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Start-ups aus Franken Mit neuen Ideen die Welt verändern

Apple, Facebook und Google haben eines gemeinsam: Es waren Ideen junger Menschen, die als Start-up angefangen haben und zu milliardenschweren Unternehmen heranwuchsen. Gute Visionen kommen aber nicht nur aus Amerika: Auch Franken hat eine blühende Gründerszene zu bieten. Von Jan Degner

Von: Jan Degner, Hochschule Ansbach

Stand: 04.07.2017

Logo für die fränkische "Start-up-Woche", entstanden in Kooperation mit der Hochschule Ansbach | Bild: BR-Studio Franken/Anna Müller (HS Ansbach)

Um zu zeigen, welche innovativen Ideen es im Freistaat gibt, finden immer wieder sogenannte Demo-Nights statt, sowie dieses Jahr in Nürnberg. Der Veranstalter "BayStartUP" bietet hier vielen Jungunternehmern eine Plattform.

Ein Wasser, bitte!

Der Getränkeroboter "Sbotlight"

Bei einer dieser Demo-Nights hat sich auch das Team von "Sbotlight" aus Oberasbach (Lkr. Fürth) vorgestellt. Das Unternehmen existiert seit Februar 2017 und gehört mit den beiden Gründern, dem 20 Jahre alten Saber Kaygusuz und dem 21-jährigen Alexander Brehl, wohl zu den jüngsten Teilnehmern der Demo-Night. Die beiden Freunde haben einen fahrbaren Getränkeroboter entwickelt. Er hat einen acht-Liter-Wassertank. Außerdem kann seine LED-Beleuchtung in jeder gewünschten Unternehmensfarbe leuchten. Inspiriert durch fahrbare Staubsauger, hatten Saber und Alexander vor knapp fünf Jahren die Idee für ihren Roboter. Nun ist die zweite Version fertig. Der "Sbotlight"-Getränkeroboter könnte Firmen helfen, bei ihren Endkunden einen innovationen Eindruck zu hinterlassen, meint Erfinder Saber Kaygusuz.

"Unsere Kunden sollen ihre Kunden faszinieren."

Saber Kaygusuz, Sbotlight

Darüber hinaus hofft der junge Oberasbacher, dass Roboter immer mehr Einzug in den Alltag halten und somit die Akzeptanz gegenüber den intelligenten Maschinen steigt. Das Start-up "Sbotlight" befindet sich noch in seiner Entstehungsphase. Womöglich wird die geplante dritte Version des fahrbaren Getränkeroboters dem Unternehmen einen Schub nach vorne verleihen.

Modisches aus Holz

Eine Fliege von "NATURkult"

Einen Schritt weiter ist der Nürnberger Dominik Riescher. Er ist Geschäftsführer von "NATURkult" – einem Start-up, das Fliegen aus Teakholz produziert. Damit sind allerdings keine Holzversionen der unbeliebten Insekten gemeint, sondern Accessoires, die elegant um den Hals getragen werden. Die Idee dazu hatte Dominik zusammen mit einer Freundin. 2015, während ihres Auslandssemesters in Indonesien, waren die beiden Studierenden von den dortigen Holzarbeiten so fasziniert, dass sie etwas davon nach Deutschland bringen wollten. Es sollte etwas Neues, Nachhaltiges und Modisches sein. Brillen und Uhren aus Holz waren allerdings bereits auf dem Markt. Doch davon wollten sich die beiden nicht abschrecken lassen.

"Wir wollten es besser machen."

Dominik Riescher, NATURkult

Herausgekommen sind handgemachte Querbinder aus recyceltem Teakholz. Das größte Problem für die jungen Franken war die Finanzierung. Mit Hilfe von Crowdfunding hat dies in der sprichwörtlich letzten Sekunde geklappt. Am letzten Tag der Kampagne hatte das Team die benötigten 2.000 Euro zusammen und konnte somit in die erste Produktion gehen. Jede Fliege ist ein Unikat und wird in Indonesien hergestellt. Drei Partner vor Ort sägen, fräsen und schleifen die Modestücke aus dem Holz alter Boote - gegen faire Bezahlung, versichert der Firmengründer. Bisher gibt es die Holzfliegen in drei Versionen sowie in Kindergröße. Als nächstes soll das Sortiment von "NATURkult" um Manschettenknöpfe aus Holz erweitert werden.

