Zeil am Main Der "Hexenturm" erzählt schaurige Geschichten
Bamberger Hexen und "Trudner" starben auf den Scheiterhaufen in Zeil am Main. Das dortige Dokumentationszentrum im "Hexenturm“ gibt bedrückende Einblicke in ein massenhaftes Phänomen im Hochstift Bamberg des 17. Jahrhunderts.
"Opfer" steht in weißen Lettern auf einer der schwarzen Stelen im Dokumentationszentrum "Zeiler Hexenturm". Nur das Wort "Opfer". Eine Klappe lässt sich öffnen. Und es erscheint ein Spiegel. Über dem eigenen Konterfei der Halbsatz: "Ein mögliches Opfer der Hexenprozesse". Eindringlich wird klar, dass es einen selbst hätte erwischen können. Damals in der Hochzeit der Hexenbrennerei im 17. Jahrhundert. Verstört wendet sich der Besucher den anderen Stelen zu. Schautafeln berichten über Ursachen, Tatorte, Vorurteile, Täter. Der Hexenturm vibriert bei den akustischen Signalen aus den Lautsprechern: verzerrtes Stöhnen der Gefolterten, Schreie. Und dann das "Angstloch", durch das Verdächtige mit einem Seil in ein feuchtes, modriges Verlies in völlige Dunkelheit hinabgelassen wurden.
Steigende Besucherzahlen
Die schaurige Geschichte der Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg des 17. Jahrhunderts lässt nicht kalt. "Wir verzeichnen steigende Besucherzahlen", sagt Birgit Geißler, Leiterin des Zeiler Dokumentationszentrums. Es schildert unter anderem, wie in der Regierungszeit von Fürstbischof Johann Georg Fuchs von Dornheim (1586-1633) die Hexenprozesse im Hochstift ihren Höhepunkt erreichten. Weil die Hexenkommission, bestehend aus Regierungsmitgliedern, ein Aufbegehren der Bürger in der Residenzstadt Bamberg befürchtete, ließ sie die Scheiterhaufen in der zum Hochstift gehörenden Exklave im Würzburger Territorium, in Zeil, errichten. Aus den Hexenprozessakten sind die 400 Opfer namentlich bekannt, die in Zeil gefoltert und dann bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Die Namen sind auf einer Tafel im Hexenturm aufgeführt: "Damit geben wir den Opfern ein Stück ihrer Würde zurück", sagt Birgit Geißler.
"Peinliche" Vernehmung
Eine weitere Tafel erinnert an den Bamberger Bürgermeister Johannes Junius. Schon seine Frau Helena stand durch Denunziation unter dem Verdacht der Hexerei. Unter Folter "gestand" sie – ihr Todesurteil. Im Juni 1628 wurde Johannes Junius dann selbst verhaftet. Schon beim ersten Verhör wird er "peinlich" vernommen. Nach sechs Tagen ist sein Widerstand gebrochen: Er gesteht die Hinwendung zum Teufel unter Verleugnung Gottes. Trotzdem wird Junius weiter gefoltert und erzwingt damit die Nennung anderer "Hexen". Am 24. Juli 1628 gelingt es Junius, seiner Tochter Veronica einen Brief zu schreiben, der die Empfängerin nie erreichte und so in den Akten erhalten blieb: "Ich bin zu Unrecht in dieses Gefängnis gekommen, ich bin zu Unrecht gefoltert worden und zu Unrecht muss ich sterben", heißt es in dem Brief, ein einmaliges Zeugnis. Am 6. August wird Bürgermeister Junius hingerichtet.
Infos
Der Zeiler Hexenturm hat von April bis Oktober jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr, dienstags und mittwochs für Schulen ab der 4. Grundschulklasse und für Gruppen geöffnet. Von November bis März ist samstags und sonntags von 11.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, jeweils von Dienstag bis Freitag für Schulen und Gruppen.
Kontaktdaten:
Dokumentationszentrum "Zeiler Hexenturm"
Obere Torstraße 14
97475 Zeil am Main
Telefon: 09524 / 949-861