Bayern-Ausstellung "Festungen - Frankens Bollwerke" in Kronach
Kanonendonner, Himmelbetten und ein Ausbrecherkönig: Die Bayern-Ausstellung 2012 "Festungen - Frankens Bollwerke" am Originalschauplatz Festung Rosenberg in Kronach erzählt spannende Geschichten aus sieben Jahrhunderten.
Die trutzige Festung Rosenberg ist das Exponat schlechthin: massive Wallmauern, steinerne Bastionen, dazu repräsentativer Bauschmuck am militärischen Zweckbau. Da wundert sich der Ausstellungsbesucher nicht, dass eine der größten Festungsanlagen Deutschlands nie eingenommen wurde. Dabei bekommt er auf gut 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Fürstenbau einen guten Einblick in allerhand Kriegsgerät, mit dem einst gegen dieses Bollwerk vorgegangen wurde.
Pulverqualm um zwölf Festungen
Das Haus der Bayerischen Geschichte und die Stadt Kronach präsentieren am Beispiel von zwölf fränkischen Festungen, wie sich der Pulverqualm und Kanonendonner im Laufe der Jahrhunderte verdichtete - und wieder verflüchtigte. Für Projektleiter Michael Nadler hat diese Ausstellung mit 75 hochkarätigen Originalexponaten einen "hohen Erlebniswert": "Sie ist nicht nur zum Anschauen da, sondern regt auch zum Schmunzeln an", sagt Nadler. Dazu dienen auch spielerische Mitmachstationen. So kann sich jeder zum Beispiel seine eigene Festung mit Bauklötzen schaffen. Oder an einer Messlatte nachprüfen, ob er als Soldat die Mindestgröße für die königliche Armee ab dem Jahr 1806 erreicht hat.
Geschichte und Geschichten rund um die Festung Rosenberg
Festung Rosenberg in Kronach
Die Festung Rosenberg ist Originalschauplatz der Bayern-Ausstellung. Sie gehört zu den größten Festungsanlagen Deutschlands. Als nördlicher Eckpfeiler des Hochstifts Bamberg beherrschte sie jahrhundertelang das Gebiet um Kronach. Der Rosenberg wurde zwar immer wieder belagert, aber nie eingenommen.
Handmörser
Kanone von 1739
Wülzburg
Kronacher Stadtwappen
Plassenburg
Einzug Napoleons
Französische Kriegsgefangene
Strickleiter
Was die Stadt zur Festung macht
Bis zur Erfindung des Schießpulvers waren die herkömmlichen Burgmauern stabil genug gegen Angriffe. Doch die neuen Feuerwaffen schlugen ein: Kanonenkugeln durchbrachen sie. Auch in Franken mussten die Fürsten ihre Verteidigungsanlagen zu Festungen ausbauen. Die Ausstellung zeigt sowohl Kanonen samt Kugeln als auch die Vermessungsinstrumente, mit denen Ingenieure etwa den Rosenberg oder die Wülzburg bei Weißenburg zur fünfeckigen Festung mit vorspringenden Bastionen ohne "toten Winkel" umwandelten. Diese neuartigen Befestigungen trotzten den Geschützen. Sie machten eine Burg oder Stadt zur "Festung".
Im Schlafzimmer des Fürstbischofs
Alles andere als ein friedliches Ambiente umgibt das Schlafzimmer des Fürstbischofs als Ausstellungsraum: Steinschlosspistolen von 1720 liegen dort. Eine lebensgroße Puppe trägt die Artillerieuniform der Garnisonskompanie auf der Festung Rosenberg vor 1802. Im nächsten Raum prangt ein Himmelbett und zeugt ein mit Geschirr gedeckter Tisch davon, dass auf einer Festung nicht nur Militär lebte. Gleichwohl nimmt der verheerende Kriegszug des Kulmbacher Markgrafen Albrecht Alkibiades 1552-1554 einen prominenten Ausstellungsplatz ein. Dieser Krieg führte in Franken zu einem Boom des Festungsbaus. Beispiele sind die Würzburger Festung Marienberg, die Veste Coburg und nicht zuletzt der Rosenberg. Auch die harten Bewährungsproben, die die Festungen Frankens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bestehen mussten, werden visualisiert.
Promis auf dem Rosenberg
Bildergalerie
Kein Geringerer als Napoleon, Kaiser der Franzosen, zog 1806 auf der Festung Rosenberg ein. Zur Versorgung seiner Truppen ließ er über 150.000 Rationen Zwieback einholen: anschaulich dargestellt in der Ausstellung mit aufgereihten Portionen. Ein weiterer prominenter Franzose auf dem Rosenberg war der junge Hauptmann Charles de Gaulle. Die Festung diente im Ersten Weltkrieg als Offiziersgefangenenlager. De Gaulle versuchte, in Kronach zu entkommen, sodass er 1918 auf die Festung Wülzburg verlegt wurde. Auch dort unternahm er Fluchtversuche, was ihm 1926 die französische "Ehrenmedaille für Ausbrecher" einbrachte.
Fußfessel im Zuchthaus
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verloren die fränkischen Festungen ihre militärische Bedeutung, zumal die Waffentechnik rasante Fortschritte machte. Die Festungen wurden Gefängnis oder Zuchthaus, wie eine Fußfessel mit Kugel aus der Veste Coburg belegt. Heute sind die Festungen beliebte Reiseziele für Touristen.
Weitere Informationen
Die Bayern-Ausstellung "Festungen – Frankens Bollwerke" ist im Fürstenbau der Festung Rosenberg in Kronach vom 17. Mai bis 21. Oktober 2012 zu sehen. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, jeweils 9.30 bis 17.30 Uhr. Mehr Informationen dazu im Internet:
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Eberhard Binder, Freitag, 20.Juli 2012, 17:23 Uhr
1.
Schöne Ausstellung...
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