Franken - Heimat


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Bekannte Tradition Karfreitagsprozession: Der Leidensweg führt durch Lohr

Seit mehr als 400 Jahren ist es Tradition: Am Karfreitag zieht in Lohr am Main eine Prozession durch die Altstadt. Auch in diesem Jahr werden wieder Tausende Besucher die Straßen und Gassen säumen.

Stand: 18.04.2019 | Archiv

Prozession in Lohr  | Bild: picture-alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Rund 600 schwarz gekleidete Männer und Frauen werden ab 10.30 Uhr abwechselnd 13 lebensgroße Darstellungen des Leidens und Sterbens Christi durch die Altstadt tragen. Die Karfreitagsprozession in Lohr endet an der Stadtkirche. Die Lohrer Karfreitagsprozession ist eine der letzten und größten ihrer Art in Deutschland. Ein beeindruckendes Schauspiel, das tausende Gläubige ergriffen verfolgen.

Geänderte Prozessionsroute 2019

Wegen einer Großbaustelle an der ehemaligen Brauerei wird sich der Prozessionsweg ändern. Am Karfreitag bewegt sich die Prozession ab 10.30 Uhr bei voraussichtlich trockenem Wetter von der Stadtpfarrkirche St. Michael zur Turmstraße weiter durch die Fischer- und Haaggasse, vorbei am Krankenhaus durch die Hauptstraße zurück zur Kirche.

Feierlicher Schweigemarsch

Der Kreuzweg - mit Blumen geschmückte Holzpodeste mit den religiösen Figuren darauf - gilt als die letzte vollständig erhaltene Figural-Prozession in Deutschland. In den etwa eineinhalb Stunden verzichten die Lohrer bewusst auf Gebete und Gesänge - nur rhythmische Paukenschläge und Trauerchoräle der Musikkapellen sind während der Prozession zu hören. Der Marsch ist ein Schweigemarsch, erst im Anschluss wird auf dem Kirchplatz gebetet und gesungen.

Im 17. und 18. Jahrhundert war es noch vielerorts üblich, das Heilsgeschehen vom Sündenfall bis zur Auferstehung bei einer Prozession bildlich darzustellen. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die barocken Bilderprozessionen jedoch verboten. Die Lohrer hielten trotzdem an ihrer Tradition fest. Heute hält nicht die Kirche, sondern die Bürgerschaft die Karfreitagsprozession ab.

Handwerker tragen Bildnisse

Die Handwerksinnungen sind jeweils für eine Station zuständig. So tragen zum Beispiel die Schuhmacher die Figur der Geißelung, die Wagner- und Schlosserinnung die Gefangennahme Jesu und die Metzger das Bild "Ecce Homo". Alle Figuren werden von den Männern der Handwerksfamilien getragen - mit einer Ausnahme: Die Pietà, die trauernde Muttergottes mit dem toten Jesus, übernehmen die Frauen.

Zeit zur inneren Einkehr

Die Karfreitagsprozession in Lohr wurde vermutlich von Kapuzinern oder Jesuiten zur Zeit der Gegenreformation eingeführt und 1658 erstmals urkundlich erwähnt. Die Lohrer sehen sie heute nicht als Volksaufzug, sondern wollen damit einen religiösen Brauch pflegen.


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