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Studierende mit Essstörungen Wenn Essen zum Problem wird

Viele Studierende sind dem Stress nicht gewachsen und leiden unter Anorexie, Bulimie, Adipositas oder Binge Eating. Trotz Heilung können irreversible Schäden bleiben. Zwei Betroffene erzählen Campus Magazin wie sie ihre Essstörung überwinden konnten.

Von: Elisabeth Mayer

Stand: 10.01.2021

Essstörungen: Anorexie, Bulimie, Adipositas, Binge Eating

Wenn Freunde, Verwandte oder Bekannte eine Essstörung entwickeln, reagiert das soziale Umfeld oft hilflos. Meistens handelt es sich bei den Betroffenen um junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren; das häufigste Erkrankungsalter tritt zwischen 20 und 30 Jahren auf.

Essstörungen entwickeln sich langsam

Oft entwickeln sich Essstörungen im Laufe des Studiums, wenn Lern- und Leistungsdruck zunehmen, Existenz- und Prüfungsangst den Alltag bestimmen. Viele betroffene Studierende erkennen zunächst ihr Problem nicht oder schämen sich, Hilfe zu suchen. Einer Studie der Universität Jena nach leiden 29 Prozent der Frauen zwischen 12 und 32 Jahren an Essstörungen. Bei den Männern sind es 13 Prozent.

Essstörungen und ihre Ursachen:

  • zunehmende Vereinsamung
  • instabiles Selbstwertgefühl
  • ausgeprägtes Schlankheitsideal
  • Überbietungswettbewerb im Freundeskreis
  • durch Fernsehen und Werbung vermitteltes Schönheitsideal
  • großer Leistungsdruck
  • Schwierigkeiten in der Familie
  • Probleme in der Partnerschaft

Es gibt vier verschiedene Typen von Essstörungen:

  • Magersucht (Anorexia nervosa „Anorexie“)
  • Hungern bis hin zum lebensbedrohenden Untergewicht
  • Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
  • Binge Eating  (Essanfälle durch Stress und/oder Emotionen)
  • Adipositas  (schweres Übergewicht als Folge einer Essstörung)

Essen und Emotionen

Essen ist bei allen Essstörungen rein an Emotionen gebunden. Es ersetzt Schutz und Halt. Die Nahrungsaufnahme erfolgt oft heimlich und alleine – und in großen Mengen. Bei Magersucht und Bulimie kommt oft ein zu großer Bewegungsdrang dazu, bei haltlos nach oben steigendem Übergewicht erlöscht dieser irgendwann beinahe vollkommen.

"Rein statistisch ist die Magersucht mit einer Sterblichkeitsrate zwischen 8-15 % die gefährlichste Essstörung."

Dr. Elisabeth Rauh, Fachärztin und Expertin für Essstörungen

Lilli Maria Kern erkrankt während ihres BWL-Studiums an Magersucht, die sich bei ihr durch eine Gewichtsabnahme bis auf 25 Kilo und exzessiven Bewegungsdrang äußert. Nur durch klinische Behandlung und künstliche Ernährung kann die heute 27 jährige vor dem Tod durch Verhungern gerettet werden. Bei ANAD e.V., Berufsfachverband und Versorgungszentrum bei Essstörungen, wird Lilli aufgefangen und umfassend betreut. Heute ist sie auf einem guten Weg, auch wenn es schwer ist, sich aus einer schweren Essstörung wieder in ein normales Leben mit einem normalen Gewicht zurück zu kämpfen.

Heidy de Blum ist Schauspielerin. Seit drei Jahren hat sie ihre Essstörung Bulimie überwunden. Auch sie wurde von ANAD e.V. betreut. Ihre Erfahrungen als Bulimikerin verarbeitete Heidy de Blum in ihrem Bühnenprogramm „Food Diaries“, mit dem sie sich an alle wendet, die an Essstörungen leiden oder einen Betroffenen kennen. Die Überwindung ihrer Krankheit empfindet Heidy de Blum heute wie eine Zeitenwende in ihrem Leben. Sie studiert nun „Soziale Arbeit“ an der Technischen Hochschule in Nürnberg, damit sie sich in der Zukunft auch beruflich noch mehr im Bereich der Therapie von Essstörungen engagieren kann.

Hier findest du Hilfe

ANAD e.V.   www.anad.de

Bundesfachverband Essstörungen
Versorgungszentrum Essstörungen
Online-Beratungsplattform  www.anad-dialog.de
ANAD e.V. Wohngruppen

Das Ziel von ANAD e.V., das 1984 von dem Psychologen Andreas Schnebel gegründet wurde, ist, in Kooperation mit Psychiatrischen und Psychosomatischen Kliniken eine geschlossene Behandlungskette für Frauen und Männer mit Essstörungen anzubieten. ANAD ist Träger von sechs Wohngruppen für essgestörte Mädchen und Frauen und junge Männer im Alter von 12 bis 60 Jahren. Hier können sie, unterstützt durch sozialpädagogische Betreuung, Ernährungstherapie, sowie Psychotherapieangebote eine selbstständige Alltagsbewältigung erlernen. Dies umfasst unter anderem eine eigenverantwortliche Essensstruktur, schulische und berufliche Integration, Umgang mit Krisen, Ausbau von sozialen Kontakten und einer ausgewogenen Freizeitgestaltung.

Cinderella e.V. Aktionskreis für Ess- und Magersucht

Beratungsstelle des Aktionskreises für Ess- und Magersucht Cinderella e. V.

Buchtipp:

Studie: Warum sehe ich nicht so aus? Fernsehen im Kontext von Essstörungen, Studie des Internationalen Zentralinstituts für Jugend und Bildungsfernsehen (IZI) und ANAD e.V. Versorgungszentrum Essstörungen München

Programmtipp im Bayerischen Fernsehen:

Film von Elisabeh Mayer über einen Jungen, der seine Essstörung mit Erfolg bekämpft.


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