50 Euro. In anderen Regionen ist diese Dienstleistung nicht unter 60,00 Euro zu haben. Gleiches gilt auch für weitere Zusatzleistungen, etwa für Sturzsensoren oder für Rauchmelder.

Die über das Basispaket hinausgehenden Zusatzleistungen werden von den jeweiligen Anbietern in der Regel in Dienstleistungspaketen angeboten. Die Berater sind verpflichtet, Interessenten detailliert über die einzelnen Zusatzleistungen und die damit verbundenen Kosten zu informieren.

"Interessierte sollten sich gut informieren, bevor sie einen Vertrag abschließen. Fragen, die in Betracht gezogen und geklärt werden sollten, sind beispielsweise die Vertragslaufzeit und etwaige Klauseln zum Vertragsende, sollte der Kunde in ein Pflegeheim umziehen, wo er den Hausnotruf nicht bräuchte oder versterben. Verträge mit dem Anbieter eines Hausnotrufes sollten in diesen Fällen enden, damit die Hinterbliebenen nicht in der Pflicht stehen, die Kosten weiter tragen zu müssen. Das wohl wichtigste im Vorfeld zu klärende Kriterium ist aus unserer Erfahrung die Nähe des Anbieters, sprich: Wie lange bräuchten die Mitarbeiter im Ernstfall, um die Wohnung aufzusperren und dem Rettungsdienst Zugang zu verschaffen. Das kann im Zweifel über Leben und Tod entscheiden."

Verena Querling, Rechtsanwältin, Verbraucherzentrale NRW


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