Akne und unreine Haut Der Kampf gegen die Pickel
Ebenmäßig. Glatt. Porentief rein. Kurz makellos. So wünschen sich viele ihre Haut. Doch fast jeder bekommt mindestens einmal in seinem Leben Hautunreinheiten. Manche leiden extrem unter ihren Pickeln und Pusteln – nicht nur im Jugendalter. Gerade in den westlichen Industrienationen nimmt die Hauterkrankung immer mehr zu. Warum? Und was kann man dagegen tun?
Daniela konnte lange nur von reiner Haut träumen. Vor etwa einem Jahr litt die 25-Jährige unter Akne.
"Ich hatte so ein Hormonimplantat. Ich hatte nie komplett reine Haut, aber da ist es dann richtig ausgebrochen. Nach etwa einem halben Jahr hatte ich richtige Unterlagerungen, die auch wehgetan haben - und Entzündungen. Wo die Entzündungen waren, haben sich Narben gebildet. Und ich hatte überall im Gesicht rote Punkte."
Daniela
Akne - die häufigste Hauterkrankung
Gabi hatte eine schwere Akne. Sie ging von Arzt zu Arzt, aber keiner behandelte sie richtig. Als die Beschwerden immer schlimmer wurden, ging sie in die Akne-Ambulanz der Dermatologie an der LMU in München. Bis heute schminkt sie sich extrem, um die Narben zu verdecken. Ohne Make-up mag sie sich nicht zeigen.
"Vor zwei Jahren hat das angefangen. Und ist dann immer mehr geworden. Irgendwann sind auch Schmerzen dazu gekommen. Die Schmerzen sind so stark geworden, dass ich teilweise gar nicht mehr schlafen konnte. Ich habe angefangen, mich immer stärker zu schminken. Ich habe mich total unwohl gefühlt. Ich habe das Gefühl gehabt, ich werde von jedem angeschaut - als wäre irgendetwas falsch an mir."
Gabi
Die Einschränkung ist so massiv, dass sie keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr nutzt und sich auch in der Ausbildung versetzen lässt, um keinen Kundenkontakt mehr zu haben. Ein hoher Leidensdruck ist typisch für Akne-Patienten, die schwer betroffen sind.
"Die Akne-Erkrankung ist die häufigste Hauterkrankung weltweit. Man sagt 95 Prozent - also fast jeder - zeigt zu einem bestimmten Zeitpunkt einen gewissen Schweregrad - eine zumindest milde Akne. Hierbei ist wichtig: Ein Pickel alleine macht natürlich noch keine Akne. Aber wenn es über längere Zeit besteht, viele Mitesser, also Talgeinschlüsse, zu finden sind, die teilweise zu entzündliche Knoten werden, narbig abheilen, dann spricht man von einer Akne-Erkrankung."
Dr. med. Anne Gürtler, Dermatologin, LMU Klinikum München
Manche haben nur einige Pusteln, manche richtig tiefe Entzündungen. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad. Eine milde Akne wird anders behandelt als eine schwere.
Ursachen von Akne
Damit Akne entsteht, müssen einige Faktoren zusammenkommen. Das Hauptproblem ist eine Überproduktion an Talg.
"Zum einen gibt es eine genetische Veranlagung. Wenn beide Eltern eine schwere Akne hatten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich auch selber eine schwere Akne bekomme. Eine Rolle spielen auch männliche Geschlechtshormone, die Androgene. Eine gesteigerte Talgproduktion führt dazu, dass sich sogenannte Cutibacterien Acnes in diesem Talg sehr wohl fühlen und zu Entzündungen führen. Gleichzeitig gibt es eine Verhornungsstörung, so dass dieser vermehrte Talg nicht abfließen kann."
Dr. med. Anne Gürtler, Dermatologin, LMU Klinikum München
Was bringen frei verkäufliche Mittel?
Zunächst versucht Daniela - wie viele Patienten - die Unreinheiten selbst in den Griff zu bekommen.
Das Angebot an Akne-Mitteln ist riesig: Cremes, Peelings, milde Fruchtsäuren oder Waschgels – mit ganz unterschiedlichen Wirkstoffen. Viele versprechen reine Haut in kurzer Zeit.
"Die Akne ist kein Reinlichkeitsproblem. Das heißt, wir müssen uns nicht extrem waschen. Man muss bei den freiverkäuflichen Produkten darauf achten, dass keine Inhaltsstoffe dabei sind, die Allergien erzeugen. Auf Teebaumöl gibt es zum Beispiel häufig Allergien. Meistens sind die Mittel auch zu aggressiv. Da muss man einfach vorsichtig sein, um sich keinen Schaden zuzufügen."
Dr. med. Christoph Liebich, Dermatologe, München
Die richtige Reinigung
Wichtig ist, konsequent, also täglich, eine milde Basispflege zu nehmen. Sie sollte pH-neutral sein und nicht austrocknend. Eine professionelle Ausreinigung kann helfen, verschlossene Poren vorsichtig zu öffnen. Auf keinen Fall sollte man selbst an den Pickeln herumdrücken, um die Haut nicht zu verletzen.
