Franken - Nachrichten


5

Interview mit Christian Andersen Hürden für Start-ups

Auf dem Weg zum erfolgreichen Start-up stehen junge Unternehmer vor vielen Herausforderungen. Die fehlende Finanzierung ist häufig der Grund, warum Start-ups scheitern. Ein Interview mit Christian Andersen vom Zentrum für digitale Innovationen Würzburg. Von Isabella Biermeier

Von: Isabella Biermeier, Hochschule Ansbach

Stand: 10.07.2017

Taschenrechner, Block und diverse Büro-Utensilien liegen auf einem Tisch. | Bild: colourbox.com

Junge Unternehmen scheitern oft aufgrund finanzieller und rechtlicher Probleme. Wie kann der Businessplan trotz kleinem Budgets umgesetzt werden und wie finden junge Unternehmen geeignete Investoren für ihr Start-up?

Christian Andersen vom Zentrum für digitale Innovationen in Würzburg

Christian Andersen ist der Leiter für Organisation und Planung des Zentrums für digitale Innovationen Mainfranken in Würzburg (ZDI) und gründete selbst einmal ein Start-up, das nach der Startphase wegen fehlender Finanzmittel ohne Erfolg blieb. Seine Erfahrungen teilt er mit jungen Unternehmern. Er unterstützt sie auf der Suche nach Fördermitteln, gibt Finanzierungstipps und berät in rechtlichen Aspekten.

BR Franken: 2005 waren Sie Preisträger des Businessplanwettbewerbs Nordbayern. Mit welcher Geschäftsidee konnten Sie die Wettbewerbs-Juroren überzeugen?

Christian Andersen: Die Idee meines Kollegen und mir war, die biochemischen Prozesse in einer Biogasanlage online zu erfassen und mit dieser Information die Biogasanlagen effizienter zu betreiben. Allerdings scheiterte unser Projekt noch in der Anfangsphase.

Was waren die größten Hürden auf dem Weg zur Gründung?

Christian Andersen: Es fing damit an, dass wir damals Fördermittel beantragen wollten, es aber zunächst keine Stelle für Gründerberatung an der Uni gab, die uns die für unseren Antrag notwendige Unterschrift geben konnte. Nach einem Brief an die Unileitung gab es die Unterschrift und wir hatten mit dem "EXIST"-Gründerstipendium dann für ein Jahr die nötige Finanzierung, um unsere Idee zum Produkt zu machen. Das war viel zu kurz. Wir sind nicht über den Laborstatus hinausgekommen, da die Entwicklung länger gedauert hat als geplant. Unsere Bemühungen für eine Anschlussfinanzierung endeten dann mit den fehlenden Feldversuchen und dem noch nicht vorhandenen Patent, um das wir uns zu spät gekümmert hatten. Zu der Zeit gab es noch keine Gründerberatung an der Uni, die uns bei dem Prozess unterstützt hat.   

Inwieweit tragen Innovationen und die Teilnahme an Gründerwettbewerben zum Unternehmenserfolg bei?

Christian Andersen: Wir haben damals durch die Aufmerksamkeit als Preisträger beim Businessplanwettbewerb Nordbayern Kontakt zu verschiedenen Anwendern bekommen und auch Investoren auf uns aufmerksam gemacht. Heute als Gründerberater am Gründerzentrum habe ich schon viele Gründerteams betreut, die durch Erfolge bei Wettbewerben sehr gute Kontakte bekommen haben. Das Paradebeispiel ist die Firma "iNDTact" aus dem Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) Würzburg, die 2015 den bayerischen und 2016 den deutschen Gründerpreis bekommen hat. Die Aufmerksamkeit und auch das "Gütesiegel" haben dem Unternehmen danach viele Türen aufgemacht. Sie haben sich ein sehr großes Netzwerk aufgebaut und neue Kunden gewonnen. Grundlage für solche Erfolge ist natürlich neben dem guten Team ein innovatives Produkt mit Alleinstellungsmerkmal, das die Lösung für bestehende Probleme bietet. 

Gründer tappen schnell in ein großes Feld an rechtlichen Fettnäpfchen. Was raten Sie Gründern, damit der Markteintritt gelingt?

Christian Andersen: Unbedingt schon vor Beginn die Beratung von Leuten suchen, die etwas davon verstehen. Denn sie stellen wichtige Fragen und denken an Dinge, die man als junger Gründer selbst nicht bedacht hat. Sei es bei der Wahl der Rechtsform, den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, bei Schutzrechten, bei der Vertragsgestaltung oder beim Thema Versicherungen.

Auf eine umfassende Rechtsberatung und Begleitung des Gründers soll gerade zu Beginn nicht verzichtet werden. Wie können sich das Start-ups leisten?

Christian Andersen: Zum einen gibt es kostenfreie Angebote wie beispielsweise hier in Würzburg die Veranstaltungen des IGZ Würzburg, bei denen kompetente Referenten schon viele Fragen in den Seminaren beantworten. Auch die Mitglieder des Unterstützernetzwerks stehen für erste kostenfreie Beratungsgespräche zur Verfügung. Jedem Gründer sollte aber auch klar sein, dass es ohne eigenes finanzielles Commitment nicht geht und man auch eigenes Geld in die Hand nehmen muss, um gerade zu Beginn die Gründung auf rechtlich sichere Beine zu stellen.

Wie viele Start-ups scheitern an finanziellen und rechtlichen Problemen?

Christian Andersen: Es gibt Studien, die sagen, dass neun von zehn Start-ups scheitern. Das ist möglicherweise etwas hoch und deckt sich nicht unbedingt mit meinen persönlichen Erfahrungen. Aber die Zahl an gescheiterten Start-ups ist höher als die von denen, die es geschafft haben. Eine Statistik von CB-Insights (Anm. d. Red.: eine Plattform, die unter anderem Daten von Start-ups analysiert) hat die 20 häufigsten Gründe zusammengestellt, warum Start-ups scheitern. Da liegt die fehlende Finanzierung mit 29 Prozent auf Platz zwei (hinter der fehlenden Nachfrage mit 42 Prozent). Rechtliche Probleme spielen nur bei acht Prozent eine Rolle.

Welche Finanzierungstipps können Sie jungen Unternehmensgründern in der Anfangsphase mit auf den Weg geben?

Christian Andersen: Das ist sehr von der Gründungsidee abhängig. Es macht einen Unterschied, ob ich noch zwei Jahre Entwicklung vor mir habe oder ob ich schon ein verkaufsfertiges Produkt habe, das mir schon Umsatz generiert. Gerade für innovative Produkte gibt es die Möglichkeit Fördermittel einzuwerben, wie zum Beispiel das "EXIST"-Gründerstipendium, die "BayTOU"-Förderung oder den "Start?Zuschuss!". Für manche Produkte ist auch Crowd-Funding eine Möglichkeit. Oft sind aber auch für die ersten Schritte die drei "F"s zur Finanzierung nötig: "family, friends und fools". Wenn man dann eine gewisse Reife erreicht hat, ist man auch für Business-Angel oder andere Investoren interessant.


5