Tanja Kinkel Der Wal und das Mädchen
Ein besonderer Coup ist dem Bamberger Magellan-Verlag gelungen: Er hat die ebenfalls aus Bamberg stammende Bestseller-Autorin Tanja Kinkel davon überzeugt, doch einmal ein Bilderbuch zu schreiben.
Als der Verleger des Magellan Verlags die Bestseller-Autorin Tanja Kinkel fragte, ob sie nicht einmal Lust habe, eine Geschichte für ein Bilderbuch zu schreiben, war sie sofort Feuer und Flamme. Denn normalerweise verfasst sie dicke, sehr erfolgreiche historische Romane, und nahm deshalb die Herausforderung, etwas für kleine Kinder zu schreiben, gerne an.
"Ich hatte eine Idee. Und das hängt damit zusammen, dass der Magellan Verlag einen Wal als Signum hat. Und als Herr Rebscher mir den Vorschlag machte, dachte ich sofort und fragte ihn sogleich: Haben Sie eigentlich schon ein Bilderbuch, in dem ein Wal tatsächlich im Mittelpunkt steht? Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass er eines hat. Aber er hatte noch keines. Und da dachte ich mir: Okay. Und dann hatte ich wirklich sofort diese Idee."
Autorin Tanja Kinkel
Tanja Kinkel ist nämlich politisch und gesellschaftlich aktiv. Sie engagiert sich im Autorenverband P.E.N. für verfolgte Schriftsteller, hat die Stiftung "Brot und Bücher" ins Leben gerufen und achtet auf den Naturschutz. Deshalb war ihr der Magellan Verlag, der alle seine Bücher nur unter ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten herstellt, besonders sympathisch. In Neuseeland hatte sie erlebt, wie Hunderte Wale im seichten Wasser gestrandet und viele dabei verendet waren. Das inspirierte sie zu der Geschichte von dem Wal und dem Mädchen Maria, das mit ihren Eltern einen Urlaub an der See macht.
"Maria rannte, bis sie kaum noch atmen konnte. Da, wo kaum noch Wellen hinkamen, lag ein riesiges dunkles Tier. Es war überall grau und hatte einen großen langgezogenen Kopf. Als Maria sich traute, etwas genauer hinzustarren, entdeckte sie darin dunkle Knopfaugen, die sie anblickten. Und dann hob es auch noch den Kopf, öffnete sein Maul und stöhnte laut. Noch nie hatte Maria so ein großes Tier gesehen."
Buchzitat, Der Wal und das Mädchen
Zusammen mit ihrer Familie kann Maria den jungen Wal schließlich retten und mit einem Boot ins Meer zurückziehen, als die Flut kommt.
"Ein Märchenausgang ja. Aber ich denke, es ist kein unmöglicher. Und vor allem halte ich das Aufgeben für das Schlimmste, was wir tun können. Nicht nur hinsichtlich der Wale, sondern in jeder Situation, sowohl auf dem persönlichen Level, als auch politisch und gesellschaftlich gesehen. Und ich denke, es ist ganz gut, wenn Kinder eine Geschichte lesen, wo natürlich eine Gefahr besteht. Aber wo auch gezeigt wird, wie man in Zusammenarbeit - Maria macht das ja nicht alleine - und auch dadurch, dass man auf ein Wesen zugeht, das einem zuerst ungeheuerlich und fremd vorkommt, es schafft, einen guten Ausgang zu bewirken."
Autorin Tanja Kinkel
Eine dezent versteckte, unaufdringliche Moral in einem ebenso spannenden wie poetischen Kinderbuch. Allerdings war das Schreiben für Kinder ab drei Jahren eine besondere Herausforderung für Tanja Kinkel, die sonst für Erwachsene schreibt.
"Es ist natürlich schon so, dass ich bei meinem Vokabular aufpassen muss. Und ich muss versuchen, die Sätze nicht so lang zu halten. Was für mich ein Dauerproblem ist, nicht nur bei Kinderbüchern. Außerdem kommt es natürlich auch darauf an, die Geschichte in einem Rahmen zu erzählen, der eineinhalb bis zwei DinA4-Seiten nicht übersteigt, was für mich, die ich mehrere hundert Seiten gewohnt bin auch noch einmal eine Extraherausforderung ist."