"Grundsätzlich sind mechanische Akne-Therapien wie die Ausreinigung, genannt Aknetoilette, leitliniengerechte Therapien. Sie sollten aber immer mit einer medikamentösen Therapie kombiniert werden. Damit können wir die Akne relativ schnell zur Abheilung bringen und ein gutes Ergebnis erzeugen."
Dr. med. Christoph Liebich, Dermatologe, München
Die Kosten müssen gesetzlich Versicherte selbst übernehmen. Eine Ausreinigung liegt bei rund 100 Euro. Die Preise können allerdings stark schwanken. Je nach Schweregrad sollte die Ausreinigung alle vier bis sechs Wochen wiederholt werden.
Die richtige Pflege
Hier gilt: Weniger ist mehr. Am besten nimmt man eine leichte, nicht komedogene Tagespflege sowie einen UV-Schutz. Neben frei verkäuflichen Cremes gibt es eine Reihe verschreibungspflichtiger Wirkstoffe.
"Wir haben die unterschiedlichen Wirkstoffklassen. Also die Benzoylperoxide, ein Bleichmittel. Sie wirken antibakteriell. Dann haben wir die Vitamin-A-Säure, die die Talgdrüsen verkleinert und auch die Verhornung mit beseitigt. Und schließlich noch die Azelainsäure - bei den milderen Fällen der Akne. Wo man die Finger davon lassen sollte sind Antibiotika, innerlich wie äußerlich. Das ist nach den Leitlinien nicht mehr empfohlen."
Dr. med. Christoph Liebich, Dermatologe, München
Bei Gabi hat die äußerliche Behandlung nicht geholfen. Sie nimmt jetzt Vitamin-A-Säure-Tabletten. Isotretinoin ist das wirksamste Mittel gegen Akne.
"Es wirkt auf alle Hauptsäulen der Akne-Entstehung: Also unter anderem auf Talgproduktion, Verhornungsstörung, Bakterienwachstum. Wichtig ist aber: Wo viel Wirkung ist, sind potenziell auch viele Nebenwirkungen. Das heißt, jeder Patient merkt, dass die Haut definitiv trockener wird. Zusätzlich können Veränderungen im Blutbild auftreten, weshalb regelmäßige Kontrollen erforderlich sind. Muskel- und Gelenkbeschwerden können hinzukommen. Ganz wichtig ist unter der Therapie die strenge Verhütung - gerade bei den jungen Frauen immer ein ganz entscheidendes Thema."
Dr. med. Anne Gürtler, Dermatologin, LMU Klinikum München
Patienten, die das Mittel nehmen, müssen auf eine strikte Verhütung achten, da der Wirkstoff hochgradig fruchtschädigend ist. Frauen dürfen während der Therapie auf keinen Fall schwanger werden.
Die passende Ernährung
In den Industrieländern ist Akne auf dem Vormarsch. Das hat vor allem mit verarbeiteten Lebensmitteln zu tun.
"Grundsätzlich kann man sagen, dass wir wissen, dass Molke, also die Proteinfraktion der Milch, zu einem Anstieg der Talgproduktion führt. Molke und Milchprodukte sollte man also eher reduzieren. Gleichzeitig industriell hochverarbeitete Nahrungsmittel, weil auch die über zelluläre Wege und Signalkaskaden zu einer erhöhten Talgproduktion führen und somit die Akne verschlechtern. Und wir stellen uns die Frage in der Forschungsgruppe hier im Haus: Welche Nahrungsmittel könnten das Hautbild potenziell verbessern? Da beschäftigen wir uns gerade mit Omega-3-Fettsäuren und Probiotika."
Dr. med. Anne Gürtler, Dermatologin, LMU Klinikum München
Neben Milchprodukten sollten also auch Fertigprodukte und Weißmehl gemieden werden. Der Verzicht auf Zucker sowie Alkohol und Nikotin ist ebenfalls ratsam. Hilfreich ist eine pflanzenbasierte, ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Lebensmitteln – Gemüse und Ballaststoffen.
Auch Gabi hat ihre Ernährung umgestellt: Sie trinkt Pflanzen- statt Kuhmilch, isst wenig Weißmehlprodukte und Fertigkost. Im Alltag achtet sie sehr auf Hygiene, wechselt häufig Bettzeug und Handtücher.
"Heute geht es mir, ehrlich gesagt, wieder deutlich besser. Ich traue mich wieder nach draußen zu gehen, mich mit Freunden zu treffen. Es wird von Monat zu Monat immer besser."
Gabi
Dr. Gürtler rät Patienten auf keinen Fall zu lange zu warten. Denn Hautunreinheiten lassen sich mit der nötigen Ausdauer heute sehr gut behandeln. Sind erst einmal Narben da, kostet es viel Schmerz, Zeit und auch Geld, um die Narben zu verbessern.