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Hintergrund "Woifauslassen"

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Tag des Woifauslassens Glocken um! Goaßln gezückt!

Es ist soweit. Martini ist da. Anderenorts werden jetzt die Laternen angezündet - in Rinchnach schnallt man sich die Glocken um. Das Spektakel kann beginnen.

Von: Claudia Erl

Stand: 03.11.2012 | Archiv

Woifauslassen in Rinchnach | Bild: BR

In der Früh gibt es aber erst mal Tränen im Hause Kurz: Die Tochter von Markus Kurz ist traurig.

Seppi darf mit seinem Papa Markus Kurz mit. Die große Schwester muss daheim bleiben.

Schon wieder darf nur ihr kleiner Bruder Seppi die Lammfellweste anziehen, den Hut aufsetzen und die Glocke umschnallen um mit dem Vater mitzugehen. Ein schwieriger Moment auch für Markus Kurz. Doch die Tradition will es so: Der Unterasberger "Wolf" ist ausschließlich männlich. Andere "Wölfe" erlauben die weibliche Unterstützung. So verlässt er nur mit Seppi das Haus und trifft sich mit den anderen "Wolferern", um die Hüte mit Tannengrün zu schmücken.

Tobias Ranzinger lässt sich noch einmal den Hirtenspruch sagen - versteht aber nicht alles ...

Auch Tobias Ranzinger sitzt in der Runde und lässt sich nochmal den Hirtenspruch aufsagen. Alles hat er ehrlich gesagt nicht verstanden. Dass die "Wölfe" ihren Lohn haben wollen - das hat er am Ende schon verstanden.

Das "Anmelden"

Das Anmelden beim Woifauslassen in Rinchnach | Bild: BR zur Bildergalerie Der Lohn ist fällig! Die Hirten kommen zum "Anmelden"

Sie ziehen von Haustür zu Haustür mit ihren Glocken - um sich den Hirtenlohn abzuholen. Mit dieser überlieferten Tradition startet jedes Jahr das "Woifauslassn" in Rinchnach. [mehr]

Und dann geht die Sonne unter. Die "Wölfe" erwachen. Sie ziehen von Haustür zu Haustür und läuten im Takt - um den Hirtenlohn abzuholen. Das nennt man "Anmelden" -  und in Rinchnach bleibt dabei keine einzige Haustüre verschlossen: Überall wird geöffnet und der Hirte kann seinen Lohn entgegennehmen. Meist sind es Frauen, die die Türe öffnen - die Männer sind ja meist mit bei den "Wolferern" dabei. Und die Damen wagen da schon gerne einen Blick, wie sie frei heraus gestehen. Sie sehen sich die "Wolferer" genau an - schauen ins Gesicht, aber auch mal auf den Hintern. Wer ist mit Feuereifer dabei? Wer wirkt eher desinteressiert? All das sind Kriterien für die Damenwelt. Mitläuten - das wollen die wenigsten Frauen. Viel zu anstrengend sei das. Und man käme dazu ordentlich ins Schwitzen, sagen sie.

Der Wettkampf

Das Woifauslassen in Rinchnach | Bild: BR zur Bildergalerie Laut. Lauter. Rinchnach Das Spektakel beginnt...

Jetzt sind die "Wölfe" endgültig erwacht und ziehen in die Stadt. Hier beginnen die Wettkämpfe - und mit ihnen das größte Spektakel des "Woifauslassns". [mehr]

Jetzt ist eine kurze Stärkung angesagt, bevor der zweite Teil der Tradition ansteht:  Der Wettkampf beginnt. Das "Woifauslassn" kann starten. Tobias Ranzinger ist mitten drin - gottlob hat er die Ohrstöpsel bereits platziert. Mit ihm sind jede Menge anderer Menschen da: Neben den Einheimischen kommen Jahr für Jahr immer mehr Touristen. Und jetzt geht es wirklich zur Sache: Die Luft vibriert, Männer und Glocken tosen. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Doch die Männer stehen da mit gläsernem Blick. Das Bier fließt. Die Glocken dröhnen. Tranceartig, wie in Ekstase sind die "Wolferer". Alles, was der Wirt im Vorfeld berichtet hat wird wahr. Die Goaßlschnalzer treten in Aktion, die konkurrierenden "Wölfe" stehen sich immer wieder gegenüber. Tobias Ranzinger verstummt. Man würde ihn ohnehin nicht mehr verstehen. Doch das ist auch nicht nötig: Die Szenerien sprechen für sich.

Tief beeindruckt

Was für ein Lärm!

Am Ende ist es Morgen geworden: Um halb sieben ist es für den Moderator Zeit, sich zu verabschieden. Hundemüde ist er. Aber dafür steht er unter dem Eindruck der "Wolferer". "Es war wie ein Rausch, dieses wilde Toben hier. Das hat sogar mich als Zuschauer regelrecht aufgeladen. Und es stimmt was alle sagen: Man muss einfach mal dabei gewesen sein", lautet sein Resümee. Und die "Wölfe"? Die sind nach diesem äußerst archaisch anmutenden Stück Brauchtum völlig erschöpft. Die Oberschenkel sind grün und blau geschlagen.


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