Christian Klier Klotz und der Schatz im Silbersee
Sex, Verbrechen, Nazibräute – Christian Klier lässt seinen Nürnberger Kommissar Klotz in einem eigens erfundenen Milieu ermitteln, der Nazi-Porn-Szene. So an die braune Vergangenheit der Stadt heranzugehen: darf man das?
Darf man das? Das hat sich der Nürnberger Autor Christian Klier bei ersten Überlegungen für seinen neuen Krimi "Klotz und der Schatz im Silbersee" gefragt. Sex, Verbrechen, Nazibräute – im Kontext die braune Vergangenheit Nürnbergs. Der 44-jährige Klier geht in seinem Krimi vielleicht einen Grenzweg, wenn er Kommissar Klotz in dessen drittem Fall im braunen Sumpf ermitteln lässt.
Ein toter Mann in NS-Uniform, eine tote Nazibraut im See am Reichsparteitagsgelände. Kliers Geschichte spielt in einem eigens erfundenen Milieu, der Nazi-Porn-Szene, obwohl er sich nach eigenen Worten durchaus vorstellen kann, "dass es so was eh schon gibt". Und der Leser geht sowieso davon aus. Die Ermittler um Kommissar Klotz können es erst mal nicht so recht glauben, was sie da bei ihren verdeckten Ermittlungen aufspüren nach dem Tod des Anton Krawczyk.
"'Ich bin also in diesem Chat, und plötzlich ist da dieser Schimmler 88.'
'Allein das Pseudonym! Ich könnte kotzen!'
'Nach einer ersten Annäherung schickt mir dieser Schimmler ein Foto von sich. Und jetzt rate mal, wer auf dem Bild ist! Es war ein Foto von Anton Krawczyk!'
'Siehst du jetzt die Chance, die in dieser Sache liegt? Offensichtlich gibt es da eine Szene, von der wir nicht die leiseste Ahnung hatten. Eine Art Sado-Maso-Porno-was-weiß-ich-Szene, die auf diese Nazi-Uniformen abfährt.'
'Nazi-Porn-Szene!' Haevernick schüttelte den Kopf. 'Das ist ja so was von krank.'"
aus 'Klotz und der Schatz im Silbersee'
Morde in einer NS-uniformierten Schmuddelszene, das wäre Klier für seine Geschichte zu wenig gewesen und es wäre, wie er selbst sagt, "dem Thema nicht gerecht geworden". Also webt er eine zweite Handlung mit ein: Die Geschichte um die mumifizierte Leiche eines KZ-Häftlings. Ein undurchsichtiges Zusammenspiel, das den Leser bis zum Schluss grübeln lässt und den Stoff besonders reizvoll macht.
Info & Bewertung
Christian Klier: Klotz und der Schatz im Silbersee, Köln 2013, Hermann-Josef Emons-Verlag, 224 Seiten, 9,90 Euro, ISBN: 978-3-95451-159-4
Kein einfacher Fall für Kommissar Klotz, dessen Name so ein bisschen auch Programm ist, der so angenehm anders ist als die meisten Regional-Ermittler. Ohne fränkische Klischees, ein bisschen raubeinig, grüblerisch, ein bisschen unterschätzt mit einem ihm eigenen spitzfindigen Humor. Der tut ganz gut in dieser doch stellenweise so beklemmenden Geschichte, um die nationalsozialistische Vergangenheit Nürnbergs. Alles in allem ein Krimi, mal irgendwie anders erzählt, mit mutigen Mitteln.
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