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Ich, Eisner! Glossar: Wichtige Namen und Begriffe

Kurt Eisner, Erhard Auer und Co.: Die wichtigsten Personen der Revoltion und die wichtigsten Begriffe werden hier erklärt. Ein Glossar zum Projekt "Ich, Eisner – 100 Jahre Revolution in Bayern".

Stand: 23.10.2018 | Archiv

Ein paar Tage nach der Revolution, am 12. November 1918, hat König Ludwig III. alle Beamten, Offiziere und Soldaten von ihrem Treueid entbunden. Weil "ich infolge der Ereignisse der letzten Tage nicht mehr in der Lage bin, die Regierung weiterzuführen", hieß es in seiner Erklärung, die er von Schloss Anif bei Salzburg abgibt.

Einen Tag später veröffentlichte der Ministerrat unter Kurt Eisner diese Erklärung des Königs mit der Überschrift "Thronverzicht König Ludwigs III" zusammen mit einer Antwort (siehe Plakat). Tatsächlich hat König Ludwig III. selbst nie auf den Thron verzichtet.

Anton Graf von Arco auf Valley war Mitglied der antisemitischen Thule-Gesellschaft. Am 21. Februar 1919 erschoss er Kurt Eisner mit zwei Schüssen in den Kopf, als dieser auf dem Weg zum Landtag war, um seinen Rücktritt als Ministerpräsident zu erklären. Arco-Valley wurde bei seinem Attentat selbst schwer verletzt. Arco-Valley ging davon aus, dass er selbst bei dem Attentat stirbt, und trug einen Zettel mit seinen Beweggründen bei sich.

"Eisner ist Bolschewist, er ist kein Jude, er ist kein Deutscher, er fühlt nicht deutsch, untergräbt jedes vaterländische Denken und Fühlen, ist ein Landesverräter". Er überlebte jedoch und wurde Anfang 1920 angeklagt. Zunächst zum Tode verurteilt, wurde die Strafe in lebenslange Festungshaft umgewandelt. Nach einer Haftunterbrechung 1924 folgte 1927 seine endgültige Amnestie.

Der SPD-Politiker Erhard Auer war der erste Innenminister des Freistaats Bayern und damit Mitglied der Revolutionsregierung 1918/19.

Am 8. November 1918 wählte der provisorische Nationalrat Bayerns eine Revolutionsregierung aus Mehrheitssozialdemokratischer Partei Deutschlands (MSPD) und Unabhängiger Sozialdemokratischer Partei Deutschlands (USPD) mit Kurt Eisner als Ministerpräsident und Erhard Auer als Innenminister. Obwohl Erhard Auer von Kurt Eisner in die Regierung geholt wurde, blieb er sein Widersacher und Konkurrent. Wie ein Großteil der bayerischen MSPD-Führung war es Auers Ziel, möglichst schnell eine Koalition mit der Bayerischen Volkspartei und den Liberalen zu schließen.

Bei den Landtagswahlen vom 12. Januar 1919 erlitt die USPD eine drastische Niederlage. Kurt Eisner wollte auf der konstituierenden Sitzung des Landtages am 21. Februar 1919 seinen Rücktritt als Ministerpräsident erklären, wurde aber auf dem Weg zum Landtagsgebäude erschossen. Daraufhin kam es zu Tumulten im Landtag, bei denen Erhard Auer von dem Linksradikalen Alois Lindner angeschossen wurde.

Nach seiner Genesung übernahm Auer den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion. Er gehörte zu denjenigen Sozialdemokraten, die versuchten, sich dem Nationalsozialismus selbstbewusst entgegenzustellen.

Otto von Dandl war Jurist, bayerischer Politiker und letzter Ministerpräsident im Königreich Bayern. 1912 machte ihn Ludwig III. zum Staatsrat und Kabinettschef. Im Jahr 1917 übernahm Otto von Dandl den Vorsitz im Ministerrat.

Mit der Proklamation der Republik Bayern als Freistaat durch Kurt Eisner wurde er am 8. November 1918 abgesetzt.

Am 9. November 1918 wurde die Republik in Berlin zwei Mal ausgerufen: unter bürgerlich-demokratischen Vorzeichen durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann – und unter sozialistischen Vorzeichen durch den Führer des Spartakusbundes Karl Liebknecht. Kurt Eisner war eher dem Lager Liebknechts zugeneigt.

Allerdings wurde nur die Proklamation Scheidemanns wirkmächtig. Nach zum Teil bürgerkriegsartigen Unruhen setzten die SPD und die bürgerlich-demokratischen Parteien ihre Vorstellungen durch: Das Deutsche Reich wurde von einer Monarchie zur parlamentarisch-demokratischen Republik mit einer liberalen Verfassung. Damit markiert die Ausrufung der Republik durch Scheidemann das Ende des Kaiserreichs und die Geburtsstunde der Weimarer Republik, der ersten Republik, die den gesamten deutschen Nationalstaat umfasste.

Der sozialdemokratische Politiker Friedrich Ebert war von 1913 an Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Während des Ersten Weltkriegs vertrat er die Politik der "Vaterlandsverteidigung" und des innenpolitischen Stillhaltens ("Burgfriedenspolitik") gegen Mitglieder seiner Partei, die diese Politik ablehnten.

Während der Novemberrevolution übernahm Eberts Partei gemeinsam mit der von der Mehrheitssozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD) abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) die Regierung. In Berlin begann am 9. November 1918 ein politischer Generalstreik, zu dem Eberts Partei mit aufgerufen hatte. Im Anschluss übertrug Prinz Max von Baden eigenmächtig das Amt des Reichskanzlers auf Ebert – er war während des Krieges zu einem Politiker von nationaler Bedeutung aufgestiegen.

Friedrich Ebert stellte sich an die Spitze der Revolution, um sie in parlamentarische Bahnen zu lenken. Den Sozialismus wollte Eberts MSPD auf demokratischem Weg einführen. Die von ihm geleitete Regierung verstand er als Provisorium, das die Macht treuhänderisch verwalten sollte, bis eine neue Regierung auf Basis demokratischer Wahlen installiert war. Durch sein Bündnis mit der Obersten Heeresleitung (OHL) unter General Wilhelm Groener wollte er die Revolution eindämmen.

Um eine revolutionäre Entwicklung wie in Russland zu verhindern, wollte Ebert die Revolution beenden und schnellstmöglich Wahlen zu einer Nationalversammlung einleiten. Damit befand er sich im Gegensatz zu den revolutionären Kräften, die auf eine Fortsetzung der Revolution bestanden. Die USPD schied aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 ("Weihnachtskämpfe") aus der Regierung aus – die Koalition von von MSPD und USPD zerbrach.