Autorin Tanja Kinkel
Was Tanja Kinkel an dem Projekt besonders reizte, war die Bilder zu ihrem Text zu sehen. Dafür gewann der Magellan Verlag den renommierten Italiener Giuliano Ferri, so die Lektorin Nina Struckholz.
"Auf den Herrn Ferri kamen wir, weil wir finden, er hat sehr poetische Bilder und es sehr gut den wertigen Charakter dieses Textes unterstreicht. Denn Frau Kinkel schreibt keinen typischen Bilderbuchtext. Sie hat eine besondere Sprache. Es ist ein poetischer Ton darin. Es ist nicht das platte Nullachtfünfzehn, würde ich sagen, sondern gehoben und besonders. Und das wollten wir eben in den Bildern auch transportiert sehen."
Lektorin Nina Struckholz
Info & Bewertung
Tanja Kinkel: Der Wal und das Mädchen, mit farbigen Bildern von Giuliano Ferri, Bamberg 2017, Magellan Verlag, 28 Seiten, 15,00 Euro, ISBN 978-3-7348-2032-8
Damit Giuliano Ferri Tanja Kinkels Geschichte überhaupt lesen konnte, musste der Text erstmal ins Englische übersetzt werden. Dann schuf er sehr feinsinnige in blau und gelb gehaltene Zeichnungen dazu, die den Text wirklich gleichrangig ergänzen. Ein Ergebnis, das auch die Autorin überzeugt.
"Wunderbar. Ich glaube, er hat es wirklich geschafft, dem Wal einen individuellen Gesichtsausdruck ist der falsche Terminus, eine individuelle Miene zu verleihen. Und dann gibt es schöne Details. Etwa an einer Stelle, als Maria etwas frustriert ist. Da sieht das Mädchengesicht von ihr entsprechend aus. Und diese Zeichnung lässt sich mit keiner anderen von ihr verwechseln, die sich in dem Buch befindet. Seine Bilder sind lebhaft, sie sind lebendig und sie haben eine große große Poesie, finde ich."
Autorin Tanja Kinkel
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Info & Bewertung
Susanne Rebscher: Sagen aus Franken. Von Geistern, Gold und wilden Rittern, mit Illustrationen von Sibylle Vogel, Köln 2017, Emons Verlag, 72 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-95451-0103-8
Tessa Korber: Kaspar & Hauser
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Info & Bewertung
Tessa Korber: Kaspar & Hauser, Cadolzburg 2017, Ars Vivendi Verlag, 158 Seiten, 9,90 Euro, ISBN 978-3-86913-730-8
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Susanne Gugeler, Donnerstag, 07.September 2017, 08:10 Uhr
1. Wal-Anatomie
Ich kenne das Buch von Frau Kinkel (noch) nicht. Daher möchte ich mich mit der Bewertung auch zurückhalten. Was mir jedoch in den Zitaten des BR aus dem Buch auffällt, sind meines Erachtens nicht so gelungene Textstellen. Einmal kommt das Wort "kaum" gleich zweimal hintereinander vor, ohne dass ich dafür ein besonderes Stilmittel erkennen könnte. Zitat: "Maria rannte, bis sie kaum noch atmen konnte. Da, wo kaum noch Wellen hinkamen, lag ein riesiges dunkles Tier."
Dann spricht die Autorin von "Knopfaugen" bei einem großen Wal. Knopfaugen haben Mäuse - also winzige Tiere. Die Augen eines Wals haben da schon ganz andere Dimensionen und eine ganz andere Ausstrahlung. Auch hat man den Eindruck, dass die Laute des Wals aus dem Maul kommen, wenn man liest "Und dann hob es auch noch den Kopf, öffnete sein Maul und stöhnte laut." Die Laute der Wale und Delfine werden jedoch in den Luftsäcken am Blasloch gebildet, von wo sie auch abgegeben werden.
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