Lesetipps Bücher für den weihnachtlichen Gabentisch
Bücher für den gemütlichen Platz vorm Kamin, kurzweiliger Lesestoff für lange Winterabende oder einfach nur gute Geschenke – unsere Buchtipps für die Weihnachtszeit.
Fitzgerald Kusz: Zwädschga
Die Zutaten für seine "Zwetschgä"-Sammlung findet Fitzgerald Kusz oft, wenn er zu Fuß kreuz und quer durch Nürnberg unterwegs ist, sagt der Autor selbst. Und dabei hat er auch seinen ganz eigenen Blick auf die fränkische Sprache entwickelt. Herausgekommen sind natürlich keine langen Balladen auf Fränkisch, denn der Franke redet ja bekanntlich nicht viel. Bei Fitzgerald Kusz reichen oft drei Zeilen, um Nachdenkliches und Feinhumoriges zu liefern. Die japanische dreizeilige Gedichtform "haiku" liegt ihm besonders am Herzen und er beweist, dass diese Form auch auf Fränkisch bestens funktioniert. Und alle "Zwedschgä" sind so geschrieben, dass auch Nicht-Franken sie laut vorlesen können. Und sollen: Denn Kusz ist definitiv nix zum leise Lesen. Kusz muss man hören – auch seine "Zwetschgä".
Info & Bewertung
Fitzgerald Kusz
Zwädschga
Verlag ars vivendi, Cadolzburg 2012
112 Seiten, ISBN 978-3-8691-3178-8
12,90 Euro
Wulf Segebrecht (Hrsg.): Deutsche Balladen
"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind ...", "Zu Bacharach am Rheine, wohnt eine Zauberin, die war so schön und feine, und riss viel Herzen hin ...", "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand ..." – bei den einen lösen solche Balladenzeilen ungute Erinnerungen ans Auswendiglernen in der Schule aus, bei den anderen nostalgische Gefühle an spannende Geschichten. Der Bamberger Germanistikprofessor Wulf Segebrecht hat in jahrelanger Arbeit eine dicke Anthologie mit deutschen Balladen zusammengestellt und dabei eine interessante Entdeckung gemacht: Die altmodische Gattung ist überraschend aktuell, wenn man auch außerhalb von Klassik und Romantik nach Balladen sucht. Denn Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen, gibt es bis heute, weshalb man sich nicht wundern darf, wenn auch Liedtexte von Tocotronic und Konstantin Wecker oder humorvolle Balladen von Robert Gernhardt und Ror Wolf auftauchen. Ein gelungener Wiederbelebungsversuch an einer überkommenen Gattung, die nicht tot zu kriegen ist. Ein echtes Hausbuch. Gehört in jede Bibliothek.
Info & Bewertung
Wulf Segebrecht (Hrsg.)
Deutsche Balladen. Gedichte, die dramatische Geschichten erzählen
München 2012, Hanser Verlag
888 Seiten
ISBN 978-3-446-23995-1
34,90 Euro
Paul Maar: Lippel, träumst du schon wieder!
Der am 13. Dezember 1937 in Schweinfurt geborene Paul Maar ist einer der populärsten und erfolgreichsten Kinderbuchautoren unserer Zeit. Er erfand das freche Sams mit seinen Wunschpunkten, die Abenteuer des Herrn Bello und den träumenden Philipp Mettenheim alias Lippel. Allesamt Kinderbuchklassiker. Jetzt, 28 Jahre nach dem ersten Erscheinen des preisgekrönten und heißgeliebten Kinderromans "Lippels Traum", ist eine Fortsetzung erschienen. Sie heißt "Lippel, träumst du schon wieder!" und Paul Maar schenkt sie den Lesern zu seinem 75. Geburtstag. Der den Orient liebende Lippel ist ein Jahr älter geworden und muss mit seinen Eltern ausgerechnet nach Norwegen in Urlaub. "Der langweiligste Urlaub, den je ein Elfjähriger im 21. Jahrhundert erlebt hat", fürchtet Lippel. Doch dann lernt er die gleichaltrige Luna kennen, ein ziemlich wildes Mädchen mit roten Locken, das etwas von einem Troll hat. Und schon beginnt Lippel aufregende Abenteuer von Trollen zu träumen, macht einige beschämende Erfahrungen und entdeckt ein bitteres Geheimnis. Ein spannendes und sanft humorvolles Buch, das Kindheit und ihre Probleme ernst nimmt. Der neue "Lippel"-Roman ist ein würdiger Nachfolger, wenn er auch nicht ganz an den ersten Band herankommt.
Info & Bewertung
Paul Maar
Lippel, träumst du schon wieder!
mit farbigen Zeichnungen von Katrin Engelking
Oetinger Verlag, Hamburg 2012
208 Seiten
ISBN 978-3-7891-4269-7
13,95 Euro
Rolf-Bernhard Essig: Holy Shit!
Heilige Scheiße! Der Bamberger Sprichwortpapst, Metaphernjunkie und fröhliche Sprachsezierer Rolf-Bernhard Essig hat ein Buch über – schockschwere Not – das Fluchen und Schimpfen geschrieben. Dieser Hundsfott von Gurkennase wagt es doch wirklich, uns in die verflixte Welt der Kraftausdrücke einzuführen, vom Keifen im Straßenverkehr ("Schleich di, du Hundling") über Dirty Talk im Bett ("Du machst mich so heiß, ich könnte meine Eier auf dir braten") bis hin zu sprachlichen Entgleisungen im Bundestag ("Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch"). Dieser Sauschwanz von verfrottetem Germanisten, der ganz gewiss kein "aufgschdälldä Moisdreeg" ("aufgestellter Mäudedreck" = Angeber) und auch keine Pissnelke ist, traut sich was. Essig zeigt nicht nur, wie die Jugend schmäht ("Bums dich, du Kackvogel") und die Alten fluchten ("Dunnerlittchen"), sondern liefert mit Goethes Schimpfkanonaden ("Maztasche, Lumpenhund, Schindknochen, Lausewenzel, Nonnenfürzgen") den Beweis dafür, dass das Fluchen etwas Urmenschliches und sprachlich höchst kreatives ist. Hagel und Granaten! Ja, leck mich doch am Bobbes! Verdammt gutes Buch, das.
Info & Bewertung
Rolf-Bernhard Essig
Holy Shit!
Alles übers Fluchen und Schimpfen, mit Illustrationen von Papan
Rütten & Loening, Berlin 2012
208 Seiten
ISBN 978-3-352-00850-4
14,99 Euro