Am 15. Januar wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von Freikorps-Offizieren ermordet, die nach eigener Aussage zuvor mit Reichswehrminister Gustav Noske telefoniert hatten. In den folgenden Monaten wurden weitere Versuche, in deutschen Großstädten ein Rätesystem zu etablieren, ebenfalls militärisch niedergeschlagen. Ebert unterstützte das gewaltsame Vorgehen Noskes gegen streikende, demonstrierende und revoltierende Arbeiter.

Am 11. Februar 1919 wurde Friedrich Ebert von der Nationalversammlung zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik.

Der Schriftsteller, Journalist und Politiker Kurt Eisner wurde 1867 in Berlin geboren. Vom 8. November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 21. Februar 1919 war er Bayerns erster Ministerpräsident.

Als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten verbrachte Eisner seine Kindheit und Jugend in Berlin. In den 1890er Jahren arbeitete er als Journalist für diverse Zeitungen und Zeitschriften. Von 1898 bis 1917 war Kurt Eisner Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und prägte als führender Redaktionsmitarbeiter die Ausrichtung des SPD-Zenralorgans "Vorwärts".

Während des Ersten Weltkriegs entwickelte sich Eisner zum radikalen Pazifisten, Systemkritiker und letztlich zum Revolutionär. Zunächst hatte er der nationalen Propaganda einer angeblichen Kriegsschuld Russlands Glauben geschenkt, war jedoch ab Frühjahr 1915 von der Verantwortung Deutschlands für den Ausbruch des Weltkriegs überzeugt. Damit stellte er sich gegen die Haltung der Mehrheit der SPD-Fraktion im Reichstag und im bayerischen Landtag. Gemeinsam mit anderen Kriegsgegnern wie Albert Einstein und Ludwig Quidde wurde er Mitglied im "Bund Neues Vaterland", in dem sich Pazifisten mit unterschiedlichen politischen Weltanschauungen zusammenschlossen. Im Zuge des zunehmenden Widerstands gegen die "Burgfriedenspolitik" – auch von sozialdemokratischen Politikern – spaltete sich 1917 die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (USPD) als Antikriegs-Flügel von der SPD ab. Eisner zählte zu den führenden USPD-Begründern in Bayern und war seit 1917 die Leitfigur der von ihm aufgebauten Münchner USPD.

Basis für Eisners politisches Wirken waren die Diskussionsabende im Gasthaus "Zum goldenen Anker", die zahlreiche Menschen anzogen. Zu den Teilnehmern zählten Felix Fechenbach, Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Hans Unterleitner, Ernst Toller und Sarah Sonja Lerch – eine politisch heterogene Gruppe von gemäßigten Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten. Nachdem Eisner einen Streik der Münchner Munitionsarbeiter organisiert hatte, wurde er im Januar 1918 inhaftiert. Er konnte das Gefängnis jedoch am 14. Oktober 1918 vorzeitig verlassen, weil die USPD ihn als Kandidaten für eine Nachwahl zum Reichstag aufstellen wollte.

Im Verlauf der reichsweiten Novemberrevolution zum Ende des Ersten Weltkrieges war Eisner der führende Kopf der revolutionären Umwälzungen in Bayern. Er führte gemeinsam mit Ludwig Gandorfer im Anschluss an eine Massenkundgebung auf der Theresienwiese am 7. November 1918 einen stetig größer werdenden Demonstrationszug an, der auf keinen nennenswerten Widerstand stieß. Eine Revolution ohne Blutvergießen.

Plakat zum Projekt "Ich, Eisner! 100 Jahre Revolution in Bayern" | Bild: Nachlass Germaine Krull, Museum Folkwang Essen/Montage BR zur Übersicht Preisgekröntes Special Preisgekröntes Messenger-Projekt Ich, Eisner! 100 Jahre Revolution in Bayern

Geschichte im Messenger: "Ich, Eisner!" erzählte über vier Monate die Geschichte von Bayerns erstem Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Rund 15.000 begeisterte Nutzer erhielten Nachrichten, Fotos und Sprachnachrichten aus der Vergangenheit. Dafür gab es nun den ersten Preis. [mehr]

In der Nacht zum 8. November 1918 rief Kurt Eisner im Mathäserbräu die Republik Bayern als Freistaat aus (im Sinne von: "frei von der Monarchie") und erklärte das herrschende Königshaus der Wittelsbacher für abgesetzt.

Eisner wurde vom Münchner Arbeiter- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der neuen bayerischen Republik gewählt und bildete kurz darauf ein Regierungskabinett aus Mitgliedern der SPD und der USPD, in dem er Regierungschef und Außenminister war.

Während seiner rund 100 Tage dauernden Amtszeit als Ministerpräsident Bayerns wurden soziale und gesellschaftliche Veränderungen zugunsten der benachteiligten Bevölkerungsschichten – vor allem der Arbeiter – umgesetzt, beispielsweise die Einführung des Achtstundentages und des Frauenwahlrechts und die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht.
Trotz der friedlichen Revolution im November 1918 verlor die USPD bei den ersten Wahlen zum Landtag im darauffolgenden Januar deutlich. Kurt Eisner zog daraus seine Konsquenzen.

Am 21. Februar 1919 – an dem Tag, an dem er im Landtag seinen Rücktritt als Ministerpräsident verkünden wollte – wurde Kurt Eisner von dem Studenten Anton Graf von Arco auf Valley erschossen, der aus dem Umfeld der deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft stammte.

Entente (französich für Bündnis) bezeichnet in diesem Fall die Siegermächte des Ersten Weltkriegs (Frankreich, Vereinigtes Königreich, USA, Italien).

Michael von Faulhaber war ab 1917 Erzbischof von München und Freising und ab 1921 Kardinal. Der Monarchist Faulhaber war erklärter Gegner der Revolution in Bayern, nicht zuletzt weil die Regierung unter Ministerpräsident Kurt Eisner die geistliche Schulaufsicht und den obligatorischen Religionsunterricht abschaffte.

Auf der Bayerischen Bischofskonferenz im Dezember 1918 erstellten die Bischöfe eine gemeinsame Protesterklärung gegen die schulpolitischen Maßnahmen der Revolutionsregierung. In seiner Silvesterpredigt 1918 bezeichnete Faulhaber die Regierung Eisner als eine "Regierung von Jehovas Zorn".

