Andrew Davidson Gargoyle
Es ist sein erster Roman und schaffte es vier Tage nach Veröffentlichung gleich in die Bestsellerliste der New York Times. "Gargoyle" des kanadischen Autors Andrew Davidson spielt im Kloster Engelthal im Nürnberger Land im 14. Jahrhundert - verknüpft mit einer Gegenwartserzählung.
Wer aufmerksam durch Engelthal läuft, entdeckt noch die übrig gebliebenen Gebäude des ehemaligen Klosterdorfes: Speisesaal, Dormitorium, Klosterschänke und Pfistermühle. Ursprünglich waren die Gebäude von einer 1.200 Meter langen Klostermauer umgeben. Ungefähr ein Fünftel besteht noch - allerdings teilweise unterbrochen, an manchen Stellen überwuchert und bröckelig. Peter Wojcik ist Vorsitzender des Klostermauervereins in Engelthal. Er und seine Mitstreiter wie Heini Liebel kümmern sich seit 14 Jahren um die Erhaltung.
Das Kloster ist Schauplatz des Romans "Gargoyle". Im Roman beschreibt der kanadische Schriftsteller Andrew Davidson, wie die sprachbegabte Marianne Engel in der Kloster-Schreibstube an Übersetzungen arbeitet - und zwar unter der berühmten Äbtissin Christine Ebner. Als ein verletzter Söldner ins Kloster gebracht wird, pflegt Marianne Engel ihn gesund. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe Liebe und sie flüchten gemeinsam. Der Roman beginnt jedoch nicht mit dieser Liebesgeschichte, sondern mit einer Erzählung aus der Gegenwart: Nach einem Drogen-Exzess verunglückt ein Porno-Darsteller mit seinem Auto und verbrennt fast. In der Klinik lernt er dann diese Marianne Engel kennen, die wegen Schizophrenie behandelt wird. Sie will ihm weismachen, sie wären vor 700 Jahren ein Liebespaar gewesen. Ein zentrales Thema für Andrew Davidson: "In dem Buch habe ich versucht, die verschiedenen Arten der Liebe zu erkunden und die Botschaft lautet: Liebe überdauert alles und macht das Leben lebenswert", sagt Andrew Davidson.
Trotz Liebe, Treue, Glaube und Verrat hat der kanadische Autor Andrew Davidson keine Schnulze geschrieben. Die gnadenlose Realität ist immer präsent. Acht Jahre hat er an diesem Buch gearbeitet und er hätte sich nicht träumen lassen, dass es jemals jemand lesen würde außer ein paar Freunden. Dabei sind seine Beschreibungen des Brandopfers und seiner Leiden ebenso fesselnd wie die Verfolgung des abtrünnigen Söldners im Mittelalter. Seine Detail-Kenntnisse hat er akribisch recherchiert - sei es aus medizinischen Fachbüchern oder historischen Werken. Engelthal entdeckte er eher zufällig bei der Lektüre und war von dem Namen fasziniert - Valley of Angels - Tal der Engel. Erst nach dem Erscheinen seines Buches hat er das mittelfränkische Engelthal besucht: "Ich war so nervös als ich in Engelthal ankam. Was wäre, wenn es ganz anders aussähe als ich es beschrieben hatte? Heute ist es ein reizvoller, kleiner Ort und in Gedanken radierte ich die neuzeitigen Häuser weg und dachte: Es ist genauso wie ich es beschrieben habe - das war eine große Erleichterung", so Davidson.
Info und Bewertung:
Andrew Davidson: Gargoyle. Verlag Bloomsbury Berlin, 2009. 573 Seiten. Preis 22 Euro.
Tatsächlich wirkt seine Mittelalter-Erzählung nah und echt - auch wenn nicht alles hundertprozentig stimmt. "Der nahegelegene Bach heißt Hammerbach und nicht Pegnitz und auch das beschriebene Skriptorium, also die Schreibstube der Nonnen, ist in den historischen Zeichnungen nicht zu sehen. Doch trotz kritischer Prüfung lobt auch der Engelthaler Peter Woijik das Buch: "Das Buch ist als Historienbuch hoch interessant und spannend geschrieben. Die Zeit stimmt, die Mystik stimmt. Er hat aus der Distanz gut recherchiert, lobt der Vorsitzende des Klostermauervereins, Peter Wojcik.