31. Africa Festival Würzburg Höhepunkte und Krise des Festivals
Herzstück des "Afrika Festivals" sind die hochkarätigen Konzerte afrikanischer Sänger und Bands. Nahezu alle Stars der afrikanischen Musikszene sind bereits auf der Würzburger Großveranstaltung aufgetreten.
Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba gab sich in Würzburg die Ehre, genauso wie die beninische Künstlerin Angélique Kidjo, der senegalesische Sänger Youssou N'Dour, der algerische Sänger Cheb Khaled und Alpha Blondy von der Elfenbeinküste. Festivalleiter Stefan Oschmann konnte unter anderem den kamerunischen Saxophonisten Manu Dibango, den senegalesischen Sänger Omar Pene, die malischen Sänger Salif Keita und Habib Koite, die südafrikanischen Sänger Vusi Mahlasela und Sänger Lucky Dube, den südafrikanischen Musiker Hugh Masekela wie auch Lokua Kanza und Papa Wemba – zwei Sänger aus der Demokratischen Republik Kongo – auf der Bühne des "Afrika Festivals" begrüßen. Zu den Höhepunkten in der 25-jährigen Geschichte des "Afrika Festivals" gehören auch die Konzerte der Bob-Marley-Söhne Julian Marley, Damian Marley und Stephen Marley aus Jamaika sowie die Auftritte von Calypso Rose aus Trinidad und Tobago und Andy Palacio aus Belize.
Entdeckungen
Die Festivalmacher haben sich zum Ziel gesetzt, auch unbekannten Künstlern ein Forum zu bieten. Habib Koité gastierte vor vielen Jahren als "No Name" zum ersten Mal beim Africa Festival in Würzburg – es war damals sein erstes großes Konzert in Europa. Inzwischen ist er in Afrika, Europa und den USA ein viel umjubelter Star. Seine einmalige Gitarrentechnik orientiert sich an afrikanischen Instrumenten wie der Kora oder Ngoni. Habib Koite ist ein Paradebeispiel für unbekannte Künstler, die auf dem Africa Festival in Würzburg entdeckt werden und von dort aus große Karrieren starten. Auch Angélique Kidjo hat ihr erstes Europa-Konzert in Würzburg gegeben, ebenso wie das Duo "Amandou & Mariam", heute gehören diese drei Künstler zu den Superstars der Afro-Szene.
"Damals hatten wir den Eindruck, es ist wichtig, dass Deutschland etwas von der afrikanischen Musik und Kultur mitbekommt. Jeder sagte: 'Mit afrikanischer Musik kann man niemanden hinter dem Ofen vorholen'."
Festivalleiter Stefan Oschmann
Seit dem Jahr 2001 steht jedes Africa Festival unter einem besonderen Leitgedanken. Die Veranstalter stellten bereits zahlreiche Länder und Regionen vor, wandten sich drängenden Themen zu, wie etwa dem Dialog zwischen den Kulturen und der AIDS-Problematik in Südafrika.
Das Festival und das Wetter
Eine mehrtägige Großveranstaltung wie das "Africa Festival" ist witterungsabhängig. Schon mehrfach hatte das Wetter für geringere Besucherzahlen gesorgt. So kamen im Jahr 2006 wegen kalten und regnerischen Wetters statt der bis zu 120.000 Besucher nur 70.000 zahlende Gäste. 2007 zählten die Organisatoren bei Regen und Hitze 80.000 Besucher. 2011 lag die Besucherzahl bei 85.000 Menschen, da an einem Nachmittag ein heftiges Gewitter niedergegangen war. Im Jahr 2003 herrschten Ende Mai mit bis zu 30 Grad geradezu afrikanische Temperaturen. Die Hitze schien den Besuchern nichts anhaben zu können. In diesem Jahr kamen sogar mehr als 120.000 Menschen nach Würzburg. Auch 2004 und 2005 wurde bei gutem Wetter die 120.000-Besucher-Marke überschritten. Im Jahr 2015 kamen 80.000 Menschen an die Mainwiesen.
Tiefpunkt 2013
Im Jahr 2013 wollten die Festivalmacher die 25. Auflage des "Africa Festivals" in großem Stil feiern, doch dann durchkreuzte ein Mainhochwasser ihre Pläne. Am 31. Mai 2013 musste die Großveranstaltung nach nur einem Tag in ihrer üblichen Form abgebrochen und das gesamte Areal geräumt werden. In all den Jahren zuvor war das Africa Festival noch nie wegen Hochwassers ausgefallen. Bis auf die Großzelte wurde die gesamte Zeltstadt abgebaut. Das Festivalgelände stand bis zu 60 Zentimeter unter Wasser. 1.000 Camper wurden von dem gefährdeten Zeltplatz fortgeholt und in einer nahegelegenen Schule untergebracht. Während die Abendkonzerte und die Filmvorführungen andernorts stattfinden konnten, entfielen das Programm der Offenen Bühne und das für Kinder ersatzlos.
Auch der Basar wurde woanders nicht wieder aufgebaut. "Wir sind glücklich, dass wir zumindest den Kern des Festivals retten konnten", sagte Stefan Oschmann rückblickend. Von der Räumung waren vor allem die Händler des Basars betroffen. Für viele von ihnen ist das "Africa Festival" das umsatzstärkste und wichtigste Event des Jahres. Statt der bis zu 120.000 Besucher kamen 2013 nur 23.000, das entspricht etwas mehr als einem Fünftel der üblichen Besucherzahl. Der Trägerverein "Afro Project" bezifferte die Verluste auf 400.000 Euro. In dieser schwierigen Lage lief im Raum Würzburg zu eine umfassende Solidaritäts- und Spendenaktion für das Afrika Festival an. Innerhalb eines halben Jahres kamen so 200.000 Euro zusammen.
Festivalmacher halten am Standort fest
Das "Afro Project" wird weiterhin Europas größtes Festival für afrikanische Kunst und Kultur ausrichten. Trotz des Risikos eines erneuten Hochwassers halten die Festivalmacher am bisherigen Standort, den Talavera-Mainwiesen, fest. Auf dem Festivalgelände wurden nach den Erfahrungen aus dem Hochwasser einige Änderungen vorgenommen: Unter anderem wurde für das große rote Zirkuszelt, in dem das Abendprogramm läuft, ein neuer und erhöhter Platz gefunden. Zudem wurden genaue Evakuierungspläne erstellt.
Treuhandstiftung soll Risiken absichern
Das Africa Festival in Würzburg rüstet sich für mögliche künftige Katastrophen. Bereits im Oktober wurde eine Treuhandstiftung gegründet. Ziel ist es, Europas größtes Festival für afrikanische Musik und Kultur mit einer Million Euro abzusichern. Laut Stefan Oschmann, dem Leiter des Africa Festivals, hat der Verein Afro Project 50.000 Euro als Kapitalstock eingezahlt, weitere 10.000 Euro kommen von der Bayerischen Sparkassenstiftung dazu. Die Treuhandstiftung soll in wenigen Jahren über insgesamt eine Million Euro verfügen. "Diese Summe brauchen wir ungefähr für ein Africa Festival. Damit wären wir abgesichert", so Oschmann. Das Finanzamt Würzburg hat die Stiftung als gemeinnützig anerkannt. Die Stiftung wird nicht nur die Großveranstaltung absichern. Aus ihren Kapitalerträgen werden mittelfristig soziale, kulturelle und karitative Projekte auf dem afrikanischen Kontinent unterstützt.
Erfolgsgeschichte
Seit 1989 sind über 2,3 Millionen Besucher zum "Africa Festival" nach Würzburg gekommen. In 29 Jahren sind über 6.750 Musiker und Künstler aus 56 Ländern Afrikas und der Karibik in der Domstadt aufgetreten.
"Es war immer ein friedliches Festival. Wenn man ein Festival in der Größenordnung – also mit 100.000 Besuchern – sieht, ein Rockfestival etwa, gibt es oft sehr viele Probleme, wie etwa Schlägereien und so weiter. Ich wünsche mir, dass es weiterhin so friedlich bleibt, wie die ganzen Jahre vorher."
Festivalleiter Stefan Oschmann