Kleidung, die elektrisiert

Das Unternehmen "Wearable Life Science" hat bereits eine breite Angebotspalette. Der 2014 in Nürnberg gegründete Sportswear-Hersteller setzt mit der Bekleidungsserie "Antelope" seine Kunden unter Strom. Elektroden, die in die Kleidungsstücke eingenäht sind, stimulieren durch kleine Stromstöße das darunterliegende Muskelgewebe. Die sogenannte Elektromuskelstimulation (EMS) bewirkt eine Kontraktion der Muskeln, was zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit führen soll. Vom Tank-Top für Bauch und Rücken, den Calf-Guards für die Wadenmuskulatur bis hin zum Suit (Anzug), der alle Hauptmuskelgruppen unterstützt, gibt es für fast jeden Muskel etwas.

Die Erfinder von "Antelope"

Entwickelt wurde dieses Konzept von dem Dreiergespann Philipp Schwarz, Kay Rathschlag und Patrick Thumm. Die EMS-Technik als solches gab es bereits vor Unternehmensgründung. Neu ist jedoch, dass Antelope kein im Fitnessstudio stationärer, mit vielen Kabeln verbundener Trainingsanzug ist. Mit diesem System können Sportler zu jeder Zeit und überall trainieren. Ziel ist, "gleich beim Sport, den man gerne macht, beispielsweise Fußball oder Basketball, fit zu werden", erklärt Gründungsmitglied Philipp Schwarz.

Die Idee dafür kam durch einen sportlichen Misserfolg. Philipp Schwarz nahm 2012 an einem Schwimmmarathon teil – den er nach einem Drittel der Strecke völlig erschöpft abbrechen musste. Kay Rathschlag, der zu dieser Zeit bereits mit EMS arbeitete, ermöglichte Philipp mit diesem System zu trainieren. Mit Erfolg. Die 26 Kilometer lange Etappe schwamm der Diplom-Kaufmann innerhalb von zwölf Stunden. Vom Training und dem Ergebnis begeistert, war der Grundstein für ein erfolgreiches Start-up gelegt. Jahr für Jahr sei das Unternehmen gewachsen. Immer mehr Mitarbeiter kamen hinzu, größere Büros mussten angemietet werden. Firmensitz ist nach wie vor in Nürnberg.

"Wir sehen immer das übernächste Produkt, was jeder haben sollte."

Philipp Schwarz, Wearable Life Science

In Franken gibt es eine Fülle an guten Ideen. Ein fahrbarer Getränkeroboter, modische Querbinder aus Holz und Sportbekleidung, die fit macht: Das sind nur drei Beispiele für Innovatives aus Franken.

Stichwort: Start-up

Obwohl wir täglich Dienstleistungen und Produkte von Start-up-Firmen nutzen, weiß kaum jemand etwas mit diesem Begriff anzufangen. Der Bundesverband Deutsche Start-ups e.V. definiert in seinem Deutschen Start-up Monitor (DSM) von 2016 ein Start-up als ein junges, nicht älter als zehn Jahre altes Unternehmen, das sich in der ersten Phase seines Lebenszyklus befindet. Sie warten mit einer neuen und innovativen Vermarktungsidee auf und die Gründer streben eine Expansion ihres Unternehmens an. Um die Kapitalbasis zu stärken, werden Anteile der Firma verkauft. Laut DSM erhielten nach eigenen Angaben zwei Drittel (68,7 Prozent) der deutschen Start-ups externes Kapital.

Den Großteil an Neugründungen machen IT beziehungsweise Softwareentwicklung aus (15 Prozent). Hochburgen für deutsche Start-up-Gründungen sind Hamburg und München. Wie in den vergangenen Jahren auch liegt Berlin an der Spitze, so der DSM weiter.

Info

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Masterstundenten des Studiengangs "Multimediale Information und Kommunikation" an der Hochschule Ansbach entstanden.


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