Nach der Ermodung Kurt Eisners am 21. Februar 1919 weigerte sich Faulhaber, ein "Trauergeläut" anzuordnen. Daraufhin stürmten die Revolutionäre die Frauenkirche und ließen die Glocken ertönen.

Der Weimarer Republik stand der national-konservative Faulhaber kritisch bis ablehnend gegenüber. Zum Nationalsozialismus hielt er ebenfalls Distanz.

Felix Fechenbach, Journalist, war Kurt Eisners enger Vertrauter und Sekretär. Fechenbach war an der Novemberrevolution 1918 beteiligt und Mitglied der USPD und des Arbeiter- und Soldatenrats.

Heinrich von Frauendorfer war Verkehrsminister im Königreich Bayern und der Münchner Räterepublik. Von 1904 bis 1912 war er im Ministerium für Verkehrsangelegenheiten des Königreichs Bayern tätig. 1916 gründeten Frauendorfer und Edgar Jaffé die Europäische Staats- und Wirtschaftszeitung. In der von Kurt Eisner geführten Landesregierung wurde Heinrich von Frauendorfer vom 8. November 1918 bis zum 17. März 1919 erneut bayerischer Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten.

Die Brüder Gandorfer aus Pfaffenberg sind einflussreiche, wohlhabende und angesehene Bauernführer und Kurt Eisners engste Verbündete auf dem Land. Der blinde Ludwig Gandorfer (geb. 1880) ist der radikalere der Brüder und spielt beim Ausbruch der Revolution am 7. November eine wesentliche Rolle an der Seite Eisners. 1905 ist Ludwig Gandorfer in die SPD eingetreten, kandidiert erstmals 1907 für den Reichstag. Nach der Spaltung der Partei tritt er direkt in die USPD ein.

Auch Karl Gandorfer (geb. 1875), Mitglied des Bayerischen Bauernbunds, engagiert sich politisch – 1911 wird er Bürgermeister in Pfaffenberg. Anhänger der Sozialisten zu sein ist für die ländliche Bevölkerung ein überaus deutliches Zeichen, sich gegen die herrschenden Strukturen zu positionieren. Das Engagement der Gandorfes sowie ihre revolutionären Haltungen sind ungewöhnlich für die Landbevölkerung, die sich der Politik zu der Zeit oft ergeben.

Sozialdemokraten und später die Revolutionäre gehen im Zollhof in Pfaffenberg ein und aus. Karl Liebknecht schickt sogar seinen Sohn Wilhelm, genannt "Helmi", zu Ludwig Gandorfer aufs Land, als die Zeiten in Berlin durch Liebknechts politisches Engagement für seine Kinder zu gefährlich werden. Gegen Ende 1918 befinden sich sogar alle drei Kinder Liebknechts auf dem Zollhof.

Kurt Eisner nimmt direkt nach seiner Haftentlassung im Oktober 1918 Kontakt zu den Gandorfers auf. Für eine Revolution braucht er die Bauern, um die Versorgung der Stadt zu sichern. Doch die Sorgen auf dem Land sind andere: Die Bevölkerung leidet zwar keinen Hunger, aber unter dem Fehlen der Arbeitskräfte für die Erntearbeit, unter Zwangsabgaben und Preiskontrollen sowie unter der Angst, ihre Höfe zu verlieren. Dass ihre Männer als Kanonenfutter für die Monarchie sterben, ist ohnehin längst untragbar geworden. Auf der Theresienwiese am 7.11. spricht auch Ludwig Gandorfer. Er kämpft für die Gründung eines Bauernrates, versichert zudem den Soldaten und Arbeitern im Falle einer Revolution die Versorgung durch die Bauern. Als Eisner erster Ministerpräsident wird, wird Ludwig Gandorfer Vorsitzender des Zentralbauernrats. Nur drei Tage nach der Revolution stirbt Ludwig Gandorfer am 10. November 1918 bei einem Autounfall auf dem Weg nach Niederbayern, wo er für die Unterstützung der Revolution werben will. Einige Umstände des Unfalls geben bis heute Rätsel auf.

Seinen Platz im Bauernrat übernimmt sein älterer Bruder Karl Gandorfer, der ebenfalls als systemkritisch, aber weniger radikal gilt. Er gehört dem linken Flügel im Bayerischen Bauernbund an. Die Bauern zu einen ist schwierig, da der Drang nach neuer politischer – sozialistischer – Ordnung auf dem Land nicht vorherrschend ist. Bei der Landtagswahl im Januar 1919 zieht Karl Gandorfer wie schon 1913 in den Bayerischen Landtag ein.

Nach dem Tod Eisners im Februar 1919 bleibt er im Zentralrat engagiert und nimmt an der konstituierenden Sitzung der Räterepublik Anfang April 1919 teil. Am 30. April 1919 wird er wegen seiner Beteiligung an der Räterepublik verhaftet. Nach seiner Entlassung bleibt er in der Politik und wird ab 1928 Reichstagsmitglied. Karl Gandorfer stirbt am 20. August 1932 an einer langen Krankheit.

Als Garnison wird ein Ort bezeichnet, an dem eine militärische Einheit stationiert ist. Ein Synonym dafür ist "Truppenstandort". Das Wort "Garnison" kann aber auch die Gesamtheit der an diesem Ort stationierten Truppen bezeichnen.

Oskar Maria Graf | Bild: BR

Der deutsch-amerikanische Schriftsteller Oskar Maria Graf, gelernter Bäcker, Antifaschist und Pazifist, kam im Alter von 17 Jahren vom Starnberger See nach München, wo er durch Zufall mit Mitgliedern der anarchistischen Gruppe "Tat" um Erich Mühsam und Gustav Landauer in Kontakt kam. Er beschäftigte sich mit deren Ideen, beteligte sich an Flugblattaktionen und wurde Schriftführer der Gruppe. Bei den Montags-Treffen von Autoren, Intellektuellen und USPD-Anhängern im "Goldenen Anker", München, ist er unter anderem auch Kurt Eisner begegnet.

Grafs erster Gedichtband aus dem jahr 1917 trägt den Titel "Die Revolutionäre". Graf begrüßte die Münchner Novemberrevolution und unterstützte die Räteregierung trotz gebotener Skepsis.

