Typ-2-Diabetes Lebensstil-Änderung: Diabetes-Risiko verringern!
Knapp sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an Typ-2-Diabetes, viele weitere haben Risikofaktoren dafür, wie beispielsweise Übergewicht. Gerade bei Personen mit sogenannter Prädiabetes können vorbeugende Maßnahmen wie eine Lebensstil-Intervention viel bewirken. Im besten Fall kann verhindert werden, dass später Insulin gespritzt werden muss. "Gesundheit!" begleitet zwei Patienten, die sich vorgenommen haben, ihren Lebensstil zu ändern, durch Ernährung und Bewegung.
Knapp sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Typ-2-Diabetes mellitus und viele weitere haben eine Vorstufe davon, einen sogenannten Prädiabetes. Genau bei diesen Menschen kann eine Veränderung des Lebensstils sehr viel bewirken.
Karin Tischner hat einen Prädiabetes. Tabletten nehmen oder gar spritzen muss sie nicht. Aber die Gefahr, dass das irgendwann mal kommt, ist da. Karin Tirschner ist sich dessen bewusst:
Die überzähligen Pfunde müssen weg, so viel ist klar. Als sie von einer Studie zur Gewichtsreduktion hört, zögert Karin Tischner nicht lange.
Bei Manfred Bücherl zeigte die Waage 165 Kilo an, als er beschloss, etwas dagegen zu tun. 2015 bekam er die Diagnose Diabetes. Ein Schock. Früher hatte er bergeweise Nudeln gegessen und Fleisch. Das war ab sofort tabu. Auch Manfred Bücherl wusste: Er muss handeln und zwar schnell.
Ein großer Gegner im Kampf gegen Diabetes: der innere Schweinehund
Wer Diabetes hat, sollte unbedingt auf einen gesunden Lebensstil achten. Dabei gilt es nicht nur, die Krankheit selbst in Schach zu halten, sondern auch einen anderen großen Gegner: den inneren Schweinehund. Mit dem hatte auch Manfred Bücherl zu kämpfen: "Salat, Gemüse war einfach was, das man dem Hasen gibt, was man aber nicht selber isst."
Heute sieht das ganz anders aus. Nudeln sind zur Beilage geschrumpft. Mehrere Portionen? Gerne – aber nur vom Salat. Was zu diesem Sinneswandel geführt hat:
Teilnahme an der Lebensstil-Interventions-Studie der TU München
Manfred Bücherl nahm den Kampf auf – verlor mit leichtem Sport bereits deutlich Pfunde. Vor zwei Jahren machte er bei einer Lebensstil-Interventions-Studie der TU München mit. Gesamt-Bilanz: minus 60 Kilo. Heute macht er wieder den Belastungstest. Ob er die Werte halten konnte?
Auch Karin Tischner will den inneren Schweinehund besiegen. Sie steht jedoch noch ganz am Anfang. "Wenn Speisen gut riechen und gut aussehen, esse ich mehr als sonst", das bestätigt sie. Die Studie, an der sie teilnimmt, zielt auf eine langfristige Ernährungsumstellung. Sie sieht sich als Genuss-Esserin. Die nächsten Wochen könnten zur Herausforderung werden. Die Teilnehmer dürfen pro Tag maximal 800 Kilokalorien zu sich nehmen. Was bringt diese Formula-Diät überhaupt?
"Also im Rahmen unserer Studie ist es sinnvoll für unsere Teilnehmer, eine schnelle, aber auch standardisierte Gewichtsreduktion hervorzurufen. Und zusätzlich ist in der Forschung bekannt, dass durch den Einsatz der Formula-Diät auch verschiedene Gesundheitsparameter verbessert werden können, unter anderem auch der Blutzucker."
Anna Reik, Doktorandin, Institut für Ernährungsmedizin, TU München
Wenn Karin Tischner die acht Wochen Formula-Phase hinter sich hat, wird sie in eine von vier (Diät-)Gruppen gelost: Entweder mit kohlenhydratreduziertem Essen oder fettreduziertem. Begleitend bekommen die Teilnehmer einen Newsletter mit Ernährungsinfos oder eine App.
"Zum einen geht’s darum, mit welcher Kostform das Gewicht nach einer Reduktion besser gehalten werden kann. Und zugleich wollen wir uns ankucken, wie der digitale Weg funktioniert. Eben Newsletter und App."
