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Alte Hirten-Tradition Die Geschichte des "Woifauslassns"

Laut ist es und wild - das "Woifauslassn". Doch woher kommt diese Tradition eigentlich? Eines ist klar: Sie stammt aus einer Zeit, in der noch Wölfe und Bären im Bayerwald hausten und oftmals den Hirten auf den Sommerweiden der Gemeinden das Leben schwer machten.

Von: Claudia Erl

Stand: 03.11.2012 | Archiv

Historie Woifauslassen | Bild: BR

War das Hirtenjahr dann Anfang November vorbei, zog das Vieh wieder zurück in die Ställe. Bei ihrem Lohngang gingen die Hirten von Hof zu Hof, um sich ihr Geld von den Bauern zu holen. Begleitet wurden sie dabei von einer Schar Buben, die sich Glocken umgeschnallt hatten - und damit ein kleines Schauspiel inszenierten.

Verändertes Brauchtum

Josef Dengler, Heimatforscher von Rinchnach

Heutzutage sieht die Landwirtschaft völlig anders aus: Einen Weidebetrieb mit Hirten gibt es längst nicht mehr. Den Brauch hat man aber trotzdem beibehalten. Er hat einfach zu viel Freude bereitet, um ihn zu aufzugeben. Immer noch ziehen die "Wölfe" an Martini zunächst von Haus zu Haus, um Geldspenden einzusammeln. Später geht es dann ins Wirtshaus um hier miteinander darum zu wetteifern, wer der größte, der schönste, der lauteste oder der taktfesteste "Wolf" ist. Eines hat sich jedoch verändert: Wo früher die Buben standen, stehen heute vor allem ausgewachsene Mannsbilder - auch wenn die Kleinen natürlich noch mit dabei sind. "Jeder einzelne stellt sich dar. Stellt sich mit seiner  Kraft dar, stellt sich mit seiner Männlichkeit dar. Und die Bewegungen, die beim "Woifauslassn" dargestellt werden, die haben eine gewisse Ausstrahlung" formuliert es Heimatforscher Josef Dengler vorsichtig.

"Wolf"-Hochburg Rinchnach

Bildergalerie

Historie Woifauslassen | Bild: BR zur Bildergalerie Hirten, Lohn & Wölfe Woher stammt das "Woifauslassn"?

Für die Hirten war es harte Arbeit, das Vieh der Bauern auf der Weide zu schützen. Denn: Der Wolf war unterwegs ... [mehr]

Der Brauch wird vielerorts im Bayerischen Wald an "Martini" noch zelebriert - aber nirgends so wild wie in Rinchnach. Seit 2009 hält die 3.200-Seelen-Gemeinde sogar den Weltrekord - mit 1.370 "Woifauslassern". Kein Wunder, dass die Touristen nun Jahr für Jahr hierher strömen. Doch nicht nur Besucher kommen nach Rinchnach: An Martini wächst die Einwohnerzahl wieder schlagartig an, denn kein gebürtiger Rinchnacher lässt es sich nehmen, beim "Woifauslassn" dabei zu sein. Das ist einfach Ehrensache: Er kommt zur Unterstützung für seinen "Wolf" angereist. Die Konkurrenz spornt jeden einzelnen "Wolferer" noch zusätzlich an. "Da spürt man den Schmerz nimmer, da macht man einfach weiter, weil man sagt: 'Gegen das Nachbardorf will ich gewinnen'", erklärt Bürgermeister Markus Kurz.


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