Landgasthof mit Liebesgeschichte

"Den Landgasthof gibt es seit 600 Jahren. Früher hieß er 'Gasthof zur Post', weil Reichertshausen genau zwischen Ingolstadt und München liegt und die Postkutschen dort umgesattelt wurden. Heute wird der Landgasthof Lindermeier von John Junior geführt, sein Bruder Ludwig kümmert sich um die dazugehörige Metzgerei. Ihr Vater kam zu dem Wirtshaus, als er auf einer Motorradreise von Schottland nach Italien in Reichertshausen einen Stopp eingelegt und sich in die damalige Wirtin, ihre Mutter, verliebt hatte.

Für John Junior ist der Landgasthof nicht nur sein Arbeitsplatz, sondern auch ein bisschen sein Leben. Er ist hier aufgewachsen, hat sich in der Kindheit schon immer Taschengeld dazu verdient, indem er seine Eltern beim Getränkeausschank unterstütz hat und freut sich heute, dass er sich in der von ihm renovierten Küche ausleben kann. Ganz wichtig ist ihm eine gleichwertige Behandlung der Mitarbeiter, denn egal ob Servicekraft, Koch oder Spüler, 'jeder trägt bei uns seinen Teil zum Erfolg bei.'"

Regional, saisonal, fränkisch

"Ich würde die Speisekarte als bayerisch-mediterran zusammenfassen, denn hier wird klassisch, bayerisch gekocht, mit Ausflügen in die österreichische und italienische Küche. Es gibt Klassiker wie die Schwaben-Pfanne, Zwiebelrostbraten, Wiener Schnitzel oder Knödelgerichte, aber auch Pasta. Das Wild liefert der Onkel, der Jäger ist. Die Küchenart ist, wie der Küchenchef selbst sagt, bodenständig: 'Ich habe in Läden mit gewissen Attitüden gearbeitet, aber das ist für mich nix mehr.' Er bereitet lieber ein Rehragout als einen Rehrücken zu, weil er der Meinung ist, dass jeder mit dem richtigen Equipment ein gutes Brat-Ergebnis erzielen kann. Wer aber ein gutes Rehragout machen will, 'muss kochen, abschmecken und einen gescheiten Knödel machen können'. Abschmecken kann er!"

Hauptspeise: Wiener Schnitzel vom Kalb mit Bratkartoffeln und Preiselbeeren

"Für das Wiener Schnitzel wird im Landgasthof Lindermeir eine Kalbsoberschale verwendet. Mit einem scharfen Schnitt schneidet der Koch ein großes Stück ab und klopft es auf eine Dicke von etwa einem Zentimeter. Gewürzt mit Salz und Pfeffer durchläuft das Fleisch die Panierstraße, wobei die Semmelbrösel nicht angedrückt werden. Dadurch wird die Panade luftiger. Das panierte Fleisch nimmt dann ein Bad in der mit Rapsöl gefüllten Pfanne. Während des Bratvorgangs wird die Pfanne immer geschwenkt, wodurch sich Blasen unter der Panade bilden. Kurz bevor das Fleisch die gewünschte Bräunung erreicht hat, finalisiert John das Schnitzel mit einem großen Stück Butter, das er in die Pfanne gibt. Auf die Frage, wieso er kein Butterschmalz verwendet, antwortet der Küchenchef: 'Weil im Schmalz keine Molke ist. Wenn ich die Butter zu früh dazu gebe, verbrennt die Molke. Und wenn gar keine Molke drin ist, schmeckt das Endergebnis nicht so gut.'
Die Bratkartoffeln waren schön dick, gleichmäßig gebräunt, gut abgeschmeckt und intensiv im Geschmack. Ob es das weltbeste Schnitzel ist, darf jeder selbst beurteilen, aber in seiner Zubereitungsart und der Präsentation auf dem Teller, muss ich sagen, dass es absolut nichts zu bemängeln gab. Ein richtig gutes Wiener Schnitzel!"

Dessert: Grießknödel mit Zwetschgenröster und hausgemachtem Vanilleeis

"Für die Grießknödel wird Grieß in schaumige Butter eingerührt. Danach kommt ein Eigelb, eine Prise Zucker, Salz und Zitronenabrieb zur Masse. Diese muss eine Zeit lang ruhen, damit der Gries gut quellen kann. In einem Topf werden Wasser, Milch, Zitronenschale und eine Vanilleschote erhitzt. In diese siedende Flüssigkeit werden kleine Grießknödel gedreht. Nach 15 Minuten werden die Knödel aus der Flüssigkeit genommen und in süßen, gerösteten Bröseln gewälzt. Für die Zwetschgenröster werden halbierte und entsteinte Zwetschgen eingezuckert, mit kräftigem Rotwein eingekocht und mit Nelken, Kardamom, Zimt und Orangenschale verfeinert. Dazu gibt es ein hausgemachtes Vanilleeis.
Alle Komponenten werden frisch zubereitet und waren sehr harmonisch abgeschmeckt. Für diesen Preis ein ganz hervorragendes, herbstliches Dessert. Warm, kalt, knusprig, cremig - mhhhhh!"

Preise

"Das Kalbsfleisch für das Schnitzel hatte eine gute Dicke, weshalb ich die 23 Euro für das Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Preiselbeeren für gerechtfertigt halte. Der Wurstsalat kostet 8,50 Euro und Käsespatzen gibt es für 12 Euro. Küchenchef John bezeichnet seine Preispolitik als moderat, aber ihm ist wichtig, dass jeder Geldbeutel etwas auf der Karte findet. Oberste Grenze ist der Zwiebelrostbraten mit Beilagen für 24 Euro."

Anfahrt

"Reichertshausen ist gut mit der Regionalbahn erreichbar. Der Bahnhof ist etwa 500 Meter vom Wirtshaus entfernt. Mit dem Auto verlassen Sie die A9 bei der Ausfahrt Allershausen, dann sind es noch ungefähr 14 Kilometer bis zum Landgasthof Lindermeir. Parkplätze finden Sie rund ums Haus."

Freizeittipp: Waldkletterpark Oberbayern in Jetzendorf

"Der Waldkletterpark Oberbayern in Jetzendorf ist etwa 15 Minuten mit dem Auto entfernt. In einer malerischen Umgebung gibt es hier verschiedene Parcours für Jung und Alt. Am Eingang unterschreiben Sie eine Sicherheitsbelehrung und anschließend werden Sie mit einem Klettergurt, Sicherungen sowie einem Helm ausgestattet. Nach einer kurzen Einführung können Sie sich dann frei im Kletterpark bewegen und Ihr Können an 14 verschiedenen Parcours ausprobieren. Sportliche Kleidung und Schuhe würde ich Ihnen empfehlen. Zum Waldkletterpark gehört auch noch eine kleine Minigolfanlage."
https://waldkletterpark-oberbayern.de/

Fazit