Wegen der Teilnahme am Munitionsarbeiterstreik kam er Anfang 1918 kurzzeitig ins Gefängnis. Die Revolution im November 1918 erlebte er hautnah mit. Er war sowohl bei Veranstaltungen der USPD, als auch bei der entscheidenden Rede Kurt Eisners am 7. November 1918 auf der Theresienwiese zugegen. Zu Beginn des Jahres 1919 wurde er wegen der Teilnahme an den revolutionären Bewegungen in München erneut für einige Wochen inhaftiert. Der Dichter Rainer Maria Rilke setzte sich für seine Freilassung ein.

Nachdem er lange Zeit unter Geldsorgen gelitten hatte, gelang Oskar Maria Graf mit seinem autobiografischen Werk "Wir sind Gefangene" 1927 der literarische Durchbruch – was ihm eine Existenz als freischaffender Schriftsteller ermöglichte. In diesem Werk reflektiert er unter anderem die Geschehnisse im November 1918. 1937 emigierte er nach New York, wo er Präsident der German-American Writers Association wurde und gemeinsam mit anderen Exil-Schriftstellern den Aurora-Verlag gründete. 1957 wurde Graf US-Bürger.

In der Gruppe Internationale schlossen sich im Jahr 1914 auf Initiative von Rosa Luxemburg SPD-Mitglieder zusammen, die die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten als Verrat an den Zielen der gesamteuropätischen Sozialdeokratie ansahen – besonders an der internationalen Solidarität der Arbeiterbewegung gegen den Krieg.

Diese oppositionelle Gruppe innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nannte sich ab 1916 "Spartakusgruppe" und schlos sich 1917 der von der SPD abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Im Oktober 1918 legte die Spartakusgruppe ein Revolutionsprogramm vor, dass den Ende des Krieges und die Errichtung einer sozialistischen Republik forderte. Damit wandte sich die Gruppe auch deutlich gegen die SPD, die an der Regierung- und Kriegsfinanzierung beteiligt war.

Im Zuge der Novemberrevolution rief Karl Liebknecht am 9. November in Berlin die Republik aus. Zwei Tage später gründete er die Gruppe als "Spartakusbund" neu – als politische Abgrenzung zur USPD und Neuorganisation. Demokratisierung, Sozialisierung, Abschaffung des Kapitalismus, Annullierung der Kriegsanleihen waren ihre Forderungen. Ziel des Spartkusbundes war die Gründung einer Räterepublik im gesamten Deutschland.

Am 1. Januar 1919 ist der Spartakusbund in der neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) aufgegangen.

Der Politiker, Jurist und Pazifist Hugo Haase war von 1911 bis 1916 einer der beiden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Von 1917 bis 1919 war Haase Gründungsmitglied und Vorsitzender der von ehemaligen SPD-Reichstagsabgeordneten gegründeten Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD).

Nach der Novemberrevolution 1918 gehörte er für zwei Monate dem Rat der Volksbeauftragten an – und war laut Koalitionsvertrag mit Friedrich Ebert gleichberechtigter Vorsitzender. Haase trat jedoch zurück, weil die Regierung gewaltsam gegen die Volksmarinedivision vorgegangen war. Haase starb 1919 an den Folgen eines Attentats.

Paul von Hindenburg war deutscher Generalfeldmarschall und Politiker. Die von ihm geführte Oberste Heeresleitung übte im Ersten Weltkrieg von 1916 bis 1918 quasi diktatorisch die Regierungsgewalt aus.

Mit Abschluss des Versailler Vertrages im Juli 1919 erteilte Reichspräsident Friedrich Ebert Hindenburg auf seinen eigenen Wunsch den Abschied. Vor dem Untersuchungsausschuss der Weimarer Nationalversammlung verbreitete Hindenburg die Legende, das deutsche Heer sei "im Felde unbesiegt" geblieben und von den Novemberrevolutionären durch einen Waffenstillstand "von hinten erdolcht" worden. Das ging als "Dolchstoßlegende" in die Geschichtsbücher ein.

1925 wurde Hindenburg zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt und 1932 wiedergewählt. Am 30. Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler.

Der nationalsozialistische Politiker, Fotograf und Herausgeber Heinrich Hoffmann wurde als Fotograf Adolf Hitlers bekannt. Durch seine fotografische und verlegerische Tätigkeit war er substantiell am Auf- und Ausbau der NS-Propaganda beteiligt.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs fotografierte Hoffmann die allgemeine Begeisterung auf dem Odeonsplatz in München. Auf dieser Schwarz-Weiß-Aufnahme wurde später Adolf Hitler identifiziert, allerdings handelt es sich möglicherweise auch um eine Fälschung. Nach Kriegsende nahm Hoffmann seine Tätigkeit als Pressefotograf wieder auf und berichtete 1919 über die Münchner Räterepublik. Im gleichen Jahr trat er einer Einwohnerwehr bei und veröffentlichte die rechtskonservative Bildbroschüre "Ein Jahr bayrische Revolution im Bilde".

Im April 1920 trat Hoffmann der NSDAP bei und übernahm den Alleinvertrieb der antisemitischen Zeitschrift "Auf gut deutsch". Er begann Parteigrößen wie Hermann Göring, Rudolf Heß und Adolf Hitler zu fotografieren, dessen Fotograf er wurde. Unter anderem nahm Hoffmann 1923 als Bildberichterstatter am Hitlerputsch teil.

Edgar Jaffé war Nationalökonom und USPD-Politiker. Jaffés Münchner Haus galt als ein Zentrum der Schwabinger Bohème. Gemeinsam mit Heinrich von Frauendorfer gründete er die Europäische Staats- und Wirtschaftszeitung, die einer seiner Brüder herausgab.

Von 1918 bis 1919 war Edgar Jaffé Finanzminister der Bayerischen Räterepublik unter Kurt Eisner.

Schon im Januar 1918 kämpfte Kurt Eisner an der Spitze seiner Partei, der USPD, für die Beendigung des Krieges. Tatsächlich gelang es der USPD im ganzen Deutschen Reich eine Aktion zu organisieren: den Streik der Rüstungsarbeiter. Als die Friedensverhandlungen mit Rußland in Brest-Litowsk ins Stocken gerieten, konnte die recht kleine Partei in mehreren Industriestädten durch viele Veranstaltungen und Reden die Betriebsvertrauensleute der Rüstungsfabriken von ihrem Vorhaben überzeugen. So legten im ganzen Deutschen Reich Hunderttausende die Arbeit nieder, um für die Beendigung des Ersten Weltkrieges zu demonstrieren. In Bayern nahmen Arbeiter in München, Nürnberg, Fürth, Schweinfurt und Ludwigshafen teil, insgesamt etwa 75.000. Allein in Nürnberg wurden etwa 45.000 Munitionsarbeiter gezählt, hier konnten die Sozialdemokraten – also die MSPD und die USPD – gemeinsam viele Menschen aktivieren. In München zeichnete sich ein anderes Bild: Etwa 10.000 Teilnehmer zählte der Streik. Ihr Anführer: Kurt Eisner. Sein Ziel für Bayern war es nicht nur den Krieg zu beenden, sondern auch die Monarchie zu stürzen. Als der Streik hier über den vereinbarten Zeitpunkt hinaus fortgesetzt werden sollte, kam es zum Streit zwischen USPD und MSPD. Auch die Gewerkschaften waren dagegen. Der Streik wurde erst beendet, als Kurt Eisner und weitere StreikführerInnen (wie z. B. Sarah Sonja Lerch) verhaftet wurden und ins Gefängnis Stadelheim in Untersuchungshaft kamen. In seiner Haft schrieb er die Gefängnistagebücher. Am 14. Oktober 1918 wurde er wieder entlassen. Der Grund: Als der bayerische Sozialdemokrat Georg von Vollmer, MSPD, sein Reichstags- und Landagsmandat auf Grund von Krankheit niederlegte, stellte nicht nur die MSPD einen Kandidaten (namentlich: Erhard Auer, späterer Innenminister der Regierung Eisner) für die Nachfolge auf. Auch die USPD nominierte einen Kandidaten für von Vollmers Amt: Kurt Eisner.

Wilhelm II aus dem Hause Hohenzollern war von 1888 bis 1918 der letzte deutsche Kaiser und König von Preußen. Er sah sich als Kaiser von Gottes Gnaden und zeigte wenig Verständnis für die Anforderungen einer modernen konstitutionellen Monarchie. Erst als sich im Oktober 1918 der Erste Weltkrieg als verloren abzeichnete, stimmte Wilhelm den Oktoberreformen zu, denen zufolge der Reichskanzler formell das Vertrauen des Reichstags benötigte.

Nach Beginn der Novemberrevolution verkündete Reichskanzler Max von Baden am 9. November 1918 die Abdankung Wilhelms und dessen Sohnes, des Kronprinzen Wilhelm von Preußen. Von seinem Exil in den Niederlanden aus bemühte sich Wilhelm II erfolglos um eine Restauration der Monarchie in Deutschland. Er starb 1941 im niederländischen Doorn.

Ludwig III war ab 1912 Prinzregent und von 1913 bis 1918 der letzte König von Bayern. Während des Ersten Weltkriegs wurde er zunehmend unpopulär. Infolge des politischen Drucks stimmte König Ludwig III. am 2. November 1918 der Umwandlung der konstituionellen in eine parlamentarische Monarchie zu. Allerdings kam die Ausrufung der Republik fünf Tage später dieser zuvor.

Auf Initiative der USPD versammelten sich erstmals am 3. November 1918 gut tausend Menschen auf der Münchner Theresienwiese, um für Frieden zu demonstrieren und die Freilassung inhaftierter Streikführer zu fordern. Kurt Eisner proklamierte im Zuge der Novemberrevolution am 7. November 1918 den Freistaat Bayern und erklärte Ludwig III. als König für abgesetzt. Er war somit der erste deutsche Monarch, der von der Revolution vertrieben wurde. Der Rückhalt der Monarchie war so weit geschwunden, dass die Aufständischen ohne einen Schuss alle Münchner Kasernen, Polizeistationen und Zeitungen einnehmen konnten.

Die deutsch-niederländische Fotografin Germaine Krull eröffnete während des Ersten Weltkriegs in München ihr erstes Fotoatelier. Während der Novemberrevolution entstand ihr berühmtes Portrait des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Wegen ihrer Verbindung zu kommunistischen Revolutionären wurde sie 1920 aus Bayern ausgewiesen – und lebte anschließend unter anderem in Moskau, Amsterdam und Paris.

Germaine Krulls fotografisches Werk ist der vom Bauhaus initiierten Richtung des "Neuen Sehens" zuzurechnen. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren die experimentelle Aktfotografie sowie die Werbefotografie.

Der sozialistische Schriftsteller Gustav Landauer war Pazifist und ein wesentlicher Vertreter des kommunistischen Anarchismus. Der Kriegsgegner Landauer befand sich von Beginn an in Opposition zum Ersten Weltkrieg.

Mitte November 1918 folgte er der Bitte seines Freundes Kurt Eisner und kam nach München, um sich durch "rednerische Betätigung" für die Revolution zu engagieren. Gustav Landauer kämpfte für die Rätedemokratie, was jedoch zunehmend aussichtslos erschien. Nach der Ermordung Kurt Eisners am 21. Februar 1919 wurde am 7. April die Räterepublik ausgerufen, in der Landauer den Posten des Beauftragten für Volksaufklärung übernahm. Zunächst dominierten Pazifisten und wie Ernst Toller und Silvio Gesell sowie Anarchisten wie Erich Mühsam oder Landauer selbst die Räteregierung. Nachdem am 13. April 1919 ein gegenrevolutionärer Putschversuch gescheitert war, übernahm jedoch die KPD um Eugen Leviné und Max Levien die Macht innerhalb der Räteregierung. Enttäuscht von deren Politik erklärte Landauer am 16. April 1919 seinen Rücktritt von allen Ämtern.

Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Münchner Räterepublik durch rechte Freikorpsverbände wurde Landauer am 1. Mai 1919 im Haus der Witwe Else Eisner verhaftet. Nach Kurt Eisners Tod waren die beiden sich nähergekommen und planten zu heiraten. Bereits am nächsten Tag wurde Landauer ins Gefängnis Stadelheim gebracht, wo er von Freikorps-Soldaten zunächst misshandelt und dann ermordet wurde.

Sarah Sonja Lerch, geb. Rabinowitz, wird 1882 in Warschau geboren. Sie beteiligt sich 1905 in Odessa an der Revolution, die blutig niedergeschlagen wird. Danach geht sie nach Deutschland, studiert in Gießen und heiratet Eugen Lerch, mit dem sie 1913 nach München zieht. Sie tritt 1917 in die USPD ein, die sich im Jahr zuvor von der SPD abgespalten hat.

Mit Kurt Eisner verbindet Sarah Sonja Lerch nicht nur eine Freundschaft, sondern auch der Wunsch nach Frieden. Im Januar 1918 tritt sie wie Eisner als Rednerin auf zahlreichen Versammlungen auf – von ihr gibt es allerdings keine Zitate oder aufgezeichnete Reden. Im Zuge des Munitionsarbeiterstreiks 1918 wird sie verhaftet und ins Gerichtsgefängnis Am Neudeck, später in die Haftanstalt München-Stadelheim gebracht. Am 29. März 1918 wird sie tot in ihrer Zelle aufgefunden. Auch wenn Kurt Eisner die Verantwortung für den Streik der Munitionsarbeiter auf sich nimmt, gibt es Belege, dass er gemeinsam mit Sarah Sonja Lerch eine Art Doppelspitze der Arbeiterbewegung gebildet hat.

Max Levien, deutsch-russischer Kommunist und Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), war der erste Parteivorsitzende der KPD in Bayern. Während der Novemberrevolution 1918 engagierte er sich in den Soldatenräten und arbeitete eng mit dem Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam zusammen.

In München wurde Levien Vorsitzender des Soldatenrates und der Spartakusgruppe. Nach der Niederschlagung des sogenannten Palmsonntagsputsches im April 1919 war er gemeinsam mit seinem Parteigenossen Eugen Leviné einer der Anführer der zweiten Phase der Münchner Räterepublik. Nach deren Niederschlagung wurde Levien zunächst verhaftet, konnte dann aber nach Wien fliehen. Dort wurde er erneut festgenommen, die österreichische Regierung ließ ihn jedoch Ende 1920 frei.

Eugen Leviné, KPD-Politiker und Revolutionär, hatte einen prägenden Einfluss auf die zweite Phase der Münchner Räterepublik im April 1919. Die KPD-Zenrale in Berlin schickte ihn Mitte März 1919 nach München, wo sich die Stimmung nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner radikalisiert hatte und die Gründung einer Räterepublik bevorstand.

Nachdem der gegen die Räteregierung gerichtete Palmsonntagsputsch vereitelt worden war, wurde Eugen Leviné im April 1919 Anführer der zweiten kommunistischen Münchner Räterepublik. Nach der blutigen Niederschlagung der Revolution in München am 2. Mai 1919 tauchte er zunächst unter, wurde jedoch verhaftet und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am 4. Juni wurde Eugen Leviné im Gefängnis Stadelheim erschossen.

Karl Paul August Friedrich Liebknecht, prominenter Marxist und Antimilitarist, war einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Während der Novemberrevolution rief er am 9. November 1918 die "freie sozialistische Republik" aus. Gemeinsam mit Rosa Luxemburg war er Mitbegründer des "Spartakusbundes", der aus der "Gruppe Internationale" hervorging und eine gesamtdeutsche Räterepublik zum Ziel hatte.

Im Dezember 1918 lehnte die Mehrheit im Reichsrätekongress sein Konzept einer Räteregierung ab. Kurz nach der Niederschlagung des sogenannten "Spartakusaufstandes" wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg 1919 von Freikorps-Offizieren ermordet.

Rosa Luxemburg, einflussreiche Vertreterin des Marxismus, Antimilitarismus und der europäischen Arbeiterbewegung, war in der polnischen und deutschen Sozialdemokratie aktiv. Sie war Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Nach Beginn des Ersten Weltkriegs gründete sie die "Gruppe Internationale", aus der 1918 der "Spartakusbund" hervorging, den sie gemeinsam mit Karl Liebknecht leitete.

Während der Novemberrevolution versuchte sie als Chefredakteurin der Zeitung "Die Rote Fahne" auf das Zeitgeschehen Einfluss zu nehmen. Rosa Luxemburg wurde nach dem sogenannten Spartakusaufstand im Jahr 1919 von Freikorps-Offizieren in Berlin erschossen.

Benno Merkle war Mitglied der Revolutionsregierung und Büroleiter in Eisners Ministerium. Außerdem war er im Bayerischen Staatsministerium für Auswärtige Angelegenheiten Beauftragter für die Bayerische Wirtschaft.

NameMinisteramt
Kurt Eisner, USPDÄußeres
Erhard Auer, MSPDInneres
Johannes Hoffmann, MSPDKultus
Albert Roßhaupter, MSPDMilitärische Angelegenheiten
Johannes Timm, MSPDJustiz
Hans Unterleitner, USPDSoziale Fürsorge
Edgar Jaffé, parteilosFinanzen
Heinrich von Frauendorfer, parteilosVerkehr

MSPD steht für Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands und wurde statt SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) zwischen 1917 und 1922 benutzt. Grund dafür war die Abspaltung der USPD, zu welcher man sich besser abgrenzen wollte.

Der Dichter Erich Mühsam war an der Novemberrevolution beteiligt und Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates. Später wandte er sich gegen die Revolutionsregierung und gründete die Vereinigung Revolutionärer Internationalisten.

Mit seinen Mitkämpfern besetzte er im Dezember 1918 den "Bayerischen Kurier" und versuchte außerdem den Innenminister Erhard Auer zum Rücktritt zu zwingen. Nach der Ermordung Eisners gehörte er zu den Initiatoren der Münchner Räterepublik.

Der SPD-Politiker Gustav Noske war als erster sozialdemokratischer Minister in der deutschen Geschichte für das Militär zuständig. Während des Kieler Matrosenaufstands 1918 schickte Reichskanzler Max von Baden Noske nach Kiel, um die Lage zu beruhigen. Zwar wurde Noske umgehend zum Vorsitzenden des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates gewählt, konnte das Übergreifen der Revolution auf das gesamte Reichsgebiet jedoch nicht verhindern.

Am 9. November 1918 erfolgte die Ausrufung der Republik, das Ende der Monarchie wurde Ende 1918 besiegelt. Aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 ("Weihnachtskämpfe") schied die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) aus der Regierung aus.

Als Volksbeauftragter für Heer und Marine war Noske verantwortlich für die Niederschlagung des Januaraufstands 1919 ("Spartakusaufstand"), bei dem auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden. Noske teilte den Antibolschewismus der Militärs. Den von der Reichswehr unterstützten Freikorps ließ er weitgehend freie Hand bei ihrem harten Vorgehen gegen Streiks und kommunistische Aufstände.

Gustav Noske gehörte als Reichswehrminister im ersten Kabinett Scheidemann der Weimarer Nationalversammlung an. Er trug die Verantwortung für die Niederschlagung der Berliner Märzkämpfe, bei denen etwa 1.200 Menschen getötet wurden. Darüber hinaus war Noske beteiligt an der Niederschlagung von lokalen Aufständen, bei denen Räterepubliken errichtet werden sollten, unter anderem in München und in Bremen. Von seinen Gegnern erhielt er den Beinamen "der Bluthund" oder "Blutnoske".

Eine Proklamation ist eine öffentliche Bekanntmachung einer wichtigen, grundsätzlichen Neuerung bzw. Veränderung. Die Bekanntmachung erfolgt durch eine offizielle, amtliche Stelle wie z. B. die Regierung.

Der SPD-Politiker Albert Roßhaupter übernahm während der Novemberrevolution in Bayern als Vertreter der Mehrheitssozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD) vom 8. November 1918 bis zum 21. Feburar 1919 das Amt des Staatsministers für militärische Angelegenheiten im Kabinett von Ministerpräsident Kurt Eisner und trat für die Ersetzung des traditionellen Heers durch eine Volksmiliz ein.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Albert Roßhaupter Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und galt als besonders aktiver Gegner der Nationalsozialisten. Er begründete am 29. April 1933 die Ablehnung des bayerischen Ermächtigungsgesetztes durch die SPD-Landtagsfraktion und wurde im Anschluss mehrfach verhaftet und inhaftiert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Roßhaupter von 1945 bis 1947 bayerischer Arbeits- und Sozialminister im Kabinett von Fritz Schäffer und unter Wilhelm Hoegner stellvertretender Ministerpräsident.

Rudolf von Sebottendorf, eigentlich Adam Alfred Rudolf Glauer, war ein deutscher antisemitischer Okkultist und Verleger. Er war an der Zerschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt und im Umfeld der völkischen Bewegung, der Freikorops und antisemitischen Geheimbünde aktiv. Die von ihm verlegte Zeitschrift "Völkischer Beobachter" wurde zum Zentralorgan der völkisch-antisemitisch ausgerichteten Thule-Gesellschaft.

Der zeitweise sehr vermögende Sebottendorf versammelte um 1918 unter anderem in der Thule-Gesellschaft Gesinnungsgenossen um sich, von denen viele zum späteren Führungspersonal der NSDAP zählten. Die von ihm angestrebte Anerkennung als Wegbereiter des Nationalsozialismus blieb Sebottendorf jedoch versagt.

Als Spartakusaufstand, Januaraufstand oder Januarkämpfe werden der Generalstreik und die bewaffneten Kämpfe in Berlin zwischen dem 5. und dem 12. Januar 2019 bezeichnet, die im Zusammenhang mit der Novemberrevolution stattfanden. Der Begriff Spartakusaufstand setzte sich für diese Ereignisse durch, obwohl die KPD/der Spartakusbund den Aufstand weder plante noch initiierte – und sich der Bewegung erst nach deren Beginn anschloss.

Auslöser des "Aufstands" war die Absetzung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (USPD) durch den Rat der Volksbeauftragten unter der Führung Friedrich Eberts (MSPD) am 4. Januar 1919. Die radikale Linke sah die Entlassung als Provokation an. Der Vorstand der Berliner USPD und die Revolutionären Obleute riefen zu einer Demonstration am Folgetag auf, deren Umfang alle Erwartungen übertraf. Angestachelt von Spitzeln und Provokateuren, besetzten Demonstranten Druckereien und Verlagsgebäude sozialdemokratischer Zeitungen und Verlage. Am gleichen Abend stimmten führende Revolutionäre Obleute, USPD- und KPD-Politiker für einen Generalstreik und beschlossen die Gründung eines provisorischen Revolutionsausschusses zum Sturz der "Restregierung" Ebert (die USPD-Minister hatten die Regierung verlassen) und für eine anschließende Machtübernahme.

Dem Aufruf des Revolutionsausschusses zum Generalstreik am 7. Januar folgten etwa 500.000 Menschen. An den Folgetagen nahm die große Menschenmenge nicht an Kämpfen teil – auf einigen ihrer Plakate und Spruchbänder standen ähnliche Parolen wie zu Beginn der Novemberrevolution, zum Beispiel "Frieden und Einigkeit". Nachdem die Verhandlungen zwischen dem Revolutionsausschuss und der Regierung am 7. Januar gescheitert waren, übergab Friedrich Ebert den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin an Reichswehrminister Gustav Noske. Zahlreiche Freikorps wurden in Berlin aufgestellt. Noske befahl, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen.

Im Anschluss überfielen Freikorps das spartakistische Hauptquartier in Spandau und die besetzten Redaktionsräume der sozialdemokratischen Zeitung Vorwärts. Die Angreifer waren noch mit Kriegsausrüstung Flammenwerfer, Maschinengewehre, Mörser – bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet waren, kam es nicht zu organisierten Schlachten. Sie ergaben sie sich vielfach freiwillig. Trotzdem erschoss das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl unbeteiligter Zivilisten.

Auf die militärische Besetzung folgten erhebliche Gewaltexzesse der rechtsgerichteten Truppen, die weit über vorherige Gewalttaten einiger Linker hinausgingen. Am 15. Januar wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von Freikorps-Offizieren schwer misshandelt und anschließend brutal ermordet.

Die Thule-Gesellschaft war ein völkisch-antisemitisch ausgerichteter Geheimbund, der im August 1918 von Rudolf von Sebottendorf im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten gegründet wurde und in seiner stärksten Phase im Winter 1918/19 rund 1.500 Mitglieder hatte. Der Geheimbund wurde nach der Insel Thule benannt, die nach einer antiken Sage weit im Norden gelegen haben soll.

Die Thule-Gesellschaft begann noch während des Ersten Weltkrieges mit rabiater antisemitischer Propagandatätigkeit, mit der sie die Entwicklung des völkischen Radikalismus förderte. Sie bekämpfte die Novemberrevolution von 1918, den von Kurt Eisner ausgerufenen Freien Volksstaat Bayern und die nachfolgende Münchner Räterepublik. Die Mitglieder glaubten an die Verschwörungstheorie einer "jüdischen Verschwörung", der sie mit konspirativen Mitteln das Handwerk legen wollten.

Anton Graf von Arco auf Valley, der Mörder Kurt Eisners, war Mitglied der Thule-Gesellschaft.

Johannes Timm war neben seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit in der MSPD politisch aktiv. Timm war von 1905 bis 1933 Mitglied des Bayerischen Landtags.

Während der Novemberrevolution wurde er Teil des provisorischen Nationalrats von Bayern und war im Kabinett von Kurt Eisner bis Februar 1919 Justizminister.

Ernst Toller, deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Politiker, übernahm nach der Ermordung Kurt Eisners dessen Nachfolge im Parteivorsitz der bayerischen USPD.

Gemeinsam mit Gustav Landauer, Erich Mühsam und anderen Mitstreitern war er Teil der im April 1919 ausgerufenen Münchner Räterepublik in deren Anfängen. Nach der Niederschlagung der Räterepublik durch Freikorps- und Reichswehr-Truppen wurde Toller im Juni 1919 verhaftet und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Er entging nur knapp einer drohenden Todesstrafe.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich wurde Toller aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Haltung formell aus Deutschland ausgebürgert. Seine Werke gehörten zur Liste der im Mai 1933 als "undeutsch" diffamierten "verbrannten Bücher".

Hans Unterleitner, geb. 1890 in Freising, gelernter Schlosser, war mit Kurt Eisners Tochter aus erster Ehe, Ilse Eisner, verheiratet und wurde während der Münchner Novemberrevolution von seinem Schwiegervater als Staatsminister für soziale Fürsorge in dessen Kabinett berufen. Mit 28 Jahren war er das mit Abstand jüngste Mitglied der Regierung.

Unterleitner war 1914 Kriegsteilnehmer und nach einer Verwundung von 1916 bis 1918 Betriebssoldat. In dieser Zeit schloss er sich den Kriegsgegnern um Eisner an und war Mitbegründer der bayerischen USPD. Außerdem gehörte Hans Unterleitner zu den Streikführern des Munitionsarbeiterstreiks, wurde ebenfalls verhaftet und saß bis zum 22. Oktober 1918 im Gefängnis Stadelheim ein. In der Regierung Eisners vertrat er radikalere sozialisitsche Positionen als sein Schwiegervater, hatte aber mit seinem Ressort wenig Wirkungskraft. Nach Eisners Ermordung im Februar 1919 führte Unterleitner sein Amt kurzzeitig im Kabinett von Martin Segitz weiter, gab es aber im April 1919 ab.

Von 1920 bis 1933 gehörte Unterleitner dem Reichstag an – zuerst für die USPD, später für die SPD. Im Jahr 1933 wurde er verhaftet und ins KZ Dachau deportiert, wo er bis 1935 inhaftiert war. 1936 gelang ihm die Flucht in die Schweiz. 1939 emigrierte er in die USA und wurde Vorstandsmitglied des "German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism". Nach Kriegsende versuchte der bayerische SPD-Ministerpräsident Wilhelm Hoegner, ihn in sein Kabinett zu holen – Unterleitner zog es jedoch vor, in den USA zu bleiben, wo er 1971 starb.

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands wurde in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges als Abspaltung von der SPD gegründet. Sie bestand bis 1931.

Maximilian Carl Emil Weber, deutscher Soziologe und Nationalökonom, hatte mit seinen Theorien und Begriffsprägungen starken Einfluss auf die Wirtschafts-, Herrschafts- und Religionssoziologie.

Die "Protestantismus-Kapitalismus-These", das Prinzip der "Werturteilsfreiheit" sowie die Unterscheidung von "Gesinnungs-" und "Verantwortungsethik" sind mit seinem Namen verbunden.

Max Weber war Mitbegründer der "Deutschen Gesellschaft für Soziologie". 1919 übernahm er den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität München. Im selben Jahr wurde er ordentliches Mitglied in der "Bayerischen Akademie der Wissenschaften".

Bei der Friedenskonferenz zum Versailler Vertrag im Januar 1919 wurde Weber zum Sachverständigen der deutschen Delegation berufen. Zwar war er kein Anhänger der linksrevolutionären Münchner Räterepublik, setzte sich aber beim "Hochverratsprozess" im Juli 1919 als Zeuge der Verteidigung für den Angeklagten Ernst Toller ein. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt bayerischer USPD-Vorsitzender und einer der bedeutendsten Anführer der ersten Phase der Räterepublik. Weber hatte Toller bei einer Tagung kennen und schätzen gelernt.

Er attestierte Toller die "absolute Lauterkeit eines radikalen Gesinnungsethikers". Aufgrund dieser Aussage dürfte Toller der Todesstrafe entgangen sein.

Der sozialdemokratische Politiker Otto Wels war von 1919 bis zur Zeit des Nationalsozialismus Voristzender der SPD – von 1919 bis 1920 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, von 1920 bis 1933 Abgeordneter des Reichstags der Weimarer Republik.

Wels wurde nach dem Ersten Weltkrieg am 9. November 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Berlin. Dort setzte er sich dafür ein, dass neben der SPD auch die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) gleichberechtigt vertreten war. Als Stadtkommandant von Berlin gab er am 6. Dezember 1918 den Befehl, das Feuer auf demonstrierende Spartakisten zu eröffnen, was 16 Todesopfer zur Folge hatte.

Kurz nach der Machtübernahme der NSDAP begründete Wels für die SPD die Ablehnung des sogenannten Ermächtigungsgesetzes, das die nationalsozialistische Diktatur etablierte. Im Deutschen Reichstag sagte er: "Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht." Alle anwesenden SPD-Abgeordneten stimmten gegen das Gesetz.

1933 wählte der Exilvorstand der SPD Prag als seinen Sitz. Im August 1933 erkannte die nationalsozialistische Regierung Wels die deutsche Staatsangehörigkeit ab. In Prag baute Wels die Exilorganisation der SPD auf, die später in Paris weitergeführt wurde. Dort starb er 1939 im Alter von 66 Jahren.

Thomas Woodrow Wilson war US-amerikanischer Politiker der Demokratischen Partei und von 1913 bis 1921 der 28. Präsident der Vereinigten Staaten vom Amerika. Während seiner zweiten Amtszeit traten die USA 1917 nach anfänglicher Neutralität in den Ersten Weltkrieg ein. Die Gründung des Völkerbundes ging weitgehend auf seine Initiative zurück.

Bei der Pariser Friedenskonferenz im Schloss von Versailles im Januar 1919 schlug Woodrow Wilson als Basis des Friedensschlusses sein bereits im Januar 1918 vorgestelltes 14-Punkte-Programm vor, das unter anderem das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Schaffung eines Völkerbundes zur Verhinderung weiterer Kriege vorsah. In den Friedensverhandlungen konnte er die 14 Punkte jedoch in entscheidenden Punkten nicht durchsetzen.

In Deutschland hatte die Berufung auf Wilsons 14 Punkte große Hoffnungen geweckt, dass der Friedensvertrag milde für Deutschland ausfallen würde. Nach Bekanntgabe der Forderungen der Siegermächte schlugen die Hoffnungen aber in Hass auf Wilson um, gerade unter den westlich, liberal eingestellten Politikern und Intellektuellen.


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