Saures Aufstoßen und Sodbrennen Reflux – alles andere als harmlos
Saures Aufstoßen und Sodbrennen: So äußert sich Reflux. Mehr als 20 Prozent der Deutschen leiden darunter. Meist hat Reflux etwas mit dem Lebensstil zu tun. Medikamente können helfen, sind jedoch nicht unproblematisch. Manchmal hilft nur noch eine OP.
Jeder kennt es: Sodbrennen, auch Reflux genannt. Oft steigt nach fetten und süßen Speisen Mageninhalt in die Speiseröhre auf und verursacht ein unangenehmes Brennen.
Grundsätzlich handelt es sich bei Reflux um eine Einschränkung der Lebensqualität, die nicht zwingend behandelt werden muss. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer gutartigen Funktionsstörung.
Zum Problem wird es erst, wenn die Speiseröhre durch die wiederholte Konfrontation mit Salzsäure Schaden nimmt. Dann kann es zu Schürfungen und Entzündungen kommen.
"Wer ständig Reflux hat, und das nicht nur einmal an Weihnachten, beim Essen der Weihnachtsgans, der muss beim Arzt vorstellig werden. Denn dauerhafter Reflux kann erhebliche gesundheitliche Probleme nach sich ziehen."
Prof. Dr. med. Norbert Hüser, Facharzt für Chirurgie, Klinikum rechts der Isar, München
Sodbrennen kann viele Auslöser haben
In vielen Fällen sind die Ursachen für das häufige Auftreten von Sodbrennen lebensstilbedingt. Nahrungs- und Genussmittel, die die Produktion von Magensäure stimulieren, können das saure Aufstoßen begünstigen, wobei Unverträglichkeiten individuell höchst unterschiedlich ausfallen. Manche Menschen reagieren auf Kaffee, andere auf kohlensäurehaltige Getränke. Auch Alkohol kann das Aufsteigen des Mageninhalts auslösen.
"Man nimmt an, dass Alkohol den unteren Schließmuskel der Speiseröhre relaxiert, und das begünstigt dann einen Reflux. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln, die häufig nicht vertragen werden. Das sind zum Beispiel kohlensäurehaltige Getränke, sehr süße Lebensmittel, Schokolade, zitrushaltige Getränke und Speisen, aber auch fette Lebensmittel."
Prof. Dr. med. Guido von Figura, Facharzt für Gastroenterologie, München
Ausschluss-Diät in Absprache mit dem Arzt
Wer zu Sodbrennen neigt, sollte darauf achten, durch welche Lebensmittel das Aufstoßen ausgelöst wird und diese nach Möglichkeit meiden, etwa im Sinne einer Ausschluss-Diät.
Ein weiterer Auslöser von Sodbrennen ist ein kontinuierlicher Druck auf den Bauch und auf das Zwerchfell, das den Bauchraum vom Brustraum trennt und unter anderem dafür sorgt, dass die Eingeweide – also die Organe des Bauchraums – in ihrer Position verbleiben.
Dazu zählen zum Beispiel
- Übergewicht
- Völlerei
- Starkes Pressen beim Stuhlgang
Ein erhöhter Druck kann dazu führen, dass das Zwerchfell den Übergang von der Speiseröhre in den Magen nicht mehr ausreichend kräftig umschließt. Dann klafft ein Loch, durch das der Magen aus dem Bauchraum in den Brustraum rutschen und Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen kann.
Reflux: Magenspiegelung bringt Klarheit
Eine Magenspiegelung bringt Klarheit, zum einen über potentielle anatomische Ursachen einer Reflux-Problematik. Zum anderen können Gastroenterologen wie Professor Guido von Figura sehen, ob die Speiseröhre bereits Schaden genommen hat.
"Bei Patienten, die zu Reflux neigen und regelmäßig aufstoßen und das über längere Zeiträume, sehen wir häufig Veränderungen an der Schleimhaut der Speiseröhre. Das muss schleunigst behandelt werden, damit es nicht zu narbigen Umbauten im Gewebe kommt, was à la longue Schluckbeschwerden nach sich ziehen kann. Im schlimmsten Fall können Verletzungen der Speiseröhrenschleimhaut auch in eine Präkanzerose münden. Und wenn das nicht rechtzeitig erkannt wird, kann sich das zu Speiseröhrenkrebs auswachsen."
Prof. Dr. med. Guido von Figura, Facharzt für Gastroenterologie, München
PPIs drosseln Produktion von Magensäure
Sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (kurz PPIs) drosseln die Produktion von Magensäure und verhindern so die dauerhafte Konfrontation der Speiseröhre mit ätzender Salzsäure. PPIs zählen weltweit zu den am meisten verschriebenen Medikamenten.
Sie werden in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen verordnet. Eine sich daran anschließende Magenkontrollspiegelung bringt Aufschluss über die Wirksamkeit des Medikaments. In der Regel wird das Medikament dann langsam ausgeschlichen und nur bei Bedarf eingenommen.
"Es ist ein sehr potentes Medikament, eine sehr potente Medikamentengruppe. Sie können allerdings bei kontinuierlicher Einnahme auch Nebenwirkungen hervorrufen. Wenn sie kontinuierlich eingenommen werden, muss unter anderem auf eine ausreichende Calcium- und Magnesiumeinnahme geachtet werden, weil diese Mineralstoffe unter gleichzeitiger PPI-Medikation weniger gut im Körper aufgenommen werden. Das gilt auch für das lebenswichtige Vitamin-B12. Der Vitamin-B12-Spiegel sollte im Fall einer dauerhaften PPI-Einnahme vom Hausarzt in regelmäßigen Abständen im Blut kontrolliert werden."
Prof. Dr. med. Norbert Hüser, Facharzt für Chirurgie, Klinikum rechts der Isar, München
Von der Änderung des Lebensstils bis hin zur OP
In der Regel kann eine Reflux-Problematik durch eine dauerhafte Lebensstil-Intervention und – wo indiziert – den gezielten Einsatz von PPIs behoben oder soweit eingeschränkt werden, dass refluxbedingte Gewebeschädigungen verhindert werden können.
Bei einem geringen Teil der Betroffenen wird eine operative Lösung ins Auge gefasst. Das betrifft unter anderem Patienten, die trotz Medikation an Sodbrennen leiden und nachgelagert Schädigungen der Speiseröhrenschleimhaut erfahren.
Es gibt aber auch Menschen, die wollen trotz Symptomfreiheit und guter Reflux-Kontrolle nicht dauerhaft Medikamente einnehmen. Für sie ist eine Operation eine alternative Option.
"Bevor wir operieren, werden die Patienten in unserem chirurgischen Gastrolabor untersucht und einigen Tests unterzogen. Zum einen müssen wir sichergehen, dass die Patienten nachhaltig von einem solchen Eingriff profitieren. Zum anderen müssen wir andere etwaige Ursachen ausschließen, die ebenfalls Entzündungen an der Speiseröhre hervorrufen können. Jede Operation ist risikobehaftet. Deshalb schauen wir lieber dreimal hin, bevor wir operieren."
Prof. Dr. med. Norbert Hüser, Facharzt für Chirurgie, Klinikum rechts der Isar, München