Herzmuskelentzündung Herz: gefährliche Entzündung durch Infekte
Nach einer Erkältung, einem Magen-Darm-Infekt oder auch einer Coronavirus-Infektion zu früh mit dem Sport oder anderen körperlichen Belastungen anzufangen, das kann eine Herzmuskelentzündung nach sich ziehen. Diese kann schwerwiegende Schäden am Herzen verursachen, wenn sie nicht rechtzeitig diagnostiziert wird.
"Ich war müde, schlapp, schwach. Ich habe kaum mehr laufen können und hatte oft Atemnot und auch Wasser in den Beinen. Sie waren richtig dick und angeschwollen."
Daniel Foydl, Herzpatient
Herzmuskelentzündung: gefährlich verminderte Herzleistung
Dem 33-Jährigen aus Stein bei Nürnberg ging es im vergangenen Jahr sehr schlecht. Beim Kardiologen und im Krankenhaus kam dann die Diagnose: eine Herzmuskelentzündung, Myokarditis, ausgelöst durch eine Virusinfektion und einen verschleppten viralen Infekt. Die Diagnose war für Daniel Foydl ein Schock, denn die Entzündung hatte sein Herz bereits so sehr geschädigt, dass es nur noch eine Leistungsfähigkeit von elf Prozent hatte. Normal wäre für ein gesundes Herz eine Leistung bis zu 60 Prozent. Dank Medikamenten, einem implantierten Defibrillator und absoluter Ruhe erholt sich das Herz des Familienvaters. Doch auch mehr als ein Jahr später leidet Foydl an einer Herzschwäche. Er muss sich weiter schonen, täglich Medikamente nehmen, seine Blutwerte kontrollieren.
Symptome Myokarditis: Atemnot, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen
Daniel Foydls Fall ist ein besonders schwerer. Wenn eine Herzmuskelentzündung rechtzeitig entdeckt wird, lässt sie sich meist gut behandeln. Typische Symptome einer Myokarditis sind bei Männern und Frauen sehr ähnlich, sagt der Kardiologe Prof. Stefan Sack von der München Klinik Neuperlach. Leistungsschwäche, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Luftnot, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen, auch Wassereinlagerungen in den Beinen sind möglich.
Herzmuskelentzündung: Drei bis sechs Monate Ruhe und Sportpause
"Bei über 95 Prozent der Menschen heilt die Entzündung folgenlos aus. Wichtig ist eine körperliche Schonung. Man soll also schwere körperliche Tätigkeiten oder sportlichen Aktivitäten meiden. Der Ruhezeitraum bewegt sich zwischen drei und sechs Monaten."
Prof. Stefan Sack, Kardiologe, München Klinik Neuperlach
Herzmuskelentzündung: häufige Ursache Virus-Infektion
Ausgelöst wird die Myokarditis in den meisten Fällen von einer Virusinfektion. Bei Walter Böhm war es wohl ein verschleppter viraler Infekt. Der 62-Jährige kam im August mit Vorhofflimmern in die München Klinik Neuperlach. Der Auslöser: Eine Herzmuskelentzündung.
Auf der Intensivstation wurde Walter Böhm mit Medikamenten behandelt, wegen der Rhythmusstörungen bekam er einen Herzschrittmacher. Mittlerweile ist Walter Böhms Herz zwar noch geschwächt, die Pumpleistung aber schon besser. Die Chancen stehen gut, dass sein Herz sich weiter erholt.
Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Infektion
Auch Covid-19 kann eine Myokarditis nach sich ziehen, wie bei Eishockey-Profi Jere Laaksonen, damals noch beim EV Landshut. Er hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Bei einer Routine-Untersuchung wurde dann eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Das bedeutet für den Profi-Sportler drei Monate Pause. Der Verdacht auf eine Myokarditis nach Covid-19 besteht auch bei Eva-Maria Pilz aus München.
"Nach kurzen Kraftanstrengungen habe ich das Gefühl, mein Herz rast, ich fange an zu schwitzen und mir ist schlecht. Reaktionen wie ich sie bisher nicht von meinem Körper kannte."
Eva-Maria Pilz
Um sicher zu gehen, lässt sie sich am Klinikum rechts der Isar vom Kardiologen und Sportmediziner Prof. Martin Halle untersuchen.
Hinweise auf Myokarditis durch EKG und Ultraschall
Ob eine Herzmuskelentzündung vorliegt, können verschiedene Untersuchungen zeigen: Ruhe- und Belastungs-EKG geben Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, ein Ultraschall kontrolliert die Pumpleistung des Herzens. Blutproben zeigen mögliche Entzündungswerte an. Möglich sind auch ein MRT oder gar eine Biopsie des Herzens.
Die Ergebnisse von EKG und Ultraschall sind bei Eva-Maria Pilz unauffällig, sagt Prof. Martin Halle. In zwei Wochen soll die 40-Jährige noch ein Belastungs-EKG machen, die Blutprobe wird noch ausgewertet. Eva-Maria Pilz ist erst einmal beruhigt.
Coronavirus kann das Herz befallen
Kardiologe Prof. Martin Halle beobachtet, dass bis zu fünf Prozent der Corona-Patienten am Klinikum rechts der Isar Auffälligkeiten am Herzen zeigen.
"Das Virus kommt ja über die Nasennebenhöhlen und die Lunge. Und das erreicht das Blut, und dieses Blut versorgt den ganzen Körper und erreicht alle Organe im Körper. Es ist so, dass dieses Coronavirus nicht in den Herzmuskel hineingeht, sondern zwischen den einzelnen Muskelfasern bleibt und dort die Entzündung hervorruft. Aber man kann sagen: Ja, es befällt das Herz. Doch die Konsequenzen sind nicht so dramatisch."
Prof. Dr. med. Martin Halle, Kardiologe, Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, TU München
Anders als noch zu Beginn der Corona-Pandemie gedacht, scheinen damit diese Entzündungen nicht ganz so problematisch zu sein, was Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche angeht, erklärt Halle.
Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung
Milde Verläufe von Herzmuskelentzündungen sind in sehr seltenen Fällen auch nach Corona-Impfungen mit mRNA-Impfstoffen aufgetreten. Besonders junge Männer sind davon betroffen. Länder wie Schweden und Dänemark haben deswegen Impfungen für jüngere Menschen mit Spikevax (Moderna) als Vorsichtsmaßnahme ausgesetzt.
Warum gerade jüngere Menschen betroffen sind, wird derzeit noch erforscht, so Infektiologe Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar. Er rät trotzdem zur Corona-Impfung, denn das Risiko sei sehr niedrig.
"Man kann davon ausgehen, dass die vorübergehend starke Aktivierung des Immunsystems oder auch die Kreuz-Erkennung von im Herzmuskel befindlichen Eiweißen im Zusammenhang mit dieser Herzmuskelentzündung stehen könnte.
Wir sprechen dabei ungefähr von 20 Fällen auf einer Million geimpfter Menschen. Tatsächlich steigert aber die Corona-Infektion das Risiko einer Herzmuskelentzündung fast um den Faktor 20. Also ich glaube, man muss immer Risiko und Nutzen ins Verhältnis setzen."
PD Dr. med. Christoph Spinner, Infektiologe, Klinikum der TU München
Und selbst wenn eine Herzmuskelentzündung als seltene Komplikation auftrete, meint Christoph Spinner, habe es sich bislang um milde Erkrankungen gehandelt, die alle vollständig ausgeheilt seien.