Gleich knallt's! Die Goaßlschnalzer
"Des is koa Schnur, des is a Strick. Des is koa Peitsche ned, des is a Goaßl." Tobias Ranzinger muss sich gleich zu Beginn seines Besuches bei den Goaßlschnalzern der Widdersdorfer "Wolferer" belehren lassen. Hier nimmt man es sehr genau - mit der Definition und mit der Tradition.
Sepp Perl weiß, warum Hirten eine Goaßl brauchten. "Hauptsächlich wegen der Wölf und Bären und solche Sachen", sagt er. Da waren sie wieder, die Wölfe.
Er weiß nicht nur etwas über die Geschichte, sondern Sepp Perl bindet die Goaßln auch selber. Gelernt habe er das so nebenbei. "Des kriagt ma mit, von de Veteranen", sagt er. Und Tobias Ranzinger spannt er gleich mit ein, in seine Arbeit. Ganz individuell werden die Goaßln gestaltet, am Ende sind sie zwischen drei und fünf Meter lang - je nachdem, wer sie anschließend schnalzt.
Da knallt's mit Überschall
Apropos Schnalzen: Da hat Tobias Ranzinger noch eine wichtige Frage: "Warum knallt das eigentlich?", will er wissen. "Hauptsächlich entsteht der Knall durch Überschall", sagt der Sepp von den Goaßlschnalzern. Die Geschwindigkeit, die mit der Goaßlspitze in der Luft erreicht wird, ist nämlich enorm. Aussehen tut das Schnalzen relativ einfach: Eine Acht in die Luft schreiben - mehr scheint es nicht zu sein.
So traut sich Tobias Ranzinger den Selbstversuch zu. Das Ergebnis ist ernüchternd. "Kein einziges Mal hat es bei mir geknallt", gesteht er Sepp Perl. Der kann ihn aber beruhigen. Hätte er als kleiner Bub damit angefangen, hätte er sicher nicht solche Probleme gehabt, denn: Die Angst spielt dabei eine große Rolle. Und ein Erwachsener hätte davon eben beim Schnalzen eine gute Portion mehr.
Rekordversuch
Die Widdersdorfer haben in diesem Jahr aber auch etwas vor, was ihnen ein wenig Bammel macht: Sie wollen "den Sechser" wagen - also sechs Goaßlschnalzer knallen synchron, eine äußerst schwierige Angelegenheit, die viel Übung erfordert. Die vielen Übungsstunden, die für diesen Rekordversuch vor Martini nötig waren sind für die Rinchnacher vor allem eines - nämlich laut. Doch beschwert hat sich da noch niemand darüber. Schließlich ist man hier stolz auf alles, was mit dem "Woifauslassn" zu tun hat. Und natürlich sind die Widdersdorfer die besten. Da sind sie sich sicher. Genau wie alle anderen "Wölfe".