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Bamberger Kulturgut Süßholz

Äußerlich kommt das Süßholz auf den ersten Blick eher unscheinbar daher. Doch unter der Erde hat es die Staude in sich. Bis zu 6 Meter tief reicht die Pfahlwurzel, die Seitenwurzeln können sogar noch länger wachsen. Eine solche Wurzel auszugraben ist auch für Profis eine Herausforderung!

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 04.11.2022 10:26 Uhr

Bamberger Kulturgut: Süßholz

Pflanz für Geduldige!

Süßholz wächst am Anfang sehr langsam. Hat es sich einmal etabliert, legt es richtig los. Doch bis dahin brauchen Gärtner viel Geduld. Vor über fünf Jahren hat Birgit Rascher mit ihrem Team einen Streifen Süßholz auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt in Bamberg (LWG) gepflanzt. Für die erste Ernte hat sich die Versuchsgärtnerin dann sogar Hilfe geholt. Getrud Leumer, Vorsitzende der Bamberger Süßholzgesellschaft, ist mit dabei. Denn Süßholz ausgraben ist mühsam. Vor allem, wenn der Boden eher lehmig und schwer ist. Früher wurde das Süßholz deshalb bevorzugt in den eher sandig-humosen Böden in Bamberg angebaut.
Doch die beiden Gärtnerinnen haben es heute auch nicht auf eine ganze Wurzel abgesehen, sie wollen nur einige Seitentriebe für Teemischungen gewinnen.

Pflanze mit Auszeichnung

Süßholz war früher in Bamberg wertvoll und geschätzt, aufgrund seiner Süße und Inhaltsstoffe. Und an diese wollte der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" der Universität Würzburg erinnern und kürte die Süßholzwurzel zur Arzneimittelpflanze des Jahres 2012. Traditionelle Chinesische Medizin verwendet Süßholzwurzeln schon seit tausenden von Jahren gegen viele Leiden. Leonhard Fuchs beschrieb bereits 1542 die Heilkräfte des Süßholzes:

„Der safft von Süßholtz / so man denselbigen in den mund nimpt / und laßt jn selber zerschmeltzen und im hals hinab schleichen / miltert unn lindert die rauhe kelen.

Heute werden Extrakte aus den Süßholzwurzeln bei verschiedenen Leiden eingesetzt. Bei Husten, Heiserkeit und auch gegen Magengeschwüre.

Anbau in südlichen Ländern

Beim Anbau im großen Stil schneidet ein Traktor mit angehängtem Messer die Seitenwurzeln links und rechts des Süßholzstockes ab. Die meterlangen Wurzelstücke müssen dann von Hand aus dem Boden gezogen werden. Alle drei Jahre kann man die Süßholzfelder beernten.
Zum Herstellen von Lakritz extrahiert man die Inhaltsstoffe aus der Wurzel und dickt sie ein. Die Haupternte stammt heute aus dem Iran, aus Usbekistan und China. Früher war das oberfränkische Bamberg als Gärtnerstadt weit über die Landesgrenzen hinaus für seine Süßholzwurzeln berühmt.

"Keine Landschaft Deutschlands erzeugt mehr und größere Zwiebeln, keine größere Rüben und Kohlköpfe. Füg hierzu die Süßwurzel, die im Bamberger Land in solcher Menge ausgegraben wird, dass man hochgetürmte Wagen damit beladen sieht."

so schrieb der Frankenchronist Johannes Boemius um 1520.

 Traditionen erhalten und pflegen

Die Erntezeit beginnt im Spätherbst und reicht bis in den Winter hinein. Dann haben die Gewächse alle Reservestoffe in den Wurzeln eingelagert. Die Inhaltsstoffe sind besonders intensiv. Die Wurzeln des Süßholzes besitzen etwa die 50-fache Süßkraft von Zucker.
Früher war es ein Teil der Gärtnerprüfung eine Süßholzwurzel unverletzt aus dem Boden zu holen, zudem war Süßholz als wertvolles Geschenk unter Fürsten und Bischöfen beliebt.
Um den Süßholzanbau wieder bekannter zu machen, wurde 2011 die Bamberger Süßholz-Gesellschaft gegründet, deren Vorsitzende Getrud Leumer seither jährlich Süßholz erntet und direkt in Bamberg vermarktet.

Eine so mühsame Ernte wie im lehmigen Boden der LWG hatte sie allerdings auch noch nicht. Doch dafür sind die abgeschnittenen Seitenwurzeln kräftig und werden nach dem Waschen und Trocknen für viele Portionen Tee ausreichen.
Getrud Leumer hat für Birgit Rascher ihren Lieblingstee bereits fertig getrocknet dabei, eine Mischung aus Süßholz und Minze. Gerade im späten Herbst, wenn sich viele Erkältungskrankheiten breit machen, ist dieser Tee ideal. Er wärmt, schmeckt süß und hilft gegen Husten und bronchiale Infekte, ist zudem antibakteriell und antiviral. Der Minz-Geschmack sorgt für angenehme Frische. Birgit Rascher und Getrud Leumer sind zufrieden mit ihrer Ernte.

Kontakte:

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Telefon: 0931 98010
Telefax: 0931 98013100
Email: poststelle@lwg.bayern.de

Getrud Leumer
Bamberger Süßholzgesellschaft und
Bamberger Kräutergärtnerei MUSSÄROL

Nürnberger Straße 86
96052 Bamberg
Telefon: 0951 22023
Email: kontakt@biokraeuter.info

Mehr Infos zur Bamberger Süßholzgesellschaft: