Rekord-Trockenheit Weniger Grundwasser, mehr Feinstaub
Der diesjährige November hat gute Chancen, als der wärmste und trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte einzugehen. In Unterfranken sinken die Wasserspiegel bedrohlich, in Nürnberg ist die Feinstaubbelastung ungewöhnlich hoch.
Axel Bauer, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, treibt die Trockenheit Sorgenfalten auf die Stirn. In einigen Teilen Unterfrankens sind die Pegel kleinerer Flüsse auf einem extrem niedrigen Stand angekommen, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Einige Quellen sprudeln nicht mehr wie sonst um diese Jahreszeit und auch der Grundwasserspiegel ist gesunken.
Brunnen sicher, Quellen nicht
Welche Auswirkungen das auf unser Ökosystem hat, könne man noch nicht sagen, so Bauer. Vor allem die kleineren Spessartgemeinden im Miltenberger und Aschaffenburger Raum könnten bei anhaltender Trockenheit Probleme mit ihrer Wasserversorgung bekommen. Wer Brunnen gegraben hat, ist aus dem Schneider. Wer von Quellen abhängt, muss dagegen bangen. Vor allem der Wasserspiegel der Mud bei Weilbach im Kreis Miltenberg ist außergewöhnlich niedrig und auch die Aschaff bei Goldbach wird beobachtet.
Regen vor dem Winter wichtig
Im Raum Würzburg und Kitzingen sieht Bauer keine Probleme, hier gibt es eine gute Fernwasserversorgung. Bislang ist die Wasserversorgung zwar noch überall sichergestellt. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts hofft trotzdem, dass vor dem Wintereinbruch ein kräftiger Dauerregen einsetzt. Dann könnte noch Wasser in den Boden eindringen, bevor dieser gefriert. Das würde den Grundwasserpegel wieder auf einen normalen Stand bringen.
Feinstaubbelastung steigt
Die seit Wochen anhaltende Trockenheit macht sich auch bei der Feinstaubbelastung in der Nürnberger Innenstadt bemerkbar. An einigen stark belasteten Straßen werden die zulässigen Grenzwerte voraussichtlich an mehr Tagen überschritten als erwartet, sagte Umweltreferent Peter Pluschke im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Beispielsweise läge die Feinstaubbelastung in der Von-der-Thann-Straße in diesem Jahr bereits 32 Mal über dem Grenzwert. Dies hätte noch im Oktober niemand erwartet, staunt Peter Herzner, Chemiker beim städtischen Umweltamt Nürnberg.
Abhängig von der Witterung
Grund dafür sei der fehlende Regen, der den Feinstaub aus der Luft wäscht, erklärt Umweltreferent Pluschke. Dazu gebe es bei der derzeitigen Inversionswetterlage zu wenig Luftdurchmischung. Sollte sich die Wetterlage nicht ändern, dann werde die Grenzwertüberschreitung wohl bald über den erlaubten 35 Tagen im Jahr liegen, ist sich Chemiker Herzner sicher. Die Abhängigkeit der Feinstaubbelastung von der Witterungslage sei offensichtlich.
Grenzwerte gelten seit 1999
Allerdings sind die Werte nicht im gesamten Nürnberger Stadtgebiet gleichermaßen stark gestiegen. So wurden die Grenzwerte um den bislang ebenfalls stark belasteten Bereich am Hauptbahnhof in diesem Jahr erst 26 Mal überschritten. Für Feinstaubpartikel bis zehn Mikrometer Größe gilt eine Obergrenze von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert darf an bis zu 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Beschlossen wurde dieser juristische Grenzwert von der EU 1999. Sie wurde vom Deutschen Bundestag im Juli 2001 übernommen.
Stichwort: Feinstaub
Unsichtbare Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern für eine gewisse Zeit in der Atmosphäre bleiben, nennt man Feinstaub oder Schwebstaub. Auf Englisch heißen die Partikel Particulate Matter, davon leitet sich die Abkürzung PM ab, die man in vielen Verordnungen, Karten und Tabellen findet.
Die Staubteilchen werden je nach Größe in unterschiedliche Fraktionen eingeteilt:
- Zu PM10, dem inhalierbaren Feinstaub, gehören Staubteilchen, deren aerodynamischer Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer, also 10 Millionstel Meter, ist.
- PM2,5 ist die lungengängige Feinfraktion mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer.
- Die kleinsten, ultrafeinen Partikel haben einen Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer und können sich über die Blutbahn im ganzen Körper verteilen.