Franken - Heimat


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Die Gründerjahre Selb entdeckt das Porzellan

Der Grundstein für Selb als Weltstadt des Porzellans wurde im benachbarten Hohenberg an der Eger gelegt. Der Thüringer Carolus Magnus Hutschenreuther siedelte sich 1814 als Porzellanmaler in Hohenberg an. Der Ort lag ideal nahe dem Bäderdreieck Franzensbad, Marienbad und Karlsbad. Wer dort kurte, kaufte gerne Porzellan in Form von Trinkbechern, bemalten Tassen oder Pfeifenköpfen.

Stand: 29.04.2010 | Archiv

Bild einer Porzellanmanufaktur aus dem 18. Jahrhundert | Bild: Porzellanikon

Noch bemalte Carolus Magnus Hutschenreuther - wie die meisten seiner Kollegen - Porzellan, das in Thüringen hergestellt wurde. Doch schon bald wollte er eine eigene Porzellanfabrik bauen. 1816 wurde ein entsprechender Konzessionsantrag aber abgelehnt. Nach weiteren erfolglosen Anläufen klappte es dann 1822 endlich. Die Produktion begann mit drei Mitarbeitern, knapp 20 Jahre später waren es 60. In der Zwischenzeit hatte sich in der Umgebung Konkurrenz breit gemacht. C.M. Hutschenreuther reagierte mit Betriebserweiterungen.

Brandkatastrophe brachte den Wandel

Porzelliner starben früh

Die Arbeit in der Porzellanindustrie war äußerst gesundheitsschädlich. Der hohe Anteil an Quarz in der Porzellanmasse und die Verwendung von Quecksilber in den Malerstuben ließen die Mitarbeiter an Silikose erkranken. Die "Porzellinerkrankheit" sorgte dafür, dass in den Fertigungsbereichen Mitte des 19. Jahrhunderts nur wenige älter als 40 Jahre wurden.

Nach dem Tod von C.M. Hutschenreuther wollte sich dessen ältester Sohn selbständig machen. Lorenz Hutschenreuther wählte als Standort ein zwölf Kilometer entferntes kleines Weber-Städtchen: Selb. Mit dieser Entscheidung begann der unaufhaltsame Aufstieg des Ortes zur "Weltstadt des Porzellans". Allerdings halfen dramatische Ereignisse mit: Während die neue Porzellanfabrik noch in der Planungsphase war, wurde Selb von einem verheerenden Brand heimgesucht. Kaum ein Haus blieb verschont. Die in Heimwebereien beschäftigen Bürger verloren Heim und Arbeitsplatz. Die am 10. August 1856 gegründete Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther bedeutete für die Selber einen kompletten Neuanfang – und eine große Chance zugleich.

Der Aufstieg beginnt

Kaolin (Ton) in Rohform

Die Rahmenbedingungen waren ausgezeichnet: Die für die Porzellanherstellung benötigten Rohstoffe Kaolin, Feldspat und Quarz wurden aus der näheren Umgebung gewonnen. Modernste Rundöfen, nicht mehr mit Holz, sondern mit Kohle betrieben, wurden errichtet. Erste Produktions-Maschinen wurden von den in ausreichender Zahl vorhandenen Arbeitskräften bedient. Die Löhne waren extrem niedrig. Facharbeiter wurden aus der Nähe, aus Böhmen und aus Thüringen angelockt. Die Fertigung wurde 1859 aufgenommen, als die Weltwirtschaftskrise schon längst überwunden war. Deutschland erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch vor Selb nicht Halt machte – ganz im Gegenteil.


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