Dr. rer. nat. Christina Holzapfel, Ernährungswissenschaftlerin, Institut für Ernährungsmedizin, TU München
Studienteilnehmerin Gabriele Murlowsky ist eine fleißige Nutzerin der App:
Zu Beginn der Studie hatte sie einen erhöhten Langzeitzucker, ein Indiz für einen Diabetes. Nach fünf Monaten haben sich ihre Blutwerte so weit verbessert, dass der Glukose-Stoffwechsel jetzt im Norm-Bereich ist.
Ernährungsumstellung und Sport als Schlüssel zum Erfolg
Zurück bei der Sportmedizin. Ob Manfred Bücherl seine Werte halten konnte? Prof. Martin Halle hat die Auswertung.
"Wenn man sich diese Untersuchungs-Ergebnisse anschaut. Da sind Sie bei einer Belastung, die Welten besser ist als das, was Sie am Anfang geleistet haben. Die Situation wird so sein, dass irgendwann die Muskulatur so effektiv den Zucker aus dem Blut raussaugt und der Bremser, das Fettgewebe nicht mehr da ist, dass man die Medikamente deutlich reduzieren kann. Und bei vielen kann man diese Medikamente auch absetzen."
Prof. Dr. med. Martin Halle, Sportmediziner u. Internist, Präventive Sportmedizin, TU München
Durch Radfahren mit dem E-Bike hat Manfred Bücherl im Kampf gegen den Diabetes 60 Kilo abgenommen: "Selbst mit E-Bike wars damals noch sehr, sehr anstrengend. Die ersten paar Kilometer, ich dachte schon, das schaff ich nicht." Inzwischen fährt er zweimal in der Woche 30 bis 35 Kilometer.
Weil bekanntlich immer etwas mehr geht, macht er einen Besuch im Fitness-Studio, bei Markus Rosinger. Der bildet seit fünf Jahren Trainer aus, auch mit Blick auf Diabetes. Ist es als Diabetiker überhaupt schlau, ins Fitness-Studio zu gehen?
"Ja, selbstverständlich. Krafttraining hat die besondere Bewandtnis, dass wir Muskeln aufbauen. Umso mehr Muskeln der Herr Bücherl aufbauen würde, umso mehr Glucose kann letztendlich in die Zellen befördert werden. Das heißt, auch die Insulin-Sensitivität reguliert sich. Das wäre für ihn ein Must-Have."
Markus Rosinger, Fitness-Coach und Ausbilder, Landsberg
Wichtig ist, es aber nicht zu übertreiben. Denn intensives Training bringt den Blutzuckerspiegel schnell nach unten. Auch scheinbar simple Übungen wie z. B. Kniebeugen sind sehr effektiv. Natürlich muss nicht jeder Diabetiker ein Fitness-Studio besuchen. Noch wichtiger ist es, die Bewegung im Alltag zu erhöhen.
LeIKD-Studie und LION-Studie
Manfred Bücherl hat in der deutschlandweit durchgeführten LeIKD-Studie teilgenommen (Laufzeit 2019-2020). LeIKD steht für Lebensstil-Intervention bei koronarer Herzkrankheit und Diabetes mellitus Typ 2. Ziel war es, durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten, das Risiko zu verringern, Begleit- und Folgeerkrankungen einer koronaren Herzerkrankung oder Diabetes mellitus Typ 2 zu bekommen und zugleich die Lebensqualität zu verbessern.
Studienleiter war Prof. Dr. med. Martin Halle von der TU München:
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Halle
Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Medizinische Fakultät
Universitätsklinikum "Klinikum rechts der Isar"
Technische Universität München
Georg-Brauchle-Ring 56
D-80992 München
Tel: +49 89.289 24431
Karin Tischner hat an der LION-Studie (Lebensstilinterventions-Studie) am Institut für Ernährungsmedizin der TU München teilgenommen. Ziel der Studie war eine langfristige Gewichtsreduktion durch innovative Ansätze. U. a. wurde untersucht, wie der Stoffwechsel auf verschiedene Mahlzeiten reagiert und sich während der Gewichtsreduktion und -erhaltung verhält.
Studienleiterin war Dr. rer nat. Christina Holzapfel:
Dr. Christina Holzapfel
Institut für Ernährungsmedizin
Universitätsklinikum "Klinikum rechts der Isar"
Technische Universität München
Uptown München Campus D
Georg-Brauchle-Ring 62
80992 München
Tel.: 089-